Aus Sicht der türkischen Staatsanwaltschaft hat die Herzogin von York, Sarah Ferguson, die Privatsphäre von Waisenkindern verletzt.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

York - Muss sich die Herzogin von York auf zwanzig Jahre in einem türkischen Kerker einrichten? Ginge es nach den türkischen Behörden, stünde sie schon morgen vor Gericht. Sarah Ferguson aber - oder Fergie, wie die Zeitungen in London sie lieber nennen - ist "unbesorgt". Der britische Staat und die Königin von England halten, glaubt sie, die Hände schützend über sie.

 

Auch wenn sie der Ex-Schwiegermama Kummer genug bereitet und sich zuletzt nicht mit Ehre bekleckert hat - das ist ja noch kein Grund, sie hinter Schloss und Riegel zu setzen. Angst vor einer Auslieferung an Ankara hat die Dutchess also nicht. Außerdem hält sie zwei Asse im Ärmel, die sie vor Unbill bewahren sollten: ihre Töchter Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie, immerhin Nummer fünf und sechs der englischen Thronfolge.

Sie selbst versteht die Aufregung nicht

Wieder mal ist Sarah Ferguson also in die Schlagzeilen geraten - diesmal allerdings für Vorfälle, die mehr als drei Jahre zurückliegen. 2008 war sie mit Eugenie und einem britischen Filmteam in die Türkei geflogen, um heimlich eine Dokumentation über unmenschliche Behandlung türkischer Waisenkinder zu drehen. Eines der Heime hatte sie inkognito in Kopftuch und Perücke besucht. In ein anderes hatte Eugenie sie begleitet, die hernach in Tränen aufgelöst vor der Kamera erschien: Die Zustände in dem Heim hätten ihr "die Augen geöffnet" und sie "ganz wütend" gemacht.

Die Ausstrahlung der Sendung in England hatte wiederum die türkische Regierung in Rage versetzt. Die Herzogin, hieß es, versuche die Türkei "durch den Schmutz zu ziehen" und Bemühungen Ankaras um Aufnahme in die EU zu sabotieren. Nun, mehr als drei Jahre später, ist von einem türkischen Gericht Anklage gegen Fergie erhoben worden. Unter den strengen Mediengesetzen des Landes droht der Herzogin eine langjährige Gefängnisstrafe.

Sie selbst versteht die ganze Aufregung im Grunde gar nicht. Schon früher hatte sie erklärt, sei sei ja nur "als Mutter" an dem Film interessiert gewesen - und weil "das stille Flüstern jener Kinder" ihr in der Seele schmerzte. Im Übrigen sei sie "vollkommen apolitisch". Und übrigens auch "für alle Glaubensrichtungen offen". Dass nun ein Verfahren gegen sie angestrengt werden solle, komme für sie "völlig überraschend", machte sie gestern deutlich.

Die Familie ist peinlich berührt

Zumal die britischen Behörden die türkischen schon in der Vergangenheit hatten wissen lassen, dass sie "aus Gründen der Souveränität, der staatlichen Sicherheit und der öffentlichen Ordnung" niemals von London an irgendwelche andere Staaten ausgeliefert werden könne. Wenn schon nicht um die öffentliche Ordnung, so doch zumindest um die Auflagen der britischen Boulevardpresse hat sich die frühere Gemahlin von Prinz Andrew in der Tat über die Jahre verdient gemacht.

Nicht nur ihre diversen Affären und ihre freimütigen Äußerungen über die lieben Windsors haben die 52-Jährige in den Stand eines Medienlieblings erhoben. Sie hat sich auch durch mehrere Fernsehprogramme, in denen sie arme Familien in Nordengland über einen vernünftigen Lebensstil aufklärte, fortwährende Präsenz im Rampenlicht der Nation verschafft.

Den ihr selbst wegen allzu luxuriöser Lebenshaltung drohenden Bankrott hat sie dadurch abzuwenden gesucht, dass sie Geschäftsleuten gegen Gebühr Zugang zu ihrem Ex-Gatten offerierte. Die unerwartete Enthüllung dieses Arrangements kostete sie leider die Einladung zu Prinz Williams Hochzeit mit Kate Middleton im vergangenen April. Den Royals ist die Verbindung zu ihr etwas peinlich geworden. Aber sie selbst steht "hundertprozentig hinter Ihrer Majestät - mehr als sonst jemand in der Welt". Hinter dem Rücken der Monarchin glaubt Fergie sich sicher. Einen Urlaub in der Türkei plant sie allerdings fürs Erste nicht.