Die Drama Group am Böblinger Max-Planck-Gymnasium spielt zwei Einakter.

Böblingen - Viel Lob war zuletzt in der Aula am Murkenbach zu hören. Das Premierenpublikum von James Saunders‘ „Over the Wall“, der neuesten englischsprachigen Theaterproduktion der MPG Drama Group, zeigte sich begeistert. Die erste Aufführung der Gruppe seit nunmehr zwei Jahren überzeugte mit ihrer kleinen, aber feinen Besetzung aus sechs Schülerinnen der Kursstufe (Lea Bährle, Marie Flügel, Jil Haas, Jolina Horn, Lea Lesch und Paula Semar) unter der dynamischen Regie der langjährigen AG-Leiterin Kristina Kraemer.

 

Ein schlichtes Bühnenbild und eine unaufgeregte, aber punktgenaue Technik (Jannik Schwarz, Ralf Gärtner und Jonathan Lipps) ermöglichen es den Darstellerinnen, ganz im Fokus der Inszenierung zu stehen. Da sich das Stück aus zwei Einaktern zusammensetzt, die nur lose durch ihre Thematik und ein symbolträchtiges Goldfischglas verknüpft sind, können die Schauspielerinnen ihre Wandelbarkeit in unterschiedlichen Rollen unter Beweis stellen.

Stück in zwei Einakter aufgeteilt

Im ersten Teil spielen die meisten von ihnen Menschen, die ihre Neugier verloren haben – die Neugier darauf, Fragen zu stellen, auf die es keine einfache Antwort gibt, und die Neugier auf neue Gedanken und Erkenntnisse. Stattdessen bestehen sie darauf, mit ihrem Leben zufrieden zu sein, betrachten Goldfische in ihren Gläsern und akzeptieren alles – auch eine gewaltige Mauer, die sie nicht überqueren können. Das regte die Zuschauer zum Nachdenken über den eigenen Umgang mit existenziellen Fragen an.

Der zweite Teil legte mit einer nicht minder nachdenklich stimmenden Thematik nach: Zwei Wanderinnen, Mrs. Jones und Mrs. Smith (mit überzeugender Dynamik dargestellt von Paula Semar und Lea Lesch), wollen nach einem langen Marsch in ihrem Hotel einchecken, dessen Angestellte von Anfang an eher exzentrisch, die ältere Dauergästin Mrs. Blake nahezu feindselig wirken. Hier glänzten Lea Bährle als treudoofe Rezeptionistin und Jil Haas als Hotelmanagerin mit überfreundlicher Fassade.

In dieser Konfrontation wird ausgelotet, wie machtlos die Opfer von Diskriminierung und Hass in solchen Situationen sind und wie ihnen keine Chance bleibt, sich aus dieser Lage zu befreien. Die Macht und Kontrolle der einzelnen Personen über die Situation verschieben sich in dieser Szene immer wieder und entwickeln eine komplexe Dynamik, sodass sich das Publikum am Ende dieselbe Frage stellt wie die erschütterte Mrs. Jones: „How did it happen?“