Von 1978 bis 1981 hat er die Schauspielschule in Stuttgart besucht: Jetzt gibt der frühpensionierte Fernsehtalker Harald Schmidt jungen Talenten Tipps, worauf es in der Branche ankommt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Drei Eigenschaften hält Harald Schmidt für „unverzichtbar“ bei Studierenden einer Schauspielschule: „Größenwahn, Irrsinn und Realitätsverlust.“ Der frühpensionierte Fernsehtalker, der im August seinen 60. Geburtstag feiert, macht sich in der Öffentlichkeit rar. Der Nachwuchs seiner Branche liegt ihm aber so sehr am Herzen, dass er sich jetzt mal wieder aus der Deckung gewagt hat. Die jungen Talente, erklärte er zum Jubiläum seiner einstigen Ausbildungsstätte in Stuttgart, sollten früh lernen, mehr aufs Handwerk zu setzen und weniger auf die Kunst. Für die Bühne gelte es, frei nach dem US-Schauspieler Robert Mitchum, einfache Grundregeln zu beherzigen: stets den Text lernen, nicht an Möbel stoßen und den Kollegen keinen Schatten machen.

 

Stuttgarter Schauspielschule feiert 75. Geburtstag

Die Stuttgarter Schauspielschule, die Nürtingens großer Sohn von 1978 bis 1981 besucht hat, feiert in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Aus diesem Anlass hat der Entertainer in der ihm eigenen Art Gedanken formuliert, worauf es ankommt, wenn man auf Bühnen oder in Fernsehstudios Karriere machen will. Nachzulesen ist’s im neuen „Spektrum“, dem Magazin der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Schmidt, der sein Engagement im neuen Schwarzwald-„Tatort“ angeblich aus finanziellen Gründen kurz vor Drehstart abgesagt hat, rühmt die Schauspielschule als „gutes Überlebenstraining“ und nennt zwei Beispiele aus seiner Zeit: Wenig Chancen hätten die Dozenten damals dem heutigen Kinostar Ulrich Tukur und ihm gegeben. Die Schulgenies allerdings, über die man vor fast 40 Jahren gesagt habe, sie seien „für die Schaubühne“ geschaffen, habe man häufig kurze Zeit später „hinter der Supermarktkasse“ gesehen, oder sie seien zurück zu den Eltern gezogen. Merke: Gute Beurteilungen von Lehrern sagen rein gar nix aus.

17 Tage Bordaufenthalt, zwei Drehtage für das „Traumschiff“

Die Frage, ob es für die Studierenden wichtig sei, eigene und selbst geschriebene Botschaften auf die Bühne zu bringen, beantwortet Schmidt mit einem Hüsteln: „Äh, also, wer lange Jahre Kleist oder Shakespeare spielt, glaubt leicht, es wären seine eigenen Gedanken. Meine Erfahrungen sagen: Wenn Schauspielerinnen und Schauspieler anfangen, eigene Botschaften oder Texte vorzutragen, sollte man dringend das Kind aus der Kita abholen müssen oder so.“

Schmidt, der zuletzt für das „Traumschiff“ vor der Kamera stand („17 Tage Bordaufenthalt, zwei Drehtage“), plädiert dafür, keinen Unterschied zwischen Leben und Kunst zu machen: „Man muss einfach die Parkplatzsuche am verkaufsoffenen Sonntag zu einer Kunstaktion erklären.“