Vor drei Jahren wurde Lara von Ditzingen nach Polen entführt – von ihrer eigenen Mutter. Der Verhandlung vor dem Ludwigsburger Familiengericht blieb sie fern.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Das Ludwigsburger Familiengericht hat sich an diesem Dienstag in einer nicht-öffentlichen Verhandlung erneut mit dem Fall Lara befasst – allerdings in Abwesenheit des Mädchens und seiner polnischen Mutter Joanna S. Die 38-Jährige hat ihre Tochter vor rund drei Jahren von Ditzingen nach Polen entführt, seither versucht Laras deutscher Vater, das inzwischen achtjährige Kind zurück zu bekommen. Warum Joanna S. der Verhandlung fernblieb, obwohl sie explizit dazu geladen war, ist unklar. „Die Abwesenheit behindert die Entscheidung nicht“, erklärte ein Gerichtssprecher.

 

Der Familienrichter muss in den kommenden Wochen über mehrere Anträge entscheiden, die nun erstmals erörtert wurden und für die weitere Entwicklung des Falls entscheidende Bedeutung haben. So hat das Amtsgericht Stettin beantragt, die Zuständigkeit für das Verfahren von Deutschland nach Polen zu übertragen. Laras Vater Thomas Karzelek will genau das verhindern. Er hat das alleinige Sorgerecht für Lara und macht die polnische Justiz dafür verantwortlich, dass das Kind noch immer in Polen ist – obwohl die dortige Polizei das Versteck im April dieses Jahres ausfindig gemacht hat. Mit nach Hause nehmen durfte Karzelek das Mädchen danach nicht. Die Behörden vor Ort entschieden, dass Lara bei ihrer Mutter, der Entführerin, besser aufgehoben sei.

Der Vater fordert Schutzmaßnahmen für seine entführte Tochter

„Ich habe beantragt, dass jetzt Schutzmaßnahmen ergriffen werden“, sagte Karzelek am Dienstag nach der Verhandlung. Er möchte, dass das Ludwigsburger Gericht anordnet, dass Lara ihrer Mutter entzogen und übergangsweise in einem Heim untergebracht wird. Zuletzt gesehen hat er seine Tochter vor sieben Monaten, als er Lara im Beisein einer polnischen Psychologin mehrfach besuchen durfte. Die Sachverständige wurde jetzt in Ludwigsburg als Zeugin befragt und zeichnete nach Karzeleks Angaben ein eher positives Bild. „Sie hat beschrieben, dass Lara eine enge Bindung zu mir und keine Ängste vor mir hat“, berichtet der 46-Jährige. Er selbst habe dem Richter Videos und Fotos gezeigt, auf denen zu sehen ist, wie er im Mai mit seiner Tochter lacht und spielt. Von Bedeutung ist das, weil die polnische Seite behauptet, sie könne Lara nicht an Karzelek übergeben, weil das Kind Angst vor dem Vater habe.

Der Richter muss die Ergebnisse der mündlichen Verhandlung prüfen und wird dann über die Anträge entscheiden. Dies kann mehrere Wochen dauern.