Nach dem Aus für die Alternative Wartberg sind in Sachen Entrauchungsanlage noch viele Fragen offen. Eines steht jedoch fest: weder Senioren noch Schüler wollen im Ernstfall die Schwaden abbekommen.

Stuttgart - Nachdem das Eisenbahnbundesamt (Eba) der Deutschen Bahn die Genehmigung versagt hat, das Entrauchungsbauwerk für den Pragtunnel und den S-21-Tiefbahnhof am Standort Wartberg zu errichten (die StZ berichtete), stellt sich die Frage, ob die Anlage nun doch am ursprünglichen, genehmigten Ort gebaut wird: inmitten der luxuriösen Seniorenwohnanlage Augustinum auf dem Killesberg. Also dort, wo gut betuchte Mieter monatlich zwischen 2500 und 3800 Euro für ein Appartement bezahlen.

 

Ein kategorisches Nein war bisher nicht zu vernehmen: Das S-21-Kommunikationsbüro verlautbarte, es sei „nach wie vor das Ziel, die bereits planfestgestellte Entrauchung beim später errichteten Augustinum zu vermeiden“. Und Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) sagte: „Ob dies die Rückkehr zum Standort Augustinum bedeutet, ist offen.“ Für die Verantwortlichen der Anlage in München ist die Errichtung eines 27 mal 23 Meter langen und bis zu elf Meter hohen Gebäudes (mit doppelt so hohem Kamin) weit weg: Man sei nur Mieter, zuständig sei die Deutsche Fonds Holding, von der bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme eingegangen war.

Zwischenzeitlich sei der Brandschutz aktualisiert worden

Die ursprüngliche Lage dieses Bauwerks hatte der Gemeinderat bereits 2006 für unbefriedigend erachtet und mit der Bahn untersucht, „ob eine Verlegung an eine weniger sensible Stelle technisch machbar ist“. Gemeint war die Rettungszufahrt am so genannten Zwischenangriff Prag, dem Zugangsstollen zum Feuerbacher Tunnel. Ein Jahr nachdem der Gemeinderat die Einleitung eines Planänderungsverfahrens zur Kenntnis genommen hatte, kam nun das Aus. Laut Eba konnte „der Nachweis der Wirksamkeit der Entrauchung der Tunnel in der beantragten Weise“ nicht erbracht werden. Zwischenzeitlich sei der Brandschutz aktualisiert worden.

Die Absage des Eba dürfte die Feuerwehr nicht überraschen. Sie hatte schon am 6. Juli vergangenen Jahres erklärt, die mit den Planunterlagen eingereichte Simulation einer Brandlöschung entspreche nicht mehr den Richtlinien. Weil die Anlage nicht nur den Feuerbacher Tunnel entrauchen soll, sondern auch den weit entfernten Tiefbahnhof, seien falsche Eingangsparameter zugrunde gelegt worden. Auch entspreche eine trockene Löschwasserleitung – also eine, in die das Löschwasser erst im Brandfall durch die Feuerwehr eingespeist wird – nicht den Ansprüchen. Der Fall veranlasste die Grünen-Fraktion im Gemeinderat, einen Zwischenbericht zum neuen Konzept für den Brandschutz und das Rettungswesen anzumahnen.

Keiner will den Rauch abbekommen

Fraktionschef Peter Pätzold erinnert an die Kritik des Netzwerks Killesberg, des Umweltamts und der Feuerwehr, die von Anfang gesagt hätten, die Anlage sei zu weit vom Hauptbahnhof entfernt, um ihn wirksam zu entrauchen. Pätzold verweist auch auf die „neuen virtuellen Darstellungen des Tiefbahnhofs“, die jetzt Fluchttreppenhäuser enthielten. Diese könnten eine Lösung darstellen, verkleinerten aber die Bahnsteigflächen und bildeten zusätzliche Engstellen. Deshalb verlangen die grünen Projektgegner eine Stellungnahme im Technischen Ausschuss direkt nach der Sommerpause. Auch die Entrauchungskonzepte und -bauwerke der Tunnelröhren sollen präsentiert werden. Im Nordkopf ist derzeit nur noch eine dieser Anlagen aktuell – und dagegen laufen die Lehrer des Schulzentrums Nord Sturm.

Ob Senioren oder Schüler – keiner will im Ernstfall den Rauch abbekommen.