Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Das ganze Thema ist ähnlich komplex wie einst der Präzedenzfall von Oscar Pistorius. Verkompliziert wird Rehms Fall durch die Besonderheiten des Weitsprungs, also die Kombination aus Springen und Laufen. Im Grunde geht es darum, horizontale Geschwindigkeit (Anlauf) in vertikale Geschwindigkeit (Absprung) umzusetzen. Neben dem richtigen Absprungwinkel ist der Energieverlust beim Absprung ein entscheidendes Kriterium. Die Messungen haben laut DLV ergeben, dass Rehm beim Absprung eine Geschwindigkeit von 9,73 Metern pro Sekunde hatte, der Ulm-Zweite Christian Reif lag bei 10,74. Das nähre die Zweifel daran, dass die mechanischen Bedingungen vergleichbar sind – von Rehms Karbonfeder und Reifs Muskelsehnensystem.

 

Die Geschwindigkeitsnachteile im Anlauf kompensiere Rehm durch eine „unglaubliche Absprungeffizienz“, sagte Gonschinska. Der Biomechaniker Veit Wank von der Uni Tübingen sprach von einer Energiespeicherung von 95 Prozent beim Absprung durch die Karbonprothese – ein Wert, von dem das menschliche Sprunggelenk weit entfernt sei. Der Fuß eines Christian Reif, so der DLV, könne beim Absprung nicht annähernd mit den Kräften mithalten, die bei einer Prothese wirkten. „Er würde kollabieren“, sagte Gonschinska: „Es ist also eine nicht vergleichbare Situation.“

Bedauern und Kritik vom Behindertensport

Der DLV verwies auch darauf, dass er aus drei Sportlern auswählen musste, von denen er nur zwei nominieren durfte: Sebastian Bayer, Julian Howard und eben Markus Rehm; Christian Reif hatte als einziger alle Kriterien für die Nominierung erfüllt. Allerdings hätte der DLV Rehm auch dann nicht nominiert, wenn er als einziger Kandidat zur Wahl gestanden hätte. Christian Reif, der Europameister von 2010, meldete sich nach der Entscheidung zu Wort. „Danke Markus, du hast allen gezeigt, wozu ein Sportler mit Behinderung fähig ist“, sagte er: „Vorteil hin oder her, für mich bist du ein Gewinner.“ Der Deutsche Behindertensport bedauerte die Nichtnominierung: „Ich hätte dem DLV gewünscht, mutiger zu sein“, sagte der Vizepräsident Karl Quade: „Die Untersuchung in Ulm ist keine solide Basis. Dass man daraus valide ableiten kann, Rehm hätte einen Vorteil, erkenne ich nicht.“ Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, sagte: „Die Messungen, die unzureichend waren mit Video und Geschwindigkeitsmessung, als Grundlage zu nehmen, finde ich nicht aussagekräftig.“ Sie hätte sich vom DLV ein Statement für die Inklusion gewünscht: „Es wäre konsequent gewesen und eine politische Entscheidung.“

Und nun? Prokop zufolge sucht man schon länger nach einer Lösung. Auf ein aufwendiges Gutachten sei Anfang des Jahres aus Kostengründen verzichtet worden. Überhaupt sei der Umgang mit Athleten, die Prothesen benötigen, nur auf der Ebene des Weltsports zu lösen.

Komplexe Überlegungen

Das ganze Thema ist ähnlich komplex wie einst der Präzedenzfall von Oscar Pistorius. Verkompliziert wird Rehms Fall durch die Besonderheiten des Weitsprungs, also die Kombination aus Springen und Laufen. Im Grunde geht es darum, horizontale Geschwindigkeit (Anlauf) in vertikale Geschwindigkeit (Absprung) umzusetzen. Neben dem richtigen Absprungwinkel ist der Energieverlust beim Absprung ein entscheidendes Kriterium. Die Messungen haben laut DLV ergeben, dass Rehm beim Absprung eine Geschwindigkeit von 9,73 Metern pro Sekunde hatte, der Ulm-Zweite Christian Reif lag bei 10,74. Das nähre die Zweifel daran, dass die mechanischen Bedingungen vergleichbar sind – von Rehms Karbonfeder und Reifs Muskelsehnensystem.

Die Geschwindigkeitsnachteile im Anlauf kompensiere Rehm durch eine „unglaubliche Absprungeffizienz“, sagte Gonschinska. Der Biomechaniker Veit Wank von der Uni Tübingen sprach von einer Energiespeicherung von 95 Prozent beim Absprung durch die Karbonprothese – ein Wert, von dem das menschliche Sprunggelenk weit entfernt sei. Der Fuß eines Christian Reif, so der DLV, könne beim Absprung nicht annähernd mit den Kräften mithalten, die bei einer Prothese wirkten. „Er würde kollabieren“, sagte Gonschinska: „Es ist also eine nicht vergleichbare Situation.“

Bedauern und Kritik vom Behindertensport

Der DLV verwies auch darauf, dass er aus drei Sportlern auswählen musste, von denen er nur zwei nominieren durfte: Sebastian Bayer, Julian Howard und eben Markus Rehm; Christian Reif hatte als einziger alle Kriterien für die Nominierung erfüllt. Allerdings hätte der DLV Rehm auch dann nicht nominiert, wenn er als einziger Kandidat zur Wahl gestanden hätte. Christian Reif, der Europameister von 2010, meldete sich nach der Entscheidung zu Wort. „Danke Markus, du hast allen gezeigt, wozu ein Sportler mit Behinderung fähig ist“, sagte er: „Vorteil hin oder her, für mich bist du ein Gewinner.“ Der Deutsche Behindertensport bedauerte die Nichtnominierung: „Ich hätte dem DLV gewünscht, mutiger zu sein“, sagte der Vizepräsident Karl Quade: „Die Untersuchung in Ulm ist keine solide Basis. Dass man daraus valide ableiten kann, Rehm hätte einen Vorteil, erkenne ich nicht.“ Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, sagte: „Die Messungen, die unzureichend waren mit Video und Geschwindigkeitsmessung, als Grundlage zu nehmen, finde ich nicht aussagekräftig.“ Sie hätte sich vom DLV ein Statement für die Inklusion gewünscht: „Es wäre konsequent gewesen und eine politische Entscheidung.“

Und nun? Prokop zufolge sucht man schon länger nach einer Lösung. Auf ein aufwendiges Gutachten sei Anfang des Jahres aus Kostengründen verzichtet worden. Überhaupt sei der Umgang mit Athleten, die Prothesen benötigen, nur auf der Ebene des Weltsports zu lösen.