Das Wasser im Ludwigsburger Bad Hoheneck hat einen besonders hohen Salzgehalt und gilt als heilend. Dabei war die Entdeckung der Kochsalzquelle vor 111 Jahren eher zufällig.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Ludwigsburg - Ein kurzes Platschen, dann steht Rita Greiner bis zur Hüfte im Schwimmbecken. Das 34 Grad warme Wasser schwappt seitlich an ihr hoch, sie zupft ihre graue Badekappe zurecht und taucht mit dem Kopf einmal kurz unter. „Das Mediterraneum ist mein Lieblingsbecken, hier komme ich immer wieder gerne her“, sagt die 68-Jährige prustend, nachdem sie wieder aus dem solehaltigen Wasser auftaucht.

 

Das Mediterraneum ist mit 95 Quadratmetern das kleinste Becken des Heilbads Hockeneck in Ludwigsburg. Das angenehm temperierte Wasser mit 4,2 Prozent Natur-Sole-Gehalt entspannt mit dem ersten Eintauchen. Die enthaltene Sole wirkt sich positiv auf körperliche Gebrechen aus, sie unterstützt beispielsweise den Heilungsprozess bei Rheuma, Ischias oder Hexenschuss. „Ich kam das erste Mal vor gut zehn Jahren ins Heilbad, damals hatte ich so Probleme mit meinem Rücken. Seit ich regelmäßig hier schwimmen gehe und bei der Wassergymnastik mitmache, ist der Rücken viel besser geworden“, sagt Greiner sichtlich erfreut.

Kalium und Magnesium müssen dem Körper zugeführt werden

In dem solehaltigen Wasser sind verschiedene Mineralsalze enthalten, insbesondere Kochsalz, Glaubersalz und Bittersalz. Diese natürlichen Salze braucht der Körper, um ausgewogen funktionieren zu können. Die im Mineralsalz enthaltenen Stoffe wie Kalium oder Magnesium kann der Organismus nicht selbstständig herstellen, sie müssen dem Körper über die Nahrung oder auf einem anderen Weg zugeführt werden. Die Mineralstoffe übernehmen viele wichtige Aufgaben im menschlichen Stoffwechsel, sie dienen als Botenstoffe für Sauerstoff, sind verantwortlich für den Wasserhaushalt, wichtig für den Knochenbau und leiten Reize vom zentralen Nervensystem im Gehirn an Nerven und Muskeln weiter.

Neben dem Mediterraneum gibt es im Heilbad noch zwei weitere Becken, das 165 Quadratmeter große Freibecken, mit Blick auf den Park rund um das Heilbad und das Bewegungsbecken. Die Gymnastikeinheiten finden im Bad einmal pro Stunde im 315 Quadratmeter großen Bewegungsbecken statt. Hier liegt der Gehalt der Natur-Sole des Wassers bei 2,2 Prozent. „Ich finde die Gymnastik im Schwimmbad toll, dabei bleibt man wirklich fit und beweglich und Spaß macht es auch noch“, sagt Rita Greiner und lacht. „Außerdem treffe ich hier meine ganzen Bekannten, wir sind schon eine richtige kleine Gruppe und gehen immer zusammen schwimmen, so oft wir können“, ergänzt die 68-jährige Rentnerin.

Ihre Badebekanntschaften empfinden das solehaltige Heilwasser ebenfalls als sehr angenehm und wohltuend, ein älterer Herr aus der Gruppe weiß sogar: „Das Heilbad Hoheneck ist eine staatlich anerkannte Heilquelle.“ Das belegen zwei Sachgutachten, in denen die chemische Zusammensetzung des Heilwassers im Auftrag der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) im Jahr 2015 analysiert wurde.

Anfangs gab es noch Holzwannen

Am 14. Juli 2018 feiert das Heilbad Hoheneck seinen 111. Geburtstag. Seit 1907 wird die aus dem Buntsandstein in 148 Metern Tiefe emporsteigende sulfathaltige Sole für das Wasser im Heilbad verwendet. Dabei war die Entdeckung der Kochsalzquelle in Hoheneck eher überraschend, die Ludwigsburger waren bei der Grabung ursprünglich auf der Suche nach Trinkwasser.

Bei der Eröffnung des Heilbads wurde anfangs noch in Holzwannen gebadet. Mit der Zeit stieg die Besucherzahl immer weiter an, 1926 wurde der 40 000. Badegast in Hoheneck begrüßt. 1978 erhielt das Bad eine aufwendige Sanierung, für 10,3 Millionen Mark verschwanden die Holzwannen und mussten modernen Schwimmbecken weichen. Die Sanierung hat an der Beliebtheit der Hohenecker Sole im Ludwigsburger Heilbad nichts verändert, im Gegenteil. 2017 kamen rund 149 590 Gäste zum Schwimmen und Entspannen hier her.

Bevor Rita Greiner zum Abschluss ihres Besuches in ihr Lieblingsbecken steigt, geht es mit ihrer Schwimmbadgruppe noch in das 45 Grad heiße Dampfbad. Der heutige Aufguss: Eisminze. Beim Betreten des kleinen Raumes ist der Nebel so dicht, dass man die Gesichter der übrigen Gäste nur schemenhaft erkennt, zusammen mit ihren Bekannten schwitzt und entschlackt die Seniorin eine gute Viertelstunde. Dann hat sie genug, läuft ein paar Schritte über die hellen Fliesen und taucht freudig in das warme Wasser des Mediterraneums ein.