Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Eine Auswahl an Auseinandersetzungen mit einem der aufregendsten Jahre in der Geschichte New York Citys (und der Popkultur):

 

Die TV-Serie Baz Luhrmann erzählt in dem Musikdrama „The Get Down“ (auf Netflix) eine Romeo-und-Julia-Story zwischen Hip-Hop und Disco, Kleinkriminellen und Bauspekulanten – eine kunterbunte Zeitreise.

Der Roman Garth Risk Hallberg beschreibt in dem Roman „City On Fire“ New York als Stadt im Ausnahmezustand. Eine Krimi, eine Coming-of-Age-Story, die Bestandsaufnahme einer Umbruchzeit (S. Fischer Verlag, Frankfurt, 1080 Seiten, 25 Euro).

Die Dokumentation Vom Stromausfall über Disco bis zur sexuellen Revolte – Henry Corra dokumentierte in seinem für einen Emmy nominierten Film „NY77: The Coolest Year In Hell“ (2007) ein durch und durch turbulentes Jahr (über die Videoportale Youtube und Vimeo abrufbar).

Außerdem füllt der erst 38-jährige Hallberg sein Buch (für das ihm sein US-Verlag rund zwei Millionen Dollar Vorschuss zahlte) mit Geschäftemachern, Journalisten, Polizisten, einem Lehrer, der davon träumt, den großen amerikanischen Roman zu schreiben, und einer Anarchistentruppe, die sich Post-humanistische Phalanx nennt. „City On Fire“ verzahnt diese Geschichten so virtuos, ist so aufregend erzählt, dass ein einzigartiges New-York-Panoptikum des Jahres 1977 entsteht.

1977 ist New York nicht das großartige Amerika Trumps

Falls die USA tatsächlich einmal großartig waren, wie Donald Trump in seinem Werbeslogan „Make America Great Again“ suggeriert, dann bestimmt nicht dort und zu dieser Zeit. Der Times Square ist 1977 kein Disneyland für Touristen, sondern Tummelplatz von Zuhältern und Prostituierten, in den Central Park geht man nur, wenn man unbedingt ausgeraubt werden will, ein Serienkiller, der sich Son Of Sam nennt, versetzt die New Yorker in Angst und Schrecken. Und als ob es noch eine weitere Eskalation gebraucht hätte, geht dann auch noch das Licht aus. Nach einem Blitzeinschlag erlebt New York am 13. Juli 1977 seine dunkelste Nacht. Der Blackout dauerte 25 Stunden, neun Millionen Menschen sind ohne Strom. Die Stadt ist im Ausnahmezustand – Chaos, Verwüstungen, Plünderungen. Die Polizei ist überfordert, und am nächsten Tag werden zahllose neue Punkbands gegründet, beginnen Hip-Hop-Crews ihre Karriere – mit Instrumenten und Equipment, das sie während des Blackouts geklaut haben.

Beiträge zur New-York-Mythenbildung

So unterschiedlich die Perspektiven sind, die „The Get Down“ und „City On Fire“ bei ihrem Blick auf diese Stadt und diese Zeit wählen, so sehr verbindet die Serie und den Roman, dass sie den Tag, an dem der Blitz einschlägt, zum dramaturgisch entscheidenden Moment ihrer Erzählungen machen. Und dass sie die Mythenbildung um das New York der 1970er Jahre eifrig vorantreiben– wie es aber gerade auch Terence Winters Fernsehserie „Vinyl“ (HBO) oder Don Cheadles Miles-Davis-Biopic „Miles Ahead“ (ab 5. Dezember auf DVD) getan haben.

Inzwischen hat das CBGB’s einem Herrenausstatter Platz gemacht, das Studio 54 ist jetzt ein Theater, der Hip-Hop ist an die Westküste gezogen. Und Grandmaster Flash reist zwar immer noch unermüdlich durch die Welt. Doch der Mann, der Plattenspieler in Musikinstrumente verwandelt hat, lässt die Vinylscheiben inzwischen lieber zu Hause: „weil die viel zu sperrig sind“, sagt er damals im Januar 2011 im Romy S. Der Schallplattenkoffer wurde durch einen Computer voller Sounddateien ersetzt. Aber das ist eine andere Geschichte.

New York 1977 – der Mythos

Eine Auswahl an Auseinandersetzungen mit einem der aufregendsten Jahre in der Geschichte New York Citys (und der Popkultur):

Die TV-Serie Baz Luhrmann erzählt in dem Musikdrama „The Get Down“ (auf Netflix) eine Romeo-und-Julia-Story zwischen Hip-Hop und Disco, Kleinkriminellen und Bauspekulanten – eine kunterbunte Zeitreise.

Der Roman Garth Risk Hallberg beschreibt in dem Roman „City On Fire“ New York als Stadt im Ausnahmezustand. Eine Krimi, eine Coming-of-Age-Story, die Bestandsaufnahme einer Umbruchzeit (S. Fischer Verlag, Frankfurt, 1080 Seiten, 25 Euro).

Die Dokumentation Vom Stromausfall über Disco bis zur sexuellen Revolte – Henry Corra dokumentierte in seinem für einen Emmy nominierten Film „NY77: The Coolest Year In Hell“ (2007) ein durch und durch turbulentes Jahr (über die Videoportale Youtube und Vimeo abrufbar).