Schüler aus Stuttgart-Vaihingen haben in stundenlanger Arbeit ein Biotop neu angelegt. Das Einzige, was fehlt, ist ein Stromanschluss für die Pumpe. Darum kämpft die Schulleitung schon seit Monaten.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Schüler protestieren bei den Fridays for Future gegen die Klimaerwärmung. Doch manche gehen nicht nur auf die Straße, sie handeln auch ganz konkret. Am Fanny-Leicht-Gymnasium hat eine Gruppe ein kleines Biotop wiederbelebt. Der Teich wurde bereits in den 70er Jahren angelegt. „Doch keiner hatte sich mehr drum gekümmert. Das Wasser war weg, und alles war überwuchert mit Unkraut“, sagt Oliver Schappacher.

 

Im Sommer 2017 ergriff er zusammen mit elf Mitschülern und zwei Lehrern die Initiative und legte das Biotop neu an. „Ein Mitarbeiter des Gartenamts kam vorbei und sagte: ‚Das schafft ihr nie.‘ Aber wir haben es geschafft“, sagt Johanna Rothe nicht ohne Stolz. Die Mädchen und Jungen holten sieben Tonnen Kies aus dem Teich – nur mit Schaufeln, ohne Bagger. Im Frühjahr 2018 wurde der Teich dann fertig. Die Schüler legten den Boden des großen Lochs mit einer Folie aus und bauten am Rand Pflanzmatten ein.

Ohne Pumpe würde der Teich umkippen

Schließlich legten die Schüler zusammen mit ihren Lehrern Kathrin Hoffmann und Roland Liedtke sogar einen kleinen Bachlauf an, der das Gewässer mit Sauerstoff versorgt. Doch das allein reicht nicht aus. Der Teich ist nicht besonders tief. Im Sommer erwärmt sich das Wasser schnell, Algen wachsen, sterben ab, sinken zu Boden und produzieren dort beim Verwesen zum Teil giftige Stoffe. Eutrophierung heißt das im Fachjargon. Das kann dazu führen, dass das Gewässer umkippt. Das alles haben die Schüler im Unterricht gelernt. Auch darum ist der Lehrerin Kathrin Hoffmann das Projekt so wichtig. Was sie in den Schulstunden theoretisch durchnimmt, können die Mädchen und Jungen direkt vor der Tür unmittelbar beobachten und erleben – von A wie Amphibien bis Z wie Zersetzungsprozess.

Um zu verhindern, dass der Teich umkippt, ist eine Pumpe im Wasser. Diese versorgt das Gewässer mit Sauerstoff. Doch die Pumpe braucht Strom. Weil es den in der Nähe des Biotops nicht gibt, muss derzeit immer, wenn das Gerät in Betrieb genommen wird, ein Verlängerungskabel aus den naturwissenschaftlichen Räumen hinunter zum Biotop gelassen werden. Das geht natürlich nur bei geöffnetem Fenster und damit nur, wenn jemand in der Schule ist. Doch nun stehen – zum zweiten Mal seit der Wiederherstellung des Biotops – sechseinhalb Wochen Sommerferien vor der Tür.

Es scheitert nicht am Geld

Die Schüler wünschen sich einen Stromanschluss in der Nähe der Pumpe. Eine Elektrofirma hat bereits ein Angebot vorgelegt. „Es wäre keine große Sache. Es gibt einen Schaltkasten. Man müsste nur ein Loch in die Wand machen“, sagt Hoffmann. Doch die Stadt sperre sich. „Das hat bereits in den vergangenen Sommerferien dazu geführt, dass ich die ersten drei Ferienwochen alle zwei Tage an der Schule war, um Wasser einzuleiten und zu belüften“, erzählt die Lehrerin. Seit Anfang des Schuljahres habe die Schulleitung immer wieder beim Schulverwaltungsamt nachgefragt. Doch auch eindringliches Bitten habe bis heute nicht zum Erfolg geführt. Wir sind ratlos, enttäuscht, wütend. Vor allem die Schüler, die mit unglaublichem Engagement dabei sind, ihren Teich zu pflegen, können das nicht nachvollziehen“, sagt Hoffmann. Die Kosten für den Stromanschluss würden im niedrigen vierstelligen Bereich liegen. „Es scheitert nicht am Geld. Wir würden sicher Möglichkeiten finden, es zu finanzieren“, sagt die Lehrerin. Der Schüler Daniel Jatsenko ergänzt: „Wir hatten es geschafft. Und jetzt werden uns solche Steine in den Weg gelegt.“ Und auch Dorian Zedler sagt: „Die Stadt kümmert sich nicht. Das ist traurig.“

Die Verwaltung hat mittlerweile gehandelt

Auf eine Anfrage unserer Redaktion antwortet die Pressestelle schriftlich: „Der Betrieb einer Teichpumpe wird vom Schulverwaltungsamts nicht grundsätzlich abgelehnt. Lediglich die derzeitige provisorische Lösung wurde untersagt, da die Herstellung einer dauerhaften Stromversorgung aus Sicherheitsgründen durch eine Fachfirma erfolgen muss.“ Zudem sei ein gekipptes Fenster ein Einbruchrisiko. Zwischenzeitlich habe aber die Verwaltung die Elektroinstallation für einen dauerhaften Betrieb der Umwälzpumpe des Biotops beauftragt. Diese werde noch in dieser Woche fertiggestellt, so der Plan.