Niemand erwartet, dass ein Eigentümer seinen Grund und Boden unter Wert verkauft. Doch wäre es wünschenswert, wenn beim Verkauf gefragt würde, was nach der Vergabe an Ort und Stelle geschieht, meint StZ-Redakteur Sven Hahn.

Stuttgart - Kaum ein Gebiet steht derart unter Beobachtung wie das Europaviertel. Städtebau allein im Interesse von Investoren, Betonwüste, kaltes Bankenviertel – so die Kritik. Shoppingstandort, schicke Wohngegend, für Stuttgart endlich etwas Neues – lauten die positiven Aussagen. Doch angesichts der mutmaßlich dramatischen Preisentwicklung stellt sich die Frage, welche Nutzungen in dem Gebiet vorgesehen sein könnten, die für Investoren und Bürgern gleichermaßen verträglich wären.

 

Natürlich erwartet niemand, dass ein Eigentümer seinen Grund und Boden unter Wert verkauft. Doch wäre es wünschenswert, wenn beim Verkauf zumindest hin und wieder gefragt würde, was nach der Vergabe an Ort und Stelle geschieht. Sollten sich Investoren finden, die bereit sind, weit mehr als bislang im A1-Areal üblich zu bezahlen, stößt die Fantasie rasch an gewisse Grenzen, wie diese Summen zuzüglich der zweifelsohne hohen Baukosten später mit dem Verkauf oder der Vermietung dieser Immobilie wieder erwirtschaftet werden sollen. Es ist fraglich, ob ein Konzept angenommen würde, dass sich preislich über den Wohnungen, den Appartements und dem Hotel des Cloud No 7 bewegt.

Wie die Stuttgarter Bürger, die Anwohner des Viertels oder die Besucher von Bibliothek und Milaneo von einem derartigen Neubau profitieren könnten, steht zudem auf einem anderen Blatt. Ein Haus voller „kalter Betten“ wäre sicherlich nicht im Interesse der Stadt. Bleibt zu hoffen, dass in Bezug auf die nächste große Vergabe, direkt neben dem letzten Hochhausgrundstück, der öffentliche Nutzen und die städtebauliche Qualität eine übergeordnete Rolle spielen werden. Für das Baufeld Nummer 4 wird seit geraumer Zeit laut über eine Kultureinrichtung oder eine Kongresshalle nachgedacht. Davon könnten dann alle Bürger der Stadt profitieren.