Nach dem Willen des Enzkreises soll in Friolzheim Platz für 35 Geflüchtete in der vorläufigen Unterbringung geschaffen werden.

Schon in der ersten großen Flüchtlingswelle in den Jahren 2015 und 2016 gab es in Friolzheim im Gewerbegebiet „Am Steinkläffle“ eine größere Containeranlage zur Unterbringung geflüchteter Menschen. An derselben Stelle will der Enzkreis wieder Wohnraum schaffen. Lukas Klingenberg vom Landratsamt stellte jetzt im Gemeinderat die Planungen vor.

 

70 Prozent mehr Flüchtlinge im neuen Jahr

Im Gewerbegebiet „Am Steinkläffle“ soll in einer zweistöckigen Anlage mit Wohncontainern bis zum Sommer Platz für etwa 35 Menschen geschaffen werden, die dem Enzkreis zur vorläufigen Unterbringung zugewiesen werden. Dies werde nötig, weil seit einigen Monaten wieder verstärkt Geflüchtete ins Land kommen. Damit meinte Lukas Klingenberg weniger die Menschen aus der Ukraine, die zu Beginn des Krieges in großer Zahl ihr Land verlassen haben und die häufig schnell private Unterkünfte gefunden haben, sondern Menschen aus jenen Ländern, aus denen es schon vor Beginn des Ukraine-Krieges große Fluchtbewegungen gab.

Da habe es in den Monaten Januar und Februar im Vergleich zu den Vorjahresmonaten eine Steigerung um 70 Prozent gegeben. „Wir sind dankbar, wenn wir irgendwo Plätze schaffen können, ohne Hallen zu belegen“, sagte Lukas Klingenberg. Die geplante Anlage in Friolzheim werde die vierte dieser Bauart im Enzkreis sein, hieß es von Seiten des Landratsamts.

Privates Grundstück ist für zwei Jahre gepachtet

Das private Grundstück kann der Enzkreis jetzt zum zweiten Mal nutzen. Für das Bauvorhaben soll es demnächst ein Baugesuch geben, das auch dem Friolzheimer Gemeinderat vorgelegt wird. Geplant sind neben den Wohnräumen gemeinschaftlich zu nutzende Küchen- und Sanitärräume. Der Vertreter des Landratsamts erklärte, dass bei Inbetriebnahme der Unterkunft ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr vor Ort sein werde. Außerdem soll es eine Unterkunftsleitung und eine Sozialberatung geben, die beide stunden- oder tageweise präsent sein werden.

Auf die Frage von Gemeinderätin Daniela Zinober, wie die Personen ausgewählt werden, die herkommen, sagte Klingenberg, dass man immer versuche, eine gute Mischung aus Einzelpersonen und Familien zu schaffen. Das funktioniere auch.

Der Friolzheimer Bürgermeister Michael Seiß wies daraufhin, dass der Pachtvertrag des Landkreises mit dem privaten Grundstückseigentümer zunächst auf 24 Monate abgeschlossen sei. Man habe so eine „ganz gute Lösung gefunden“. Für die Gemeinde sei es wichtig, dass die Turn- und Festhalle für den Schul- und Vereinssport benutzbar bleibe, betonte er. Er kritisierte die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, die dazu geführt habe, dass die Unterbringungsmöglichkeiten von Kreis und Kommunen weitestgehend erschöpft seien.

Neue Unterkunft wird auf Kontingent angerechnet

In dem dreistufigen System zur Flüchtlingsunterbringung folgt nach den Landeserstaufnahmestellen (LEA) die bis zu zweijährige vorläufige Unterbringung (VU) durch die Landkreise. Danach sind die Gemeinden mit der Anschlussunterbringung (AU) in der Pflicht.

In Friolzheim leben derzeit 91 Geflüchtete in dieser AU. Die künftig in der VU des Landkreises in Friolzheim lebenden Menschen werden auf das Aufnahmekontingent von Friolzheim angerechnet. Das verschaffe der Gemeinde einen Zeitpuffer, sagte Lukas Klingenberg.