MAS aus Stuttgart liefern mit ihrer EP „Kriegsbeil“ zeitgenössischen Crossover-Pop mit Sprechgesang ab. Der Sound neigt zur großen Geste – weshalb ein Besuch bei der Release-Party am Donnerstag zu empfehlen ist.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - MAS stellen am Donnerstag ihre EP „Kriegsbeil“ im Stuttgarter Club Zwölfzehn vor. Wir durften vorab reinhören und hörten ... ja, was eigentlich?

 

Dass reinrassiger Rap mittlerweile nur noch in Nischen stattfindet, HipHop stattdessen im Pop aufgegangen ist, wissen wir längst. Wer da noch etwas Neues beitragen will, muss das große Rad drehen. Also die großen Hallen bespielen wie Casper, gewaltige Liveprogramme aufsetzen wie Max Herre mit seiner Kahedi Radio Show oder das Feld von der anderen Seite her aufrollen wie Heisskalt, deren bombastischer Sound eher den Sprechgesang in harte, zeitgenössische Gitarrenmusik integriert als dass wie sonst üblich der Rap die Popmusik kolonialisiert.

Die drei genannten Acts fallen einem beim Durchhören der MAS-EP ein, die auf den ganz großen Popsound zielt und ihre Sache dabei ziemlich gut macht. In seiner leicht näselnden Verbindlichkeit erinnert der Sprechgesang von des MAS-Rappers Miles Scheller an Max Herre, zumindest den des Jahres 2015. Früher, als Solo-Act, klang MAS noch etwas klassischer nach HipHop.

Aber jetzt ist 2015 und eine Band ist nun auch dabei - an der Gitarre Gitarre Mohammad Hossain, für  Keyboard und Gitarre Julian Lindenmann und am Bass Christian Stäb; nach einem festen Schlagzeuger suchen MAS noch. Auf „Kriegsbeil“ wird zwar eifrig gesamplet und Sounds verhackstückelt. Doch die acht Tracks versuchen nicht, HipHop zu dekonstruieren oder neu zu denken, sondern sind als klassische Popsongs geschrieben und arrangiert – zu Beginn gern mit atmosphärischen Synthies oder verhallten Gitarren unterlegt und im Refrain mit reichlich Druck vom akustisch eingespielten Schlagzeug. Die Tonleute Kilian Mohns (Aufnahme) und Julian Lindemann (Edits und Mix) haben gute Arbeit geleistet.

Release-Party am Donnerstag

Die MAS-EP ist kein „schwarzer“ Rap aus dem Ghetto, auch kein Politrap à la Antilopen Gang oder K.I.Z., sondern klassisch „weißer“ Crossover-Pop – auch von den Themen her: praktische Lebensphilosophie („Gigant Leben“), auch in einen Lovesong verpackt („Kleines Stück“), Sehnsucht und Fernbeziehung („Morgen“), Trennung („Beton“). Auf eine zweite Ebene oder subversive Texte verzichten die Texte.

Insgesamt ist MAS mit „Kriegsbeil“ eine sehr zeitgenössische Pop-Platte gelungen, die vor allem U40-Hörer ansprechen wird – und genauso wenig Rap ist wie Eau Rouge Noise machen, um ein Stuttgarter Beispiel zu nennen. In Zeiten aufgelöster Genregrenzen bedeutet all das aber eh nicht mehr viel, man macht halt Pop und der gefällt oder eben nicht, nenn es wie du willst.

Auf die Release-Party am Donnerstag im Zwölfzehn, bei der auch Tin Woodmen und The Overdressed Monkeys auftreten, darf man sich freuen – besonders, wenn MAS es schaffen, den Sound der Platte live zu reproduzieren (und nicht so zu klingen wie hier).
 

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