„Es gibt keinen anderen Weg“, sagt Ron Fouchier von der Universität Rotterdam immer wieder. Wer verstehen wolle, unter welchen Bedingungen sich ein Grippevirus unter Menschen ausbreite, der müsse den Erreger im Labor manipulieren. Wenn dabei eine gefährlichere Variante entstehe, könne man die Ursachen für die Gefährlichkeit im Erbgut ermitteln und ein Gegenmittel suchen oder Schutzmaßnahmen planen. Fouchier ist es gelungen, das Vogelgrippevirus H5N1 so zu verändern, dass es leicht von einem Frettchen zum anderen springt. Dass es sich unter Säugetieren ausbreiten könnte, hielten Forscher bis vor einigen Jahren für unmöglich.

 

„Diese Kollegen haben wir widerlegt“, sagt Fouchier. Zwar komme die mutierte H5N1-Variante nicht in der Natur vor, aber jede einzelne genetische Mutation sei in der Natur registriert worden. Fouchier hält es daher für möglich, dass die mutierte Variante auch auf natürlichem Weg entsteht. Wohl dem, der darauf vorbereitet ist. Dass er seine Arbeit unterbrechen muss, ärgert ihn: An den Fakten habe sich doch nichts geändert.

Peter Palese ist einer der Kollegen, die die Übertragbarkeit von H5N1 unter Säugetieren bezweifeln. Der Virologe erklärt in Hannover, warum er trotzdem nicht glaubt, dass sich das H5N1 unter Menschen ausbreitet: Frettchen seien keine optimalen Modelle für Menschen, die Ergebnisse ließen sich nicht ohne weiteres übertragen. Das nimmt Ron Fouchier gelassen hin: Er behaupte nicht, die Übertragbarkeit unter Menschen bewiesen zu haben, die Experimente mit Frettchen seien nur der erste Schritt. Nur: „Je gefährlicher ein Virus erscheint, umso gründlicher sollte man es erforschen.“

Fouchiers Risikoabwägung fällt klar aus. Sein Labor stehe in den Niederlanden, finanziert werde seine Arbeit aus den USA, daher sei er von Kommissionen beider Länder überprüft worden. Die Gutachter hielten das Risiko für vernachlässigbar und hätten die Versuche genehmigt. In diesem Fall werde das Risiko vom Nutzen aufgewogen – auch wenn der nur mittelmäßig ausfallen sollte. Palese verteidigt ihn gegen die Kritik, Terroristen könnten dank seiner Forschung eine biologische Waffe bauen: „Ich wüsste nicht, wie man es machen sollte, und ich arbeite schon sehr lange mit diesem Virus.“