Gloria Casado Chica aus Spanien hospitiert bei der Agentur „Kaiserqualitaet“ in Plieningen. Die 30-Jährige wird vom EU-Programm Erasmus für Unternehmer gefördert.

Plieningen - Die Deutschen arbeiten sehr viel, sind dafür aber nicht sonderlich flexibel. „Wir improvisieren mehr“, sagt Gloria Casado Chica und lacht herzlich. Eine Mischung aus beiden Arbeitsweisen wäre wahrscheinlich perfekt, meint die 30-Jährige. Seit vier Monaten sammelt die Spanierin aus dem andalusischen Granada Arbeitserfahrung in Deutschland. Über das EU-Programm „Erasmus für Jungunternehmer“ hat es sie nach Deutschland verschlagen – genauer gesagt zur Unternehmensberatung „Kaiserqualitaet“ von Maria Kaiser in Plieningen.

 

Gloria Casado Chica hat sich in Spanien vor etwa eineinhalb Jahren selbstständig gemacht. Die studierte Umweltwissenschaftlerin arbeitete bisher hauptsächlich in der Umweltbildung für Gemeinden, Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Ihr Ziel ist es jedoch, sich mit „Createco“, wie ihr Ein-Frau-Unternehmen heißt, auf die Themen Bio-Produkte in der Kinderernährung und der Naturkosmetik zu fokussieren. Es geht also vor allem um Bio.

Kaiserqualitaet ist ein Drei-Frau-Unternehmen

Genau wie bei Kaiserqualitaet in Plieningen. Die Agentur berät klein- und mittelständische Manufakturen in der Biobranche, die speziell für den Naturkosmetikbereich hochwertige Rohstoffe produzieren, verarbeiten oder vertreiben. „Wir interessieren uns aber auch für das Thema Ernährung und sind kürzlich dem Verein Slow-Food beigetreten“, erklärt die Gründerin Maria Kaiser die Philosophie ihres Drei-Frau-Unternehmens, das in den Entenäckern ansässig ist.

Der Arbeitsalltag der 42 Jahre alten Mentorin und ihrer Hospitantin war sehr abwechslungsreich, berichten beide. Gemeinsam haben sie viele Messen und ein Weingut besucht. „Natürlich gibt es auch in Spanien Weinbauern, aber Gloria soll sehen, wie bei uns der Wein angebaut und das Produkt vermarktet wird“, gibt Maria Kaiser ein anschauliches Beispiel.

Dass eine spanische Hospitantin nach Plieningen geholt wurde, hat zwei Gründe: „Wir arbeiten vor allem mit Spanien zusammen. Das Land ist der größte Bio-Produzent“, sagt Kaiser, die an der Uni Hohenheim Agrarwissenschaften studierte und sich vor vier Jahren selbstständig gemacht hat. Zum anderen ist Maria Kaiser gebürtige Chilenin, die zwei anderen Frauen im Team sind aus Chile beziehungsweise Spanien.

Bei der Arbeit wird fast ausschließlich Spanisch gesprochen

Obwohl während der Arbeit also fast ausschließlich auf Spanisch geplaudert wird, kann sich Gloria Casado Chicas Deutsch schon sehen lassen. „Ich habe einen Kurs an der Uni besucht“, erzählt sie. Unterschlupf hat sie in einer Wohngemeinschaft in Hohenheim gefunden. „Dort sprechen wir aber meistens Englisch“, gesteht die Jungunternehmerin.

Die Deutschen und das Land findet Gloria Casado Chica „sehr super“. Nicht einmal die Kälte stört die Südländerin. Nur das ewige Grau in Grau. An das schwäbische Essen und sonstige Dinge, die anders laufen als in Spanien, habe sie sich inzwischen gewöhnt. Sogar an die komplizierte Mülltrennung. Trotzdem freue sie sich sehr auf ihre baldige Rückkehr nach Granada.

EU-Programm
: „Erasmus für Jungunternehmer“ soll dieZusammenarbeit zwischen klein- und mittelständischen Unternehmen in Europa stärken. Es bietet Existenzgründern und Jungunternehmern die Möglichkeit, bei einem Gastunternehmer im Ausland zwischen einem und sechs Monaten zu hospitieren.

Organisation:
In ganz Europa gibt es sogenannte Kontaktstellen. Eine davon ist Baden-Württemberg International. Die Gesellschaft mit Sitz in Stuttgart ist zu 51 Prozent im Besitz des Landes. Ihr Ziel ist es, die mittelständische Wirtschaft im Land bei Geschäftskontakten mit dem Ausland zu unterstützen.

Förderung:
Die Existenzgründer und Jungunternehmerbekommen einen monatlichen Zuschuss von der EU. Dieser beträgt mindestens 530 Euro, wenn sie in ein osteuropäisches Land gehen und maximal 1110 Euro, wenn sie nach Dänemark gehen. Eine Hospitanz in Deutschland wird mit 830 Euro vergütet.