Nach einem heftigen Erdbeben nahe der türkischen Westküste wurden nun erste Zahlen zu Toten und Verletzten gemeldet. Einige Gebäude stürzten ein und es gab eine Tsunami-Welle.

Istanbul - Nach den heftigen Erdstößen in der Ägäis ist die Zahl der Toten in der Westtürkei auf mindestens sechs gestiegen. Weitere 202 Menschen seien nach ersten Erkenntnissen verletzt, meldete die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Freitag. Auf der griechischen Insel Samos, die ebenfalls stark betroffen war, kamen nach bisherigen Erkenntnissen zwei 17-Jährige ums Leben, die in einer schmalen Gasse von einstürzenden Mauern erschlagen wurden. Acht Menschen sollen verletzt sein. Die Europäische Union und die Nato boten den beiden Ländern Hilfe an; auch Griechenland richtete ein Hilfsangebot an die vom Beben stärker betroffene Türkei.

 

Das erste Beben hatte nach Angaben der nationalen türkischen Katastrophenbehörde eine Stärke von 6,6. Die für Erdbeben zuständige US-Behörde USGS gab die Stärke des Bebens sogar mit 7 an. In der türkischen Provinz Izmir stürzten Gebäude ein, Menschen wurden verschüttet. Der Gouverneur der Provinz sagte am Nachmittag, rund 70 Menschen seien lebend aus den Trümmern geborgen worden, nach weiteren Verschütteten werde gesucht. Der Sender TRT zeigte Bilder von eingestürzten Mehrfamilienhäusern und von Staubwolken über der Stadt Izmir. Es wurde von Panik auf den Straßen während des Bebens berichtet, Telefonverbindungen seien unterbrochen gewesen.

Erdbeben der Stärke 7

Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des Bebens mit 7 an, griechische und türkische Behörden stuften sie etwas niedriger ein. Laut USGS lag das Zentrum des Bebens zwischen der griechischen Ägäis-Insel Samos und der türkischen Provinz Izmir.

Während die Behörden auf Samos nur von einem „Mini-Tsunami“ und materiellen Schäden berichteten, waren die Auswirkungen in der Provinz Izmir weitaus verheerender. Der Bürgermeister der Stadt Izmir, Tunç Soyer, berichtete im Sender CNN-Türk von knapp 20 eingestürzten Gebäuden. Im Sender TRT war zu sehen, wie Rettungskräfte, Polizisten und Einwohner versuchten, sich mit Hilfe von Kettensägen und per Hand Zugang zu möglichen Verschütteten in einem komplett zerstörten siebenstöckigen Wohngebäude zu verschaffen.

Auch Griechenland wird erschüttert

Laut CNN-Türk konnte eine junge Frau aus den Trümmern eines anderen Hauses geborgen werden. TRT berichtete von zwei Geretteten aus einem weiteren mehrstöckigen Gebäude. Wie auf Samos trat auch in der dem Bebenzentrum am nächsten gelegenen türkischen Stadt Seferihisar das Meer über die Ufer und überflutete mehrere Straßen. Türkische Fernsehbilder zeigten, wie die Menschen dort in Panik auf die Straßen rannten. Auf einer privaten Smartphone-Aufnahme war zu sehen, wie ein Gebäude vor den Augen entsetzter Menschen wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzte.

Die griechische Erdbebenwarte stufte die Stärke des Bebens auf 6,7 ein, der türkische Katastrophenschutz auf 6,6. Die Erschütterungen waren demnach bis Istanbul und Athen zu spüren. In der Türkei gibt es immer wieder schwere Erdbeben, da das Land auf mehreren seismischen Platten liegt. Im Januar waren mehr als 40 Menschen nach einem Erdbeben der Stärke 6,7 in Elazig im Osten des Landes ums Leben gekommen. 2011 starben bei einem Beben der Stärke 7,1 in der Provinz Van mehr als 600 Menschen. Und 1999 kamen bei einem Beben der Stärke 7,4 mehr als 17.000 Menschen in Izmit, Istanbul und anderen Orten ums Leben.