Starke Erdbeben in Mexiko sind gar nicht so selten: Mehr als 50 Erdbeben der Magnitude 7,0 erschütterten das Land seit Beginn der historischen Aufzeichnungen. Was es alles darüber zu wissen gibt, erklärt das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam.

Stuttgart - Mexiko wird immer wieder von Erdbeben erschüttert, doch das Beben vom Freitag ist nach Worten von Präsident Enrique Peña Nieto das heftigste seit mehr als 100 Jahren. Solch starke Beben setzen Energie frei, die über Jahrzehnte durch die Bewegung der tektonischen Platten aufgebaut wurde, bestätigt das Deutsche Geoforschungszentrum (DGFZ) am Helmholtz-Zentrum in Potsdam

 
Warum ist Mexiko eine Erdbebenregion?
Die betroffene Region liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der immer wieder von heftigen Erdbeben erschüttert wird. Nach Angaben des DGFZ verläuft vor der pazifischen Küste von Mexiko der Mittelamerikagraben, eine bis zu 6662 Meter tiefe und 2500 Kilometer lange Tiefseerinne im östlichen Teil des Pazifischen Ozeans. In diesem Bereich bewegen sich zwei tektonische Platten von etwa 300 mal 50 Kilometern aufeinander zu, und zwar mit mehreren Zentimetern pro Jahr. Über Jahre hinweg baut sich so eine tektonische Spannung auf, die plötzlich in Form eines Erdbebens freigesetzt wird.
Wie schlimm sind Erdbeben der Stufe?
Bei einem Erdbeben in der Größenordnung von M 8, wie dem aktuellen Beben, verschieben sich die beiden Platten innerhalb von Sekunden um einige Meter, erklären die Forscher des DGFZ. Die dabei freigesetzte Energie verbreitet sich in Form von Erdbebenwellen. Für die Region Mexiko City wird die Lage dadurch verschärft, dass sie auf einem ausgetrockneten See erbaut wurde. Der Untergrund verstärkt hier die durch das Erdbeben ausgelösten Bodenbewegungen.
Es hat auch eine Tsunami-Warnung gegeben – mit welcher Wellenhöhe ist zu rechnen?
Wenn sich, wie beim aktuellen Beben, der Meeresboden verschoben wird und sich hebt oder senkt, kann ein Tsunami ausgelöst werden. Der Tsunami in der Nacht zum 8. September 2017 war aber mit Wellenhöhen um einen Meter eher niedrig.
Kann die Vorhersage solcher Beben noch verbessert werden?
Grundsätzlich ist es bislang unmöglich, Erdbeben vorherzusagen. Zwar wird weltweit an einem Frühwarnsystem geforscht, aber das funktioniert nur, wenn ein Erdbeben schon passiert ist. Eine Vorhersage ist nicht möglich. Das DGFZ rechnet daher mit Wahrscheinlichkeiten: So werden Aussagen gemacht, dass es in der Region rund um Mexiko alle 50 Jahre zu einem sehr schweren Beben kommen kann, sagt etwa die Geophysikerin Charlotte Krawaczyk.
Gab es schon einmal so schwere Erdbeben in der Region?
Von den zahlreichen heftigen Erdbeben, die Mexiko im 18. und 19. Jahrhundert trafen, sind kaum Personenschäden bekannt geworden. Zur Zeit des sehr starken Bebens von 1786 hatte ganz Mexiko allenfalls fünf Millionen Einwohner. In der mexikanischen Provinz Veracruz starben 1973 rund 1000 Menschen. Die Provinz liegt im Landesinneren abseits der Küsten. Die mit Abstand größte bisherige Katastrophe traf im Jahr 1985 unter anderem den Großraum von Mexiko-City. Das Epizentrum lag an der Pazifikküste des Bundesstaats Michoacán, hatte aber Auswirkungen in einem weiten Umkreis. Die Schätzungen zu den Todesopfern schwanken zwischen 10 000 und 40 000.