Warum kosten Erdbeeren bei Aldi fast nur die Hälfte? Der Obstbauer Jens Eisenmann aus Marbach-Rielingshausen (Kreis Ludwigsburg) wirbt um Verständnis für die lokalen Anbieter.

Ludwigsburg: Oliver von Schaewen (ole)

Die Preise für Erdbeeren spielen derzeit verrückt. In einem Aldi-Markt im Kreis Ludwigsburg war eine 500-Gramm-Schale für circa 2,50 Euro zu haben. Hingegen kosten die Früchte an Ständen heimischer Obstbauern fast das Doppelte. Verbraucher sind gewisse Preisunterschiede zwischen Discounter und Direktvermarkter gewohnt, aber eine derart hohe Spanne verblüfft viele.

 

Woher die Preisunterschiede kommen, darüber hat sich Andrea Jäger in Erdmannhausen in den vergangenen Wochen noch keine großen Gedanken gemacht. Die Vorsitzende des örtlichen Landfrauenvereins entscheidet ausschließlich nach Qualität. „Wenn ich Erdbeeren kaufe, dann beim lokalen Anbieter, weil die Früchte wirklich schmecken.“ Sie verzehre Erdbeeren lieber nicht so oft, stattdessen aber dann die leckeren Sorten – dafür nehme sie den Mehrpreis von etwa zwei Euro pro Pfund in Kauf, um am Ende mit ihrer Familie einen Erdbeerkuchen mit Sahne zu genießen.

Der Anbau unter Folie ermöglicht gute Ergebnisse, ist aber kostenintensiv. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Anders äußert sich ein Verbraucher, der regelmäßig in Aldi-Märkten im Kreis Ludwigsburg einkaufen geht. „Wir schmecken keinen großen Unterschied“, sagt ein junger Mann. „Die Qualität ist okay, und bei dem Preisunterschied zu teureren Beeren greift man gerne zu.“ Der Kunde gibt an, sich vergewissert zu haben: „Die Erdbeeren kommen aus Deutschland – ich esse sie viel, die Erdbeeren sind für mich erschwinglich.“

Aldi bietet ebenfalls deutsche Erdbeeren aus dem Folientunnel an

Aldi-Süd äußert sich aus Wettbewerbsgründen grundsätzlich nicht zu Einzelpreisen. Das Unternehmen pflege langfristige Partnerschaften mit Lieferanten und regionalen Erzeugern – das ermögliche ihnen Planungssicherheit, teilt die Pressestelle des Lebensmittelkonzerns mit. Die Erdbeere Aldina wachse ausschließlich auf deutschen Feldern unter Folie. Es gebe eine Geschmacksversprechen mit Geld-zurück-Garantie.


Gegen die Übermacht in den rund 2000 Aldi-Süd-Filialen erscheinen die lokalen Anbieter benachteiligt. Wie die niedrigen Preise zustandekommen, können die Landwirte im Kreis Ludwigsburg nur mutmaßen: „Supermärkte wie Aldi geben manche Produkte zum Einkaufspreis weiter, um Kunden anzulocken“, sagt der Obstbauer Jens Eisenmann, der im Marbacher Teilort Rielingshausen in seinem Hofladen einen kleinen Preisnachlass gewährt, wenn Menschen dort und nicht am einem seiner speziell eingerichteten Verkaufsstände einkaufen.

Frisch vom Feld stammten seine Erdbeeren, sie würden binnen Stunden verkauft, erklärt Jens Eisenmann. Er lasse die Früchte hochreif werden, manche von ihnen hätten leichte Druckstellen, die den Genuss noch steigerten: „Das Aroma bildet sich bei Erdbeeren aus dem Supermarkt oft nicht heraus, wenn sie dort erst noch zwei, drei Tage nachreifen müssen“, sagt der Rielingshäuser, der auf spezielle Sorten wie Lambada setzt, die es in Supermärkten nicht gebe.

Höhere Kosten? Der Mindestlohn ist bei den Obstbauern ein Thema

Zur Preissteigerung habe der Mindestlohn von aktuell 12,82 Euro beigetragen, berichtet Jens Eisenmann. Auch der Folientunnel bringe erhebliche Kosten mit sich. Die Folie habe er seit Mitte April einsetzen müssen, damit die Erdbeeren unter der warmen Hülle schneller reifen konnten. Zum Glück seien ihm die Erntehelfer aus Rumänien, Polen und der Ukraine zu 80 bis 90 Prozent treu geblieben. Preise wie bei Aldi seien ihm nicht möglich: „Das schaffe ich nicht mit meiner Kostenstruktur.“

Der Rielingshäuser Eisenmann ist nicht der einzige, der unter Konkurrenzdruck der Discounter steht. Die meisten lokalen Anbieter versuchen, sich eine Nische mit einer Stammkundschaft aufzubauen, die zum Beispiel durch das Selbstpflücken weniger bezahlen muss. „Die Kunden kommen aus dem ganzen Landkreis, weil bei uns die Qualität stimmt“, sagt Alexandra Jaiser vom Freiberger Beerenhof Jaiser, bei dem es auch bereits geerntete Ware für etwa 4,50 Euro pro Pfund gibt. Wer selbst pflücke, zahle bis fünf Kilo 6,50 Euro für das Kilo, ab fünf Kilo nur noch jeweils 6 Euro.

Wer Erdbeeren zum Einkochen verwendet, kann bei der Markgröningerin Annemarie Glaser im Hofladen sparen. „Ich biete die zweite Wahl für zwei bis drei Euro pro 500 Gramm an“, sagt die Landwirtin, die mit ihrem Mann ein relativ kleines Terrain für Spargel und Erdbeeren beackert. Angesichts der Konkurrenz mit den Discountern und den steigenden Kosten sagt die 60-Jährige: „Ich ziehe den Hut vor jungen Leuten, die heute noch in die Landwirtschaft einsteigen.“

Erdbeeren selbst anbauen

Standort
Erdbeeren brauchen einen sonnigen Standort und einen humusreichen, gut durchlässigen Boden. Vor dem Pflanzen sollte der Boden gelockert und mit Kompost angereichert werden.

Pflanzung
Als gute Pflanzzeiten werden das Frühjahr im März oder der Herbst im September oder Oktober angesehen. Man sollte Erdbeeren regelmäßig gießen, besonders bei trockenem Wetter und bei Kübelpflanzen.