Eine schnelle Entscheidung über einen Standort für eine Erddeponie der Abfallverwertungsgesellschaft Ludwigsburg wird es nicht geben.

Die Suche nach einem Nachfolge-Standort für die Schwieberdinger Erddeponie Am Froschgraben mit den Favoriten Hemmingen und Großbottwar schlägt weiter Wellen. Die Stimmung an einem Info-Abend in Oberstenfeld mit mehreren hundert Gästen war kürzlich aufgeladen.

 

Die Sorge im Ort gilt den Wohngebieten, von denen Bewohner das Deponiegelände voll einsehen können sowie den Abgasen, die trotz Filteranlagen in die Bottwartalkommune wehen könnten. Führende Kreispolitiker stellten indes klar: Eine Entscheidung fällt erst, wenn weitere Gutachten vorliegen.

Unsere Umfrage unter Kreisräten zeigt: Grundsätzlich halten die Kreistagsfraktionen den Suchlauf für nötig, sie verlangen aber nach dem Erstgutachten der Abfallverwertungsgesellschaft AVL nun Details, um die Gewichtung überprüfen zu können. „Wir stehen erst am Anfang eines langen Prozesses“, sagt der CDU-Fraktionschef Klaus Herrmann. Sein FDP-Kollege Volker Godel sieht in der Verkehrsanbindung, Umweltzonen, landschaftliche Wirkung, oder Belange der Landwirtschaft größere Themenfelder. Godel fordert aber auch, Deponie-Kapazitäten in anderen Landkreisen in den Blick zu nehmen. Schließlich nimmt die AVL jährlich rund 80  000 Tonnen aus anderen Landkreisen der Region Stuttgart an. Weil der Vertrag mit dem Verband Region Stuttgart im Jahr 2024 endet, könnte das die Anlieferung an den Kreis Ludwigsburg vermindern.

Der Kritik schließt sich die SPD an. „Die bisherige Situation war für die anderen Landkreise komfortabel“, sagt Jürgen Kessing, Fraktionsvorsitzender und Bietigheimer Oberbürgermeister. Noch deutlicher formuliert der Freie-Wähler-Chef Rainer Gessler sein Nein: „Wir gehen nicht davon aus, dass die 40 Prozent Bauschutt nach 2024 noch vom Landkreis übernommen werden.“ Peter Schimke von den Linken sieht die anderen Kreise im Großraum Stuttgart in der Pflicht: „Wir fordern schon lange, die Müllkooperation mit der Region aufzukündigen.“ Für die Grünen-Vorsitzende Brigitte Muras ist klar: „Der im jeweiligen Kreis anfallende Bauschutt muss im Kreis deponiert werden.“ Die AfD äußerte sich nicht.

Der Verband Region Stuttgart setzt auf Kooperationen

Eingefädelt hatte der Verband Region Stuttgart die Anlieferung. Der VRS ist zuständig für stärker verschmutzte mineralische Abfälle der Deponieklasse 2. Dafür viele kleine Deponien in jedem Landkreis zu bauen, lehnt Jürgen Wurmthaler, Leitender Direktor für Wirtschaft und Infrastruktur, ab. „Die Deponiestandort-Suche ist ein schweres Geschäft“, räumt er ein. Ein Suchlauf im Kreis Böblingen sei zum Erliegen gekommen. „Wir setzen auf Kooperation und darauf, dass wir uns mit den Abfallverwertungsgesellschaften einigen können.“

Die AVL kann noch nicht sagen, wann Detailgutachten fertig werden

Die AVL hält den Vertrag mit dem VRS für eine politische Entscheidung. Man könne im frühen Stadium auch nicht sagen, wann Detailgutachten zur Deponiesuche vorliegen.