An Anfragen mangelt es nicht, sagt Lewin Fricke. Allein die rund 300 Mails wegen Einfamilienhäusern bekämen sie gerade gar nicht beantwortet. Das Start-up sei ja immer noch im Aufbau. Erst ein Jahr ist es her, dass Triqbriq mit seiner patentierten Geschäftsidee auf den Markt gegangen ist. Seither hätten sich die Dinge „in Lichtgeschwindigkeit“ entwickelt, sagt er.
Das Start-up mit derzeit 15 Mitarbeitern, gegründet vom Stuttgarter Maximilian Wörner, produziert seit Ende 2022 in einer ehemaligen Schreinerei in Tübingen mikro-modulare Holzbausteine. Es ist ein Baustofflieferant. Das Besondere: Das Kantholz, das hier zum langfristigen Kohlenstoffspeicher veredelt wird, ist von Käfern angefressen oder bei einem Unwetter angefallen. Normalerweise würde es verfeuert oder höchstens zu Paletten, sagt Lewin Fricke. Der studierte Politikwissenschaftler und Quereinsteiger hat tatkräftig begleitet, was sich hier nahe dem Neckar in den vergangenen Monaten getan hat.
Das erste mehrstöckige Einfamilienhaus ist im Sommer 2023 in Frankfurt am Main fertiggestellt worden. Ein Gänsehautmoment war es, vor dem ersten Triqbriq-Gebäude zu stehen, erzählt Lewin Fricke. Aktuell laufe ein Projekt in Italien, ein Ferienhaus am Lago Maggiore. Aber auch sonst ist Triqbriq in der Bauszene inzwischen ein Begriff. Der Intendant der Internationalen Bauausstellung, Andreas Hofer, äußerte sich kürzlich angetan über das Geschäftsmodell: „Die können groß werden.“ Und auch der renommierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber erwähne Triqbriq wiederholt, berichtet Lewin Fricke. „Der pitcht uns inzwischen mit.“
Bauten ohne Stockwerksbegrenzung zugelassen
Seit wenigen Tagen haben sie die Zulassung für Bauten ohne Stockwerksbegrenzung. Und vor etwa vier Monaten ist die – noch nicht ganz fertige – zweite Produktionsanlage in Tübingen an den Start gegangen. Sie stellt im Monat das Material für drei bis vier Einfamilienhäuser her, erklärt Fricke. Die erste Anlage, der Prototyp, schaffe etwa die Hälfte, außerdem sind noch viel mehr Roboter involviert. So ist beispielsweise in der ersten Zelle ein großer Roboter allein dafür zuständig, ein kleines Loch zu bohren. Der Produktionsleiter von Triqbriq, Otto Meier, hat eine Maschine entworfen, die dasselbe kann wie zwei Roboter – und so jede Menge Platz spart.
Das passt zum Ziel des investorenfinanzierten Start-ups: Bis 2027 wolle man insgesamt in 30 Produktionsanlagen in mobilen Containern in ganz Deutschland Briqs zusammendübeln lassen. Um möglichst regional zu produzieren. „In einem Jahr sehen Sie hier die ersten Container stehen“, prophezeit Lewin Fricke. Und sie werden das Material wohl brauchen, denn die ersten Großaufträge stehen ins Haus.
Ernsthafte Gespräch zu seriellen Reihenhäusern
Es zeichne sich ab, dass 2024 in Braunschweig ein großer Supermarkt mit den Triqbriq-Bausteinen hochgezogen wird. Zudem gebe es „ernsthafte Gespräche“ mit einem Projektentwickler für serielle Reihenhäuser. Wenn die Bauherren danach überzeugt seien – ja dann. Momentan steckt das Start-up noch in einer Phase, in der mehr investiert als verdient werde. Aber es kann schnell gehen, sagt Fricke. Man denke an einen zweiten Standort in Nordrhein-Westfalen.
Im Vergleich zur herkömmlichen Holzbauweise ist Triqbriq günstiger. Im Vergleich zu Ziegel oder Beton indes nicht. Was der höhere Baustoffpreis jedoch nicht abbilde: „Sie werden mit Triqbriq schneller bauen.“ Sprich weniger Arbeitsstunden auf dem Bau, weniger Miete für Gerät. Das gleiche den Mehrpreis beim Material aus. Der Rohbau des ersten Hauses in Frankfurt sei in nur sechs Tagen inklusive Dachstuhl hochgezogen worden.