Ende 2024 verliert die Stuttgarter Branddirektion das Interimsdomizil für das Ausbildungs- und Fortbildungszentrum. Sie muss aber ständig rund 2000 Feuerwehrleute unterweisen. Was dann?

Happige und gefährliche Aufgaben gehören bei der Feuerwehr ja fast schon zum Alltag, im Moment steht die Branddirektion Stuttgart aber noch vor einer zusätzlichen, „ganz großen Herausforderung“, wie ihr Chef Georg Belge sagt: Sie muss schleunigst ein mindestens 15 000 Quadratmeter großes, ausreichend von Wohnhäusern entferntes Gelände für ihr Aus- und Fortbildungszentrum finden, sonst geht Anfang 2025 gar nichts mehr – dabei hat die Branddirektion das Jahr über etwa 700 Auszubildende und annähernd 1300 Angehörige der freiwilligen Feuerwehren auf künftige Einsätze vorzubereiten.

 

Im Moment ist das Zentrum interimsweise bei der Feuerwache V in Degerloch angesiedelt, doch die wird in neue Räume in Möhringen verlagert, und das Gelände kommt für das Ausbildungszentrum nicht in Frage. Die alte Feuerwache wird gemäß eines Gemeinderatsbeschlusses für einen Betriebshof der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) genutzt, obwohl die FDP dort ein ständiges Ausbildungszentrum vorgeschlagen hatte. Jetzt sind die Stadtverwaltung, die Stadträte und die Branddirektion ratlos. Denn Bauflächen in Stuttgart sind rar, sowieso für Einrichtungen, die mit Lärm verbunden sind.

Mitten in Wohnviertel passt das nicht

Das Zentrum müsse jedoch montags bis samstags von der Frühe bis zu den Abendstunden betrieben werden können, sagt der Branddirektor. Und Hinweise wie der, es solle der Cannstatter Wasen genutzt werden, helfen ihm auch nicht. Dort könne man, sagt er, höchstens dann und wann Schläuche ausrollen oder Fahrübungen abhalten, aber nicht das Bauprogramm umsetzen.

Auch eine erste Prüfung von vier anderen Ideen blieb ohne positives Ergebnis. Das ehemalige Gelände des EnBW-Kraftwerks Gaisburg und das EnBW-Gelände zwischen Gaskessel und Wasserwerk Berg reklamiert der Konzern für andere Zwecke. Ein Privatgelände in Stammheim, ein städtisches Gelände in Weilimdorf und Sportflächen in Untertürkheim wurden auch verworfen. Die betreffenden Grundstücken sollen zwar noch einer ämterübergreifenden unterzogen werden, doch die Aussichten gelten als düster.

Abschlägige Antworten von Flughafen und Messe

OB Frank Nopper (CDU) berichtete den Freien Wählern, die zu der Unterbringungsfrage schon im Oktober 2021 einen Antrag stellten, nun von einem anderen Denkansatz des Amtes für Stadtplanung und Wohnen: mit einer anderen Kommune zusammenzuarbeiten. Die Überlegungen gingen in Richtung Filderstadt und Echterdingen, wo sich die Flughafen-GmbH und die Messegesellschaft seit einiger Zeit Gedanken über gemeinsame Aktivitäten beim Brandschutz Gedanken machen. Doch: „Ein möglicher Fokusraum einer interkommunalen Entwicklung im Bereich Flughafen/Filder wurde in ersten Sondierungsgesprächen bereits von Flughafen und Messe abgelehnt“, vermeldete Nopper, der beim Flughafen sogar selbst im Aufsichtsrat sitzt. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte die Flughafengesellschaft, sie verfüge über keine passenden Flächen.

Die interkommunale Lösung und die Zusammenarbeit mit einer Nachbarfeuerwehr könnten auch nicht die Sorgen des Stuttgarter Branddirektors zerstreuen: Da bliebe für die Stuttgarter Branddirektion vielleicht zuviel Ausbildungszeit auf der Strecke. Im Landkreis Esslingen zum Beispiel gebe es rund 3000 Mitglieder von Freiwilligen Feuerwehren. Da würde es mit Stuttgart zusammen eng werden.

Stadträte machen sich Sorgen

Beim Gemeinderat schrillen die Alarmglocken, denn an der Sicherheit in Stuttgart möchte man keine Abstriche machen. Und die Branddirektion lässt keinen Zweifel daran dass die personelle Aufrüstung weitergehen muss – und damit steigt auch der Aus- und Fortbildungsbedarf. Man müsse jetzt den Suchlauf für einen Standort noch einmal angehen und intensivieren, sagen Maria Hackl (SPD) und Florian Pitschel (Grüne). Letzterer denkt dabei sehr viel mehr als Hackl an eine Lösung in Stuttgart. Käme es zu einem joint venture, also zu gemeinsamer Sache mit einer anderen Kommune, könne es wieder zum grenzüberschreitenden Streit um Belegungszeiten kommen wie beim neuen Stuttgarter Sportbad, befürchtet Pitschel. Hackl dagegen rät, die Idee des interkommunalen Zentrums nicht zu den Akten zu legen. Thorsten Puttenat (Fraktionsgemeinschaft Puls) meinte jüngst im Wirtschaftsausschuss ebenfalls: „Ja, notfalls muss es interkommunal gelöst werden.“

Derweil wird immer wahrscheinlicher, dass es schon schwer genug wird, eine neue Interimslösung ab 2025 zu finden. Der Branddirektor jedenfalls glaubt nicht, dass in den nächsten zwei Jahren eine zukunftsfähige Dauerlösung gefunden werden kann.