Ivan Lazarenko von „Hallo Emil“ gehört zu den sechs Finalisten für den Titel „Koch des Jahres“. Sein Sous Chef Patrick Ködel ist als Assistent dabei und hat selbst schon einen ersten Erfolg eingeheimst.
Eigentlich kann Patrick Ködel seine Kochjacke nicht mehr waschen. Massimo Bottura hat ihm auf die Schulter geklopft. Und der italienische Koch zählt zu den besten seines Fachs weltweit. Beim Köche-Wettbewerb „Junge Wilde“ des auf die Gastronomie spezialisierten Medienunternehmens „Rolling Pin“ kam es zu der denkwürdige Begegnung. „Er stand plötzlich da und hat probiert“, erzählt Patrick Ködel und strahlt. Dritter von mehr als 2000 Teilnehmern wurde der Stuttgarter Koch, aber damit ist er nicht wirklich zufrieden. Der 29-Jährige und sein Chef Ivan Lazarenko wollen „sich beweisen“: Die Köche vom Untertürkheimer Lokal „Hallo Emil“ stellen sich der Konkurrenz bei Wettbewerben für ihren Berufsstand. Dieses Jahr hat sich Ivan Lazarenko fürs Finale zum „Koch des Jahres“ qualifiziert. „Ich will mir den Titel holen“, sagt er.
„Hallo Emil“ versteht sich als Wohnzimmer am Neckar
Dass so viel Ehrgeiz im „Hallo Emil“ steckt, lässt sich auf den ersten Blick kaum vermuten. Als „dein Wohnzimmer am Neckar“ beschreibt der Inhaber Konstantin Ebert sein Restaurant. Am Seitenarm des Flusses liegt es etwas versteckt hinter dem Untertürkheimer Hallenbad bei der Stuttgarter Rudergesellschaft. Eingerichtet ist es im Vintage-Stil mit alten Tischen, einem Sammelsurium an Stühlen und bequemen Sofas, mit den zwei Terrassen gibt es im Sommer mehr als 250 Sitzplätze. „Hallo Emil“ taucht in keinem Restaurantführer auf. Die Speisekarte verrät aber mehr über die Ambitionen der Köche: Grünspargel-Kimchi gibt es zur Vorspeise mit Aubergine, Sesam und Koriander, Pasta Primavera mit Bärlauch, Morchel und Erbse sowie Erdbeeren zum Dessert mit Basilikum, Balsamico und Limone statt Schlagsahne.
Durch die für Sterne-Restaurants typische Aufzählung der einzelnen Zutaten bei jedem Gericht dürfte klar sein, wo Ivan Lazarenko und Patrick Ködel herkommen. Im Stuttgarter Restaurant 5 war Ivan Lazarenko tätig, als es erstmals diese Auszeichnung vom Guide Michelin erhielt, und später war er drei Jahre lang Sous Chef im mit einem Stern gekrönten Schloss Filseck bei Uhingen. In mehreren gut-bürgerlichen Lokalen – vom Bodensee über den Schwarzwald bis zum Plochinger Stumpenhof – sowie in seiner Geburtsstadt Sankt Petersburg stand er außerdem am Herd. Patrick Ködel stieg im Fellbacher Cateringunternehmen Rauschenberger in den Beruf ein, nachdem er zuvor eine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr absolviert hatte. Bei Rauschenberger kam er im Restaurant Goldberg zum Einsatz, den damals mit zwei Sternen ausgezeichneten Küchenchef Philipp Kovacs bezeichnet er als seinen Mentor.
Bei „Hallo Emil“ wird für jedermann gekocht
„Partners in Crime“ nennen sich Ivan Lazarenko und Patrick Ködel. Im „Hallo Emil“ fanden sie vor rund drei Jahren „ihr Zuhause“. In dem Ausflugslokal kann Ivan Lazarenko „für jedermann kochen“, unkompliziert und gleichzeitig niveauvoll. „Sofort verliebt“ hat er sich in die Location und „die ehrlichen Gäste“, die „alle so dankbar“ sind. Er ist der Küchenchef in dem Team, Patrick Ködel sein Stellvertreter. „Wir können uns hier voll ausleben“, sagt der 29-Jährige, „wir müssen uns nicht in Konzepte und Strukturen zwängen.“ Dass Konstantin Ebert seinen Köchen für die Wettbewerbe den Freiraum lässt, sei auch eine Ausnahmesituation, loben sie.
Seit 20 Jahren als Koch tätig
Als 16-Jähriger begann Ivan Lazarenko seine Lehre als Koch, mehr als sein halbes Leben steht er schon in der Küche. „Ich habe lange die Leidenschaft in dem Beruf gesucht“, sagt der 36-Jährige. Die Sterneküche habe ihn zwar inspiriert, doch dort musste er „Tag und Nacht arbeiten“ und das passte nicht mit seinem Familienleben zusammen. In den Wettbewerben kann er sich nun weiterhin „mit den Besten messen“. Im Jahr 2022 war er bereits bei der San Pellegrino Young Chef Academy Competition mit seinem Esslinger Kollegen Anton Lebersorger am Start und sie holten den Sieg in der Region Deutschland und Österreich. Mit ihm ging er auch seinen ersten Versuch für den „Koch des Jahres“ an.
Mit Patrick Ködel an seiner Seite hat er es dieses Jahr unter die besten sechs Teilnehmer geschafft. Beim Vorentscheid in der Münchner Allianz-Arena musste er eine vegetarische Vorspeise, ein klassisch französisches Hauptgericht und ein Dessert mit Kräutern abliefern. Er servierte Alblinsen mit dem Pilz Krause Glucke, Schwarzwald-Miso und Münsterkäse, eine feine Bouillabaisse zum Hauptgang und schließlich mit Baba au Rhum eine Kindheitserinnerung, die er jedoch mit Koriander und Sauerklee garnierte. „Um die hochkarätig besetzte Jury zu überzeugen und zu begeistern, muss man abliefern“, sagt er. Auf den Geschmack komme es an, die Kreativität und die Optik. Was die sechs Teilnehmer am 21. Oktober in Bonn erwartet, wissen sie allerdings noch nicht. Möglicherweise müssen sie innerhalb von wenigen Stunden mit ihnen bis dahin unbekannten Zutaten „ein Menü aus der Hüfte zaubern“.
Die Wettbewerbe dienen auch dem Networking
Mit „einem explosiven Rock ’n’ Roll“ vergleicht Patrick Ködel das Wettkampfkochen. Wie beim Leistungssport seien mentale Stärke, Disziplin und Durchhaltevermögen gefordert. Er ist dieses Jahr in das Geschehen eingestiegen. Bei den „Jungen Wilden“ musste er spontan zur Vorspeise Fisch und Schokolade kombinieren, zum Hauptgang Fleisch und Käse und zum Nachtisch Kartoffeln und Rösti. Vier Stunden hatte er fürs Kochen Zeit. „Es war völlig wild“, sagt er. Zum Wolfsbarsch mit Garnelen kreierte er dann eine Schokoladen-Mole, eine Soßenart aus der mexikanischen Küche, zu einem Flanksteak einen Blauschimmelschaum und zur Rösti-Rhabarber-Krokette ein Süßkartoffeleis.
Auch ohne Sieg lohnt sich die Teilnahme, findet Patrick Ködel: „Wenn dir einer wie Massimo Bottura auf die Schulter klopft, das reicht schon.“ Außerdem lernen die Köche bei den Veranstaltungen viele Kollegen kennen und ein spannendes Rahmenprogramm wird geboten. „Rolling Pin“ lud die „jungen Wilden“ beispielsweise zum Testessen ins vegane Fine Dining Restaurant „Gerüchteküche“ in Graz ein. „Es war ein Hammerding“, fasst Patrick Ködel seinen Einstieg in die Wettkampfszene zusammen. „Kochen kann richtig geil sein und Spaß machen“, ist für ihn „die positive Message“ der Wettbewerbe. Für Ivan Lazarenko ist deshalb klar, dass weitere folgen werden: „Wir sind noch nicht fertig!“