Mit „Unter dem Banner des Kreuzes“ veröffentlicht die Schriftstellerin Astrid Fritz ihren 16. Roman. Darin geht es um ein außergewöhnliches Kapitel der mittelalterlichen Geschichte.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Nein, den Schritt in den Beruf der Schriftstellerin hat sie nie bereut. „Mir macht es nach wie vor großen Spaß“, sagt Astrid Fritz. Auch wenn die Realität doch stark von dem Klischee abweiche, das man landläufig von Romanautoren habe. „Als Freischaffende habe ich natürlich mehr Freiheiten, was die Zeiteinteilung angeht. Doch darf man sich mein Berufsleben nicht so vorstellen, dass ich tagein, tagaus mit dem Notizbuch im Café sitze und schreibe“, sagt sie und lacht. Disziplin sei schon gefordert, wolle man die Abgabetermine einhalten, die sie mit ihrem Verlag regelmäßig aushandelt.

 

Aus einem Privatvergnügen wurde der Hauptberuf

Mit „Unter dem Banner des Kreuzes“ erscheint an diesem Samstag ihr 16. Roman. Bis auf wenige Ausnahmen spielen ihre Bücher in der Frühen Neuzeit, am Ende des Mittelalters im 16. und 17. Jahrhundert. „Es ist eine Zeit des Umbruchs, es geht weg vom Feudalsystem hin zu unserer bürgerlichen Gesellschaft. In dieser Epoche kenne ich mich mittlerweile sehr gut aus.“

Um ihre Figuren in einer realistischen Umgebung agieren zu lassen, recherchiert Astrid Fritz akribisch. Einige ihrer Bücher basieren auf wahren Geschichten. So ihr Erstlingswerk „Die Hexe von Freiburg“. Auf das Schicksal der Catharina Stadellmenin, die 1599 einem Justizmord zum Opfer fiel, war Astrid Fritz während ihrer Recherchen zu dem Stadtführer „Unbekanntes Freiburg“ gestoßen. Sieben Jahre lang recherchierte und schrieb die Journalistin damals zum Privatvergnügen ein Manuskript darüber. Der Rowohlt-Verlag veröffentlichte das Buch dann im Jahr 2003 – es wurde innerhalb kurzer Zeit ein Bestseller und Astrid Fritz wurde Schriftstellerin.

Auch ihr neues Buch befasst sich mit einer wahren Begebenheit, allerdings im Hochmittelalter. Es dreht sich um den Kinderkreuzzug im Jahr 1212, ein Ereignis, zu dem die Quellenlage eher dürftig ist. „Es gab sogar Zweifel, ob er überhaupt stattgefunden hat. Aber es gibt Aufzeichnungen, die ihn belegen“, sagt die gebürtige Pforzheimerin, die in München, Avignon und Freiburg Theaterwissenschaft, Literatur und Romanistik studiert hat.

Auf eine Legende hin, dass zwei Hirtenjungen eine Vision hatten, nur unschuldige Kinder könnten Jerusalem von den „Ungläubigen“ befreien, brachen im Sommer 1212 zahllose Jungen und Mädchen in Frankreich und im Rheinland zu dieser Reise auf. Friedlich und ohne Waffen würden sie Jerusalem befreien, glaubten sie – das Mittelmeer würde sich vor ihnen teilen, damit sie trockenen Fußes ins Heilige Land kämen. „Die Menschen damals lebten ihre Religion unmittelbar. Für sie war es plausibel, dass Gott in ihre Leben eingreifen könnte“, erzählt Astrid Fritz.

Im Fall des Kinderkreuzzuges ist es jedoch durchaus möglich, dass Sklavenhändler in Norditalien hinter dem Gerücht steckten, die junge Menschen in eine perfide Falle locken wollten. Dass ein Kind Jerusalem befreien könnte, beruhte auf einer Aussage des Papstes, die allerdings den jungen Stauferkaiser Friedrich II. betraf. Jener führte schließlich wirklich den einzigen unblutigen Kreuzzug an: statt zu kämpfen verhandelte der sprachbegabte Federico Secondo , wie er in Italien heißt, mit seinem Gegner auf Arabisch. Das hatte er als Junge in den Gassen Palermos gelernt.

Wie in ihren anderen Romanen lässt Astrid Fritz auch im aktuellen Buch den Leser mit fiktiven Figuren die Ereignisse miterleben. So zieht man mit den Kindern bis Genua und einigen wenigen, die das Glück hatten davonzukommen, wieder zurück nach Hause an den Rhein.