Die Stuttgarter haben mit einer Wahlbeteiligung von 66,7 Prozent einen Rekord aufgestellt. Und auch sonst sind die Wähler in der Landeshauptstadt für manche Überraschung gut.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Schon bei den ersten Hochrechnungen um 18 Uhr ist es zu erkennen gewesen: Die Grünen sind auch bei der Europawahl in Baden-Württemberg die klaren Gewinner. Dass sie jedoch am Ende nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen zu Beginn der Auszählung im Laufe des Abends auf Platz eins in der Landeshauptstadt liegen würden, das hatte keine Hochrechnung prophezeit. Mit 28,4 Prozent sind sie die stärkste Kraft bei der Europawahl in Stuttgart, deutlich vor der CDU auf Platz zwei mit 23,8 Prozent. Für die Christdemokraten endet damit eine Serie, die 40 Jahre lang gewährt hatte: Seit 1979 war die Union bei den Europawahlen in Stuttgart stets als Siegerin hervorgegangen.

 

Weit abgeschlagen ist die Partei, die voraussichtlich auch auf Kommunal- und Regionalebene am meisten eingebüßt hat: die SPD. Sie holte lediglich 13,5 Prozent der Stimmen – ein herber Verlust von 9,8 Prozent. Damit hat sich die ganze Spitzengruppe beim Europawahlergebnis der Landeshauptstadt neu sortiert. Die CDU fällt vom ersten auf den zweiten Platz in der Wählergunst hinter den Spitzenreiter Bündnis 90/Die Grünen zurück. Die SPD verliert ihren zweiten Platz, den sie sich vor vier Jahren von den Grünen zurückgeholt hatte, und landet mit einem Abstand von zehn Prozentpunkten auf Platz drei. Bei der Europawahl 2014 hatte es 30,9 Prozent für die CDU gegeben, 23,3 Prozent für die Sozialdemokraten und 19,6 Prozent für die Grünen.

Die FDP wird wieder viertstärkste Kraft

Spannend war auch das Rennen um Platz vier des Europawahlergebnisses für Stuttgart. Viele hatten sich gefragt, ob die 2014 erstmals auf den Plan getretene AfD zulegen oder verlieren würde und ob sie ihren Platz als viertstärkste Kraft verteidigen würde. Sie konnte ihren Stimmenanteil knapp halten und kam auf 7,4 Prozent. Dennoch verlor die AfD ihren Status als viertstärkste Kraft in Stuttgart bei der Europawahl, das wurde die FDP. Nach einer regelrechten Schlappe mit nur 5,4 Prozent der Stimmen im Jahr 2014 brachte sie es nun wieder auf 8,2 Prozent – und landete so auf Platz vier vor der AfD.

Für die Linke votierten in Stuttgart 5,1 Prozent der Wähler. Bei den kleineren Parteien und Gruppierungen landete Die Partei bei 3,3 Prozent der Stimmen. Die Freien Wähler – die nicht mit der gleichnamigen Vereinigung auf Kommunalebene übereinstimmen – bekamen 2,2 Prozent der Stimmen.

Die klassische Hochburg der Grünen ist und bleibt in Stuttgart der Westen. Hier konnte die Ökopartei 37,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Am schlechtesten schnitt sie mit 18 Prozent in Mühlhausen ab. Die CDU hatte nur in Sillenbuch mehr als 30 Prozent, wenn auch nur knapp mit 30,7 Prozent.

Für die SPD war der Blick nach Münster mit einem Ergebnis von 16,7 Prozent nur wenig tröstlich: Das war in der ganzen Stadt schon ihr bester Bezirk.

Die Wahlbeteiligung indes war dann für alle Parteien Grund zur Freude: Sie lag bei 67 Prozent.