Anwohner der Ulmer Straße ärgern sich über die Platanen. Sie verdunkeln die Wohnungen, das Laub verstopft Dachrinnen. Die Bezirksbeiräte debattierten, ob Bäume gefällt oder die Kronen gestutzt werden sollen.

Wangen - Auf die Innere Ulmer Straße blicken die Wangener mit einem gewissen Stolz. Die renovierte Kelter, Fachwerkbauten wie das Alte Rathaus, herrschaftliche Häuser, der Ochsen-Biergarten sowie viel Grün links und rechts der breiten Straße erwecken den Eindruck eines Boulevards. Doch viele direkte Anwohner sehen dies anders. „Die hohen Platanen auf der in Auswärtsrichtung rechten Straßenseite führen ständig zu erheblichen Klagen der Bewohner“, berichtet Bezirksvorsteherin Beate Dietrich. Die 40 bis 60 Meter hohen Laubbäume verursachen Probleme.

 

Was im sonnigen Sommer angenehm sein kann, ärgert die Bewohner an sonnenarmen Tagen. Durch die Blätterwand vor der Hauswand dringt kaum Licht in die Wohnungen. „Die Menschen müssen ständig mit künstlichem Licht leben“, so Dietrich. Wer zudem die Fernsehsender mit einer Satellitenschüssel empfangen will, leidet oft unter Empfangsstörungen. Ärgerlich wird es für die Anwohner zudem, wenn das Laub im Spätsommer und Herbst zu Boden fällt. Fast täglich müssen die Anwohner Kehrwoche machen. Die Wangener übernehmen – zwangsweise – die Arbeit der städtischen Reinigungskräfte. „Säckeweise sammeln wir Blätter, Äste und zurzeit Rinde, die die Platanen abwerfen, ein“, sagt eine ältere Bewohnerin. Die Stadt habe zwar Drahtkörbe am Straßenrand aufgestellt, in der die Wangener das Laub deponieren können, die für ältere Menschen mühsame Arbeit bleibe jedoch. Zudem fallen die Blätter auch auf die Dächer und in die Dachrinnen, die die Hausbesitzer reinigen lassen müssen – auf eigene Kosten.

Dietrich hat deswegen die Klagen an das Garten-, Friedhofs- und Forstamt weitergeleitet. Die Baumexperten haben nun zwei Alternativen zur Auswahl gestellt. Entweder müssten die Kronen der Bäume drastisch zurückgeschnitten und dieses kostspielige Prozedere dann in kurzen Rhythmen wiederholt werden, oder: Die Stadt lässt zunächst jeden zweiten Baum fällen und diesen dann durch einen kleinkronigen jungen Baum ersetzen. Sobald diese entsprechend groß sind, würden die restlichen Altbäume gefällt.

Verständnis für Anwohner

Insgesamt geht es um 16 Platanen. Gerhard Föll von den Grünen zeigte durchaus Verständnis für die Anwohner. Er könne sich vorstellen, die Bäume Stück für Stück durch kleinkronige zu ersetzen. Peter Selig-Eder von SÖS-Linke-Plus sprach sich vehement für den Erhalt „der Sauerstoff produzierenden Bäume aus“. Auch Rolf Jänig von der CDU tendiert zum Rückschnitt. „Schließlich sind sie Schattenspender und haben ortsbildprägenden Charakter.“ Auf Antrag von Volkmar Mäckle (SPD) und Ingrid Kreis (Freie Wähler) will der Bezirksbeirat zunächst die Kosten der beiden Varianten wissen. „Denn auch wenn acht Bäume gefällt und ersetzt werden, müssen die verbliebenen acht Platanen zurückgeschnitten werden“, so Kreis.

Über Straßenlaternen diskutiert

Um das Ortsbild geht es den Bezirksbeiräten auch in der Diskussion über die Straßenlaternen. Die bestehenden Kandelaber sind laut Netze BW teilweise marode und müssen ausgetauscht werden. Zudem können sie nicht mit LED-Technik versehen werden. „Deswegen will das Unternehmen die Ulmer Straße von der Einmündung Rinkenberg bis zum Wangener Marktplatz mit neuen Laternen bestücken“, so Dietrich. Die Laternen sind allerdings schlichter gehalten. Im September wollen die Netze BW auf Höhe des Rewe-Gebäudes einige der neuen Laternen zur Bemusterung aufstellen. „Die Wangener können sich dann drei Monate lang einen Eindruck von den Laternen und von der Art des Lichts machen“, so Dietrich. Auch hier fürchten einige Wangener Bezirksbeiräte, dass mit dem Abbau der Kandelaber sich der Charakter der Straße ändere.