Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Nicht zu verkennen ist aber der Unmut der öffentlich Beschäftigten über die Politik. Jeder zweite glaubt, dass sich keine Partei für eine weitere positive Entwicklung des öffentlichen Dienstes einsetzt. Und mehr als die Hälfte der Beamten und Tarifbeschäftigten meinen, keine Partei sorge für mehr Anerkennung ihrer Arbeit. Dies spiegelt den allgemeinen Zorn über die Sparpolitik. „Aus Staatsdienern werden Wutbürger“, heißt es etwa im Fachorgan der Steuergewerkschaft, weil „die Proteststürme gegen Sonderopfer für Beamte nicht abreißen“.Auf den einzelnen Politikfeldern trauen die Befragten der Union am meisten zu. Das gilt vor allem für die innere Sicherheit, den Ausbau der Infrastruktur, die Finanz- und Steuerpolitik sowie die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Ausnahme ist die Bildungspolitik – da meinen die Bürger, dass die SPD die größten Kompetenzen habe. Diese Ansicht konterkariert den Streit über die Schulpolitik in Baden-Württemberg, der schon eine SPD-Kultusministerin zur Aufgabe zwang. Noch mehr punkten die Sozialdemokraten in der Sozialpolitik. Insgesamt zeigt sich, dass Beamte häufiger der CDU/CSU, Tarifbeschäftigte eher der SPD Kompetenz zutrauen.

 

Der Ruf des Beamten wird besser

Befragt wurden gut 3000 Bürger – unter ihnen 800 Beamte und 1200 Tarifbeschäftigte. Wie in den Vorjahren hat der Feuerwehrmann das höchste Ansehen, gefolgt von Kranken- und Altenpflegern, Ärzten, Kitabetreuerinnen und Polizisten. Der Beamte als solcher rangiert im unteren Mittelfeld. Doch ist dessen Ruf offenbar besser geworden. 2007 hatten lediglich fünf Berufsgruppen ein schlechteres Ansehen als der Beamte. Diesmal sind es neun. Drei von vier Bürgern halten die Beamten für pflicht- und verantwortungsbewusst sowie zuverlässig. Für 46 Prozent sind Beamte stur, für gut jeden Dritten sind sie arrogant. 16 Prozent halten sie für überflüssig.

Verglichen mit der ersten Bürgerbefragung von 2007 werden alle positiven Eigenschaften den Beamten öfter, alle negativen seltener angerechnet. Dieser Imagegewinn mag den Gewerkschaften eine Argumentationsstütze sein, wenn es nach der Wahl ums Ganze geht. Entscheidender dürfte jedoch Kooperationsbereitschaft sein, sonst könnte die Politik ihre weiteren Eingriffe ohne Zutun der Beamtenvertreter beschließen.