Erika Steinbach bedenkt ihre CDU samt Kanzlerin zum Abschied mit vehementer Kritik. In normalen Zeiten hätte die Union den Abgang der Rechtskonservativen locker verkraftet, doch in dieser aufgeregten Phase ist das fraglich, meint Christopher Ziedler.

Stuttgart - Eine Frau, deren Aussagen immer wieder einen rechtsradikalen Unterton hatten, verlässt die CDU und wünscht der AfD viel Erfolg. Das müsste die Parteistrategen der Union eigentlich nicht weiter beschäftigen, weil es doch nur dokumentiert, dass neben den Christdemokraten in der CDU Nationalisten nichts verloren haben. Erika Steinbachs gelegentlich rassistische Einlassungen auf Twitter sprechen für sich, und es stellt für die Union keinen Verlust dar, wenn künftig weniger solche Sprüche aus ihren Reihen an die Öffentlichkeit dringen. Hinzu kommt, dass die 73-Jährige erst jetzt – da sie nicht mehr für den Bundestag kandidiert – der Partei den Rücken kehrt. Das sieht nach Nachtreten aus, weshalb im Konrad-Adenauer-Haus die Hoffnung groß ist, dass Steinbachs Austritt die potenzielle CDU-Klientel im Jahr der Bundestagswahl nicht sonderlich beeindrucken wird.

 

Zum konservativen Märtyrertum verklärt

In normalen Zeiten wäre das so. Man muss aber kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass Steinbachs Abgang postfaktisch-populistisch zum konservativen Märtyrertum verklärt werden wird – und nicht zuletzt die AfD munitioniert, die sich schon um Steinbach als Mitglied bemüht und sich als Hort für enttäuschte Konservative inszeniert. Der Name Steinbach wird im Bundestagswahlkampf deshalb noch öfter zu hören sein – nur nicht von der CDU.