In die Hosentasche hat er nicht gepasst und über den Bildschirm hat man nur gewischt, um den Staub zu entfernen. Der iMac war in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends trotzdem sowas von cool, dass die Kommilitonen immer gerne zum Lernen kamen, um den hippen Kasten der Firma mit dem lustigen Apfel-Logo zu bestaunen. Der Rechner, bei dem Laufwerk und Bildschirm eine klobige, quietschbunte (türkis, pink, apfelgrün, orange) Einheit bildeten, hatte nicht einmal mehr ein Diskettenlaufwerk.

 

Das fanden wir Studenten total Avantgarde, waren aber in puncto Handhabung neuer Informationstechniken eher rückwärtsgewandt, um nicht zu sagen hinterwäldlerisch. An der altehrwürdigen Uni wurde die gute alte Diskette zu jener Zeit beinahe noch als Innovation gehandelt. CD-Roms waren etwas für Freaks und was es mit dem fast unsichtbaren Schlitz unterhalb des iMac-Bildschirms auf sich hatte, wusste aus der Lerngruppe niemand so genau.

Für die Magisterarbeit musste also doch noch ein schnödes Laptop mit Diskettenlaufwerk her. Das schwarze Kunststoffquadrat, auf dem über Wochen sämtliche niedergetippten Gedanken zur Erlangung des Grades Magister Artium abgespeichert wurden, verschwand zum Glück erst kurz nach der Zeugnisübergabe auf Nimmerwiedersehen in den Tiefen eines Umzugstransporters. Nun existiert bis heute nur ein einziges, heiliges Exemplar der Magisterarbeit. Es verstaubt ausgedruckt im Regal. Die Arbeit auf dem iMac zu speichern hätte aber auch keinen Sinn gehabt: die Festplatte verschmorte zwei Jahre später mit einem surrenden Geräusch beim Einlegen einer CD-Rom.

Simone Höhn Foto: Michael Steinert

Simone Höhn (39) ist Redakteurin im Ressort Gesellschaft, auch heute noch nicht allzu IT-affin, hat die Diskette inzwischen aber in eine externe Festplatte getauscht. Und der große Bruder Google speichert ja sowieso heimlich mit.