Groß geworden ist sie in einem Haus in Stuttgart-Schönberg, das wie ein aufgeklappter Flügel gebaut ist: Giorgia Lehn, die Tochter des Bandleaders Erwin Lehn, hat mit 65 Jahren ihren Lebensgefährten Hannes Höfer, 75, geheiratet.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Groß geworden ist sie in einem Klavier. Ihr Vater Erwin Lehn, der unvergessene Leiter des Südfunk-Tanzorchesters, hat sein Haus im Stuttgarter Stadtteil Schönberg im Jahr 1956 vom Rathaus-Architekten Paul Stohrer in Form eines aufgeklappten Flügels bauen lassen. Die Villa steht heute unter Denkmalschutz. Die Musik hat Giorgia Lehn zeitlebens begleitet – und durfte natürlich auch bei ihrer Hochzeit nicht fehlen. Mit 65 Jahren hat die Tochter des großen Bandleaders jetzt ihren 75-jährigen Lebensgefährten Hannes Höfer, einen früheren Skilehrer aus Tirol, geheiratet. Beide sind seit 27 Jahren ein Paar. Ein junger Musiker spielte bei der Feier in Innsbruck mit dem Akkordeon Tiroler Musik.

 

Erwin Lehn starb 2010 kurz vor seinem 91. Geburtstag

Angereist waren etliche Freunde aus Stuttgart, etwa die heutigen Besitzer des Klavierhauses. Giorgia Lehn hat bis 2016 in der schwäbischen Heimat eine Modeagentur geführt, ehe sie zu ihrem Mann nach Innsbruck zog. Geboren wurde sie in Degerloch, ehe die Familie 1957 in die Villa gezogen ist, deren Grundriss der Flügel ist. Ihr Vater ist 2010 kurz vor seinem 91. Geburtstag, gestorben.

Berühmte Köpfe der Musikszene gingen in Schönberg ein und aus – aber auch Freunde des Fußballs. „An den Wochenenden saß mein Vater entweder beim VfB im Stadion oder bei den Kickers“, erinnert sie sich. Mit Joachim Fuchsberger hat er die Kickers-Hymne „Blau und weiß“ geschrieben, in der es heißt: „Siegen kann man nicht befehlen, /Aber spielen kann man gut. /Und ein Ruf aus tausend Kehlen / macht der Kickers-Mannschaft Mut.“

Bis 1992 hat er das SDR-Tanzorchester geleitet

Auch Giorgia Lehn nahm Klavierunterricht, was aber nicht zu ihrem Beruf führte – bei einem so überragenden Musiker und Arrangeur als Vater, der für sein Lebenswerk mit der German Jazz-Trophy geehrt worden ist, wohl nicht überraschend. Von 1951 bis 1992 hat Erwin Lehn das SDR-Tanzorchester geleitet, danach die Big Band der Stuttgarter Musikhochschule. Arrangiert hat er bis zu seinem Tod. Über die Hochzeit der Tochter hätte sich der Bandleader bestimmt gefreut.

Zuletzt gab er ihr dafür einen Rat. „Lade nur wenige Gäste ein“, sagte er, „wenn zu viele kommen, kannst du dich sowieso nicht um jeden Gast kümmern.“ Von dem ersparten Geld solle sie mit ihrem Mann lieber einen schönen Urlaub machen. Auf die große Reise warten die beiden nun, bis die Pandemie vorbei ist.