Neun Württemberger mit unterschiedlichen Hintergründen wählen ihr Lieblingsstück aus der Sammlung des Landesmuseums aus.  

Stuttgart - Ein Tretauto, ein Jagdgewehr, ein zweihändiges Schwert. Die Exponate der Ausstellung im Fruchtkasten am Schillerplatz stehen in keinem historischen oder chronologischen Zusammenhang. Bei der dritten Auflage der Reihe "Mein Lieblingsstück!" haben sich neun ausgewählte Württemberger ein Stück aus der Sammlung des Landesmuseums herausgepickt, zu dem sie einen persönlichen Bezug haben. "Das ermöglicht eine andere Sicht auf die Objekte", sagte die Museumsdirektorin Cornelia Ewigleben.

 

Für die Kuratorinnen der Ausstellung, Carmen Fischer und Maaike van Rijn, war die Vorbereitungszeit spannend. Seit 150 Jahren, so lange gibt es das Landesmuseum schon, hat sich die Auseinandersetzung mit den Objekten der Sammlung immer wieder geändert. Jetzt kommt nicht nur der wissenschaftliche, sondern auch der private Blick hinzu. "Jeder Besucher wird von einem anderen Objekt angesprochen." Und so präsentiert die Ausstellung neben dem Objekt auch den Bezug des Paten dazu.

Paten mit unterschiedlichen Hintergründen

Die beiden Ausstellungsmacherinnen waren um eine gute Mischung bemüht und haben die Beteiligten nach Alter, Beruf und Wohnort ausgesucht. Mancher ist prominent, andere haben eine gesellschaftliche Stellung, wieder andere stehen weit außerhalb des Kulturbetriebs. So wie der Heilbronner Robin Wieser, der zurzeit einen Bundesfreiwilligendienst absolviert. Er hat eine Perlenkette aus dem siebten Jahrhundert ausgewählt, die in einem Grab einer wohlhabenden Frau gefunden wurde. Für den jungen Mann ist die Kette zeitlos, sie ähnelt heutigen Schmuckstücken und ist damit ein Beweis, dass Menschen ihre Fähigkeiten über die Jahrhunderte hinweg immer weitergegeben haben.

Anja Hoppe, die Leiterin der Burg Hohenzollern bei Hechingen, hat sich für ein Exponat entschieden, das im Bezug zur adeligen Welt steht: eine Radschlossbüchse von 1599. Die Schusswaffe wurde wegen ihrer technischen Vorzüge, sie wurde ohne eine Lunte gezündet, oft bei der Jagd verwendet. Die mittelalterliche Büchse ist mit Motiven aus der Jagd und der antiken Mythologie verziert. "Sie vereint wunderbar Adel, Forst und Jagd", erklärte Anja Hoppe, die sich schon in ihrem Studium der klassischen Archäologie mit der Jagd beschäftigt hat, ihre Wahl. "Außerdem mache ich gerade meinen Jagdschein."

Männer stehen auf Spielzeuge

Tatsächlich ist die Entscheidung für ein Objekt sehr individuell. So hat sich der Kabarettist Klaus Birk für eine Spielzeugkuh auf Rädern aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entschieden. In seiner Begründung spiegelt sich sein typischer Humor. Er sei fasziniert von dem Gedanken, dass man eine Kuh durch die Gegend ziehen kann, sagte Birk. "Wenn Kinder das wissen, ist das doch wunderbar."

Auch Thomas Geiger hat sich ein Spielzeug herausgepickt, ein rotes Kindertretauto aus dem Jahr 1938 aus lackiertem Eisenblech. Doch der Aspekt eines Autos und Spielzeug spielt keine Rolle für ihn. Für den Schiffführer vom Bodensee geht es um Mobilität und Freiheit. "Reisen fasziniert mich. Reisen ist ein kleines Risiko, man kommt raus in die Natur, verlässt die gewohnten Wege und lernt Leute kennen."

Kunst hilft im Leben

Für moderne Kunst hat sich der Lehrer und Gründer des Eislinger Kunstvereins, Stephan Wünsche, entschieden: ein von der US-amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer gestaltetes T-Shirt und eine Baseballmütze, auf denen provokante Aussagen zur Konsumwelt gedruckt sind. Zum einen bewundere er die Kunst von Jenny Holzer sehr, aber er schätzt sie auch als Lehrstück für junge Menschen: "Kunst ist für mich sinnlich, aber auch ein Mittel, ins Leben zu helfen und Schocks zu geben, die einen aufwecken."

Jeder kann sich am vierten Zyklus beteiligen

Mitmachen

Im April 2012 soll der vierte und zugleich letzte Zyklus von „Mein Lieblingsstück!“ eröffnet werden. Jeder Württemberger und jeder, der einen Bezug zum Land hat, kann sich an der Sonderausstellung beteiligen. Und zwar indem er am Ende der aktuellen Ausstellung einen Brief mit seinem Lieblingsstück samt Begründung einwirft. Die Kuratorinnen werden dann aus den Einsendern die Auswahl treffen. Wer bereits jetzt zu den Paten zählt, ist Gerlinde Kretschmann, die Ehefrau des Ministerpräsidenten.

Ausstellung

Die Lieblingsstücke sind noch bis zum 18. März (Di–So 10–17 Uhr) im Fruchtkasten am Schillerplatz zu sehen. Der Eintritt ist frei. Führungen mit den Kuratorinnen gibt es am 15.Oktober, 4.November und am 16.Dezember jeweils um 15 Uhr.