Das Gräberfeld am Burrenhof hat den Keim gelegt für den später gebauten Heidengraben und die Elsachstadt. Davon gehen die Archäologen nach Abschluss der Grabungssaison 2016 aus.

Erkenbrechtsweiler - Nicht allein der gute Boden und die Lage an wichtigen Handelswegen haben die Kelten im 2. Jahrhundert vor Christus bewogen, auf der Vorderen Alb die größte damalige Siedlung des europäischen Festlands zu errichten. Die Elsachstadt, in deren Blütezeit wohl bis zu 10 000 Menschen auf einem vom Heidengraben umgebenen Siedlungsbereich gelebt haben, hat wohl auch rituelle Wurzeln. Das ist die wichtigste Erkenntnis, die das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg und die Archäologen der Universität Tübingen aus den jetzt abgeschlossenen gemeinsamen Grabungen am Burrenhof gewonnen haben.

 

Das dort liegende Gräberfeld, das von den Anliegergemeinden Erkenbrechtsweiler (Kreis Esslingen), Grabenstetten und Hülben (beide Kreis Reutlingen) als Standort für das künftige Heidengraben-Erlebniszentrum auserkoren wurde, war schon vor der Entstehung des Heidengrabens ein wichtiger Ort des Ahnenkults. „Wir gehen davon aus, dass das in der Zeit zwischen 800 und 400 vor Christus angelegte Gräberfeld in der Identitätsfindung der damaligen Bevölkerung eine zentrale Rolle gespielt hat und als kultischer Treffpunkt so etwas wie die Keimzelle von Elsachstadt und Heidengraben war“, sagt der Archäologe Gerd Stegmaier, der die Lehrgrabungen der Universität Tübingen leitet.

Die landwirtschaftliche Nutzung hat viele Befunde zerstört

In der aktuellen Grabungsperiode sind die Wissenschaftler auf Strukturen gestoßen, die auf einen rituellen Bau inmitten des Gräberfelds am Burrenhof hinweisen. Das quadratische Gebäude mit einer Seitenlänge von sieben Metern könnte aus einem kleinen Wall und einem auf vier Pfosten ruhenden Dach bestanden haben. In seiner Mitte, davon gehen die Archäologen aus, könnten ein eingetieftes Brandgrab gelegen haben.

„Wir hoffen, dass wir in dem Bereich zwischen den Grabhügeln auf weitere prähistorische Strukturen stoßen“, sagt Stegmaier. Die Grabhügel selbst seinen durch landwirtschaftliche Nutzung so weit abgetragen, dass dort nichts mehr von Belang zu finden sei. Aus dem Schaden klug geworden, fordern die Wissenschaftler den noch unerforschten Bereich, der sich jenseits der Landesstraße nach Grabenstetten anschließt, aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen.

Hier erhofft sich Stegmaier in der im Winter geplanten geomagnetischen Begehung des Geländes neue Aufschlüsse. Vor allem die mehrere hundert Meter lange Gräben, die sich vom Gräberfeld ausgehend nach außen ziehen, haben die Neugier der Archäologen geweckt. „Wir hoffen, dass wir jetzt im Winter das Bild abrunden können. Weil die landwirtschaftliche Nutzung in dieser Zeit brach liegt, steht uns dann ein größeres Zeitfender zur Verfügung“, sagt der Archäologe.

Erkenntnisse werden in die Präsentation des Erlebniszentrums einfließen

Als gesichert kann seinen Worten zufolge bisher nur gelten, dass die Gräben schon vor dem Bau des Heidengrabens gezogen und erst danach verfüllt worden sind. „Die Vermutung liegt nahe, dass sie parallel zu den Wegen angelegt worden sind, die die umliegenden, an den Wasserstellen gebauten Siedlungen mit dem zentralen Gräberfeld verbunden haben“, sagt Stegmaier.

Jetzt sei es Herausforderung und Chance zugleich, diese Erkenntnisse in einer virtuellen Rekonstruktion einzuspielen. Die multimediale 360-Grad-Projektion soll gemeinsam mit dem im Erlebniszentrum geplanten Rundumbild einer Keltensiedlung nicht nur die Laien, sondern auch die Fachwelt ansprechen. Bis zum Jahr 2020 soll das Erlebniszentrum am Heidengraben seine Pforten öffnen. Um das noch weitgehend im Boden schlummernde gemeinsame historische Erbe erlebbar zu machen, wollen die drei Partnergemeinden insgesamt rund 4,5 Millionen Euro in die Hand nehmen.