Wegen der Corona-Notbremse kann der Schwaben-Park nicht wie geplant in die Saison starten. Warum der Geschäftsführer Erlebnisparks von der Politik unfair behandelt sieht, lesen Sie hier.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Kaisersbach - Kein Kinderkreischen, kein Wasserspritzen und kein fauchendes Geräusch von heranrasenden Achterbahnen. Stattdessen: Vogelgezwitscher und sanftes Rieseln einer Bewässerungsanlage. Eigentlich hätte der Schwaben-Park in Kaisersbach vor einem Monat in seine Saison starten sollen. Da wegen der hohen Corona-Inzidenzzahlen im Rems-Murr-Kreis die bundesweite Notbremse in Kraft getreten ist, wird daraus nichts.

 

Und trotzdem tut sich etwas im Park. Chefs und Angestellte nutzen die Schließzeit, um nötige Arbeiten zu erledigen. Denn zu tun gibt es immer etwas: Fahrgeschäfte sind schließlich Wind und Wetter ausgesetzt, auch die Schimpansen und Alpakas müssen versorgt werden. Viele Fahrgeschäfte erstrahlen nun in neuen Farben, Gärtnerinnen kümmern sich um alles, was wächst. Die Papageien-Tretbahn wird überdacht, und auch das neueste Fahrgeschäft, die Achterbahn „Hummel Brummel“, bekommt jetzt das seit Längerem geplante Holzgebäude. Dort hängen die gelb-schwarzen Gondeln nun – etwas traurig, als warteten sie nur darauf, dass jemand einsteige.

In der Pandemie bewerben sich weniger Saisonkräfte

Wann das soweit ist, steht in den Sternen. Jüngst hat der Rems-Murr-Kreis die 200er-Inzidenzmarke geknackt, aller Voraussicht nach stellen in der kommenden Woche auch die Schulen wieder auf Fernbetrieb um. Vor rund zwei Wochen hat der Schwaben-Park erstmals Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Entlassungen, so die Leitung des Parks, habe es keine gegeben.

Da das Hauptgeschäft des Parks natürlich im Sommer stattfindet, arbeiten hier viele Saisonkräfte und Aushilfen. Von knapp 40 Mitarbeitern wächst das Personal dann auf eine Stärke von rund 150 an. Allerdings spiegelt sich die unsichere Lage auch hier wider: „Es ist dieses Jahr ganz schwer, Mitarbeiter zu finden. Es ist, als meinten die, wir dürften ja eh nicht aufmachen“, erzählt Marcel Bender, der Pressesprecher des Schwaben-Parks.

Neuer Juniorchef beim Schwaben-Park

Vor Kurzem hat André Hudelmaier, gerade einmal 25 Jahre alt, die Anteile seines Onkels Guido am Schwaben-Park übernommen. Damit löst er diesen als Teil der Geschäftsführung ab und führt den Park zusammen mit seinem Vater Thomas Hudelmaier. Sein Onkel bleibt dennoch Teil der Schwaben-Park-Mannschaft: „Da sitzt er drin“, sagt Marcel Bender und zeigt auf einen Bagger, der in der Nähe der „Hummel Brummel“ seine Arbeit tut.

Der Park ist familiengeführt, jeder packt im Prinzip überall mit an. Die Bauwerke errichtet man, in Abstimmung mit Architekten, selbst. Und sogar ein Künstler, der den Look der Fahrgeschäfte entwirft und umsetzt, gehört zum Team.

Fehlen eigentlich nur noch die Besucher. Der Juniorchef André Hudelmaier, der auch im Kaisersbacher Gemeinderat sitzt, sieht die Erlebnisparks bei den Corona-Maßnahmen unfair behandelt: „Wir stehen quasi auf einer Stufe mit Prostitutionsstätten. Erst wenn die wieder öffnen dürfen, sind auch wir an der Reihe.“ Zoos dagegen, die „direkten Konkurrenten“ von Parks wie seinem, dürften schon bei deutlich höherer Inzidenz wieder öffnen.

Corona kostet den Erlebnispark sehr viel Geld

Im vergangenen Sommer hatte der Park mit einem Hygienekonzept Besucher empfangen dürfen – zwar 55 Tage später als gewöhnlich, aber immerhin. Die Besucherzahl war zudem gedeckelt, aber viele Familien nutzten die fast schon schulfreie Zeit, um unter der Woche herzukommen. „Der September war der beste seit fünf Jahren“, sagt Marcel Bender.

Corona kostet den Schwaben-Park dennoch richtig viel Geld. Im letzten Jahr, schätzt Hudelmaier junior, sei es ein siebenstelliger Betrag gewesen. Was er sich wünsche? „Zumindest überhaupt mal eine Perspektive“, sagt Hudelmaier. Er hofft, dass zumindest im kommenden Jahr wieder eine normale Saison möglich sein wird. Denn dann will der Schwaben-Park sein 50-Jahr-Jubiläum feiern. Und zwar mit Besuchern.