Das Bangen im Stuttgarter Süden hat ein Ende: Die Post sucht einen neuen Standort. Und die Stadt soll an der Böblinger Straße für Ordnung sorgen.

S-Süd - Nicht lockerlassen! Nach diesem Motto kämpft Bezirksvorsteher Raiko Grieb weiter um einen vollwertigen Ersatz für die Post-Filiale in der Böblinger Straße. Diese stark nachgefragte Niederlassung, an der neben der Erledigung sonstige Post-Dinge täglich bis zu 3000 Pakete abgegeben und abgeholt werden, wird im Laufe des Jahres dicht gemacht: Als direkte Folge der Schließung der zur Deutschen Bank gehörenden Postbank-Filiale, die dort derzeit im Auftrag der Deutschen Post AG das Brief- und Paketgeschäft erledigt. Auf einen genauen Termin haben sich die Akteure aber noch nicht festgelegt.

 

Festgelegt hat sich aber Grieb, und zwar in einem grundsätzlichen Punkt: „Der Süden ist ein Bezirk mit 44 000 Einwohnern, wir brauchen eine Post. Basta!“ Dass es hier nicht um eine beliebige Dienstleistung geht, sondern um ein wichtiges Stück Infrastruktur für den Stadtbezirk, das unterstreicht auch die Beteiligung der Wirtschaftsförderung der Stadt an einem Gespräch, das vor der letzten Sitzung des Bezirksbeirates stattgefunden hatte. Darüber berichtete der Bezirksvorsteher nun im Gremium.

Post macht drei Zusagen

Das entscheidende Ergebnis des Gespräches, war dabei laut Grieb: „Die Post will weiter das komplette Dienstleistungsangebot in der bisherigen Breite anbieten.“ Die Post wolle also „als Vollversorger im Süden blieben“. Damit verbunden worden seien in dem Gespräch „zwei weitere Zusagen“: „Die Kontinuität der Präsenz und die Zusage, diese mit qualifizierten Mitarbeitern zu gewährleisten.“ Dafür wolle die Post „noch in 2019 einen Ersatzstandort finden“. In Frage kämen Einzelhändler und Gewerbetreibende im Quartier, aber auch aktuelle Leerstände.

Im Prinzip sei „nur wenig Fläche nötig: für zwei Schalter und für Paketfläche im Hintergrund“, so Grieb. Deutlich gemacht worden sei aber auch dies: „Sollte das ein Einzelhändler übernehmen, dann bräuchte er dafür eigene Mitarbeiter. Angesichts des Besucheraufkommens wohl ein oder zwei.“ Die Post habe zugesagt, für diese „die Fort- und Weiterbildung zu gewährleisten“. Nun sei die Post dabei, „geeignete Räumlichkeiten zu suchen“. Parallel zu einer „Posthauptagentur“ mit allen Serviceleistung suche die Post zudem „Einzelhändler für Paket-Shops“. Der Bedarf nehme „wegen des Online-Handels rasant zu“.

Auf Nachfrage bestätigte Hugo Gimber, der Pressesprecher der Deutschen Post in Stuttgart, dass das Unternehmen „nach Ersatzräumen für die wegfallende Filiale in der Böblinger Straße sucht“. Die immer wieder geäußerte Skepsis, dass dies ernsthaft verfolgt werde, konterte Gimber mit der einschlägigen gesetzlichen Verpflichtung: „Wir haben zu gewährleisten, dass in zusammenhängend bebauten Gebieten eine stationäre Einrichtung in maximal 2000 Metern für den Kunden erreichbar ist“. Welche Größe die künftige Dependance haben wird, darüber wolle er nicht spekulieren: „Das hängt davon ab, was die Gegend hergibt.“ So sei offen, ob es „beispielsweise eine Filiale mit hundert Quadratmeter wird oder ob es vielleicht zwei mit je 50 Quadratmeter werden“. Klar sei, dass dort „alle postalischen Leistungen angeboten werden. Nur Bankdienste werden nicht mehr erfolgen“.

Dank an Bezirksvorsteher Grieb

Die Aussicht, nicht, wie lange befürchtet, im Stadtbezirk ohne Post-Filiale dazustehen, sorgte im Gremium für Erleichterung. Wolfgang Jaworek (Bündnis 90/Die Grünen) dankte Grieb dafür, dass er „die Ehre des Stadtbezirks“ rette und „die Sache nicht laufen lässt“. Grieb wieder merkte an, dass sich „im Hintergrund hiesige Landtags- und Bundestagsabgeordnete bei der Konzernzentrale dafür eingesetzt haben“. Im übrigen werde dort „das negative öffentliche Bild, das die Post in den Medien abgibt, sensibel wahrgenommen“.

Sauer stößt dem Gremium allerdings das äußere Bild vor Ort auf. Von Vermüllung war die Rede, und die Telefonzelle werde als Toilette benutzt. Ulrike Holch (SPD) meinte: „Man kann da nicht vorbei gehen ohne sich zu ekeln.“ Da es sich an der Ecke auch um öffentlichen Raum handle, sei es „an der Stadt, beim Eigentümer für Abhilfe zu sorgen“. Ad hoc wurde der Antrag an die Stadt formuliert, dass der Eigentümer „die Müllablagerungen beseitigt und hygienische Mindeststandards einhält“. Der Antrag ging einstimmig durch.