Der Missbrauchsfall von Staufen hat bundesweit für Entsetzen gesorgt. Innenminister Strobl will nun eine Rechtsgrundlage schaffen, auf der die Polizei mit fingierten Missbrauchsbildern auf Verbrecherjagd im Netz gehen kann.

Stuttgart - Innenminister Thomas Strobl (CDU) will der Polizei effektivere Ermittlungen gegen Kinderpornografie im Internet ermöglichen. Er will den CDU-Innenministern bei ihrem Treffen an diesem Freitag in Wiesbaden vorschlagen, die Rechtsgrundlage für den Einsatz computergenerierter Missbrauchsbilder zu schaffen. „Nur so können wir schwerste und reale Fälle von Kindesmissbrauch im Darknet aufdecken und verhindern“, sagte Strobl der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Allein im vergangenen Jahr seien bundesweit mehr als 8000 Fälle von Kinderpornografie nachweislich unaufgeklärt geblieben.

 

Im Darknet, einem abgeschotteten Teil des Internets, versuchten die Täter, gezielt der Strafverfolgung zu entgehen. Ohne einschlägige „Vertrauensbeweise“ reiße der Kontakt der Ermittler zu den Straftätern oft ab, sagte er. „Wir müssen unseren Ermittlern deshalb die Möglichkeit geben, das Vertrauen der Kriminellen zu gewinnen.“ Computergenerierte Missbrauchsbilder könnten solche Vertrauensbeweise sein, sagte Strobl, der auch CDU-Bundesvize ist.

Strobl äußerte sich auch vor dem Hintergrund des Missbrauchsfalls im badischen Staufen, der bundesweit für Entsetzen gesorgt hatte. Eine Mutter hatte zusammen mit ihrem Lebensgefährten ihren heute zehnjährigen Sohn im Internet an Sextäter verkauft. Der Junge wurde mehr als zwei Jahre vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen. Die Mutter wurde Anfang August zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt, ihr Partner zu zwölf Jahren Haft mit Sicherungsverwahrung.