Es gibt wohl Pläne, den Ermittlungsdienst Prostitution im Zuge der landesweiten Polizeireform in das Polizeipräsidium an der Hahnemannstraße zu verlegen. Eine Zweigstelle soll in der Stadt bleiben.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Um halb elf hat Veronika Kienzle am vergangenen Samstagabend noch Beschwerden entgegengenommen. Anwohner meldeten der Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, dass an der Olgastraße wieder viele Prostituierte auf dem Straßenstrich unterwegs seien, zudem sei der Suchverkehr der Freier in den Autos durch die Altstadtgassen unerträglich gewesen. „Ich hab dann sofort beim Ermittlungsdienst Prostitution angerufen, damit sie einschreiten. Fünf Minuten später waren die Beamten dort.“ Für die Bezirksvorsteherin ist dieses schnelle Eingreifen der Fachleute der Stuttgarter Polizei der Beweis dafür, dass die Dienststelle an der Christophstraße genau an der richtigen Stelle sitzt. „Die dürfen da nicht wegziehen, das wäre untragbar.“

 

Es gibt aber wohl Pläne, den Ermittlungsdienst im Zuge der landesweiten Polizeireform in das Polizeipräsidium an der Hahnemannstraße zu verlegen. Dort sollen sie dem Dezernat für Sexualdelikte angegliedert werden, das in dem Gebäude am Pragsattel seinen Sitz hat. „Beschlossen ist das noch nicht, es sind nur Überlegungen“, sagt der Polizeisprecher Olef Petersen dazu. Zur Begründung heißt es, dass die Kollegen der Dienststelle Prostitution, die gegen Zuhälterei, Straßenstrich und weitere milieutypische Delikte vorgehen, viele Schnittmengen mit den Kollegen hätten, die für Sexualdelikte zuständig sind. Als durchsickerte, dass die Polizei darüber nachdenkt, gab es viel Verunsicherung in der Stadtmitte. Zunächst war der Eindruck entstanden, die Dienststelle würde komplett an die Hahnemannstraße verlegt werden. „Das wäre unmöglich, denn es ist für die Prostituierten oft schon schwierig, zur Polizei auf die andere Seite der Hauptstätter Straße zu gehen, ohne dass es jemand merkt. Die gehen doch auf keinen Fall hoch zum Pragsattel, wenn sie Probleme mit Zuhältern haben“, sagt Kienzle.

Kienzle: „Der Straßenstrich breitet sich aus“

Dieses Szenario werde aber nicht eintreten, sagt der Polizeisprecher Petersen. Sollte der Plan tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, werde die Dienststelle eine Dependance an der Christophstraße behalten. Wie genau die Verteilung der dort tätigen Beamten auf die vorhandenen Räume und den dann neuen Sitz im Präsidium wäre, ist noch nicht bekannt. „Aber die Kollegen werden auf jeden Fall weiterhin in der Stadt als Ansprechpartner präsent sein“, sagt Petersen. Viele sind es nicht, die sich um das Rotlichtviertel kümmern: etwa drei bis vier Beamte tun pro Schicht an der Christophstraße Dienst.

Die Kripobeamten des Ermittlungsdienstes Prostitution arbeiten eng mit der Einsatzhundertschaft der Schutzpolizei zusammen, die auch am Pragsattel angesiedelt ist. Außerdem sei das Rotlichtviertel in der Altstadt nur ein Einsatzschwerpunkt des Ermittlungsdienstes. Schließlich gebe es in der ganzen Stadt Etablissements, um die sich die Spezialisten kümmern müssen. Auch das führt die Polizei als ein Argument für den Teilumzug an. „Es wäre echt nicht gut, wenn man die Miniaturausgabe, die die Dienststelle eh schon ist, über die ganze Stadt verteilt“, hält die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle entgegen. Sie werde am Ende der Sommerpause das Gespräch mit dem Polizeipräsidenten Thomas Züfle suchen, um einmal mehr ihre Argumente gegen den Umzug vorzutragen. „Vor allem jetzt, wo die Situation wieder extrem ist, darf der Umzug nicht stattfinden. An Bushaltestellen werden Jugendliche von Freiern angesprochen, und der Straßenstrich breitet sich aus“, schildert Kienzle.Sie ist nicht die Einzige, die den möglichen Umzug skeptisch sieht. Die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer lobt die Zusammenarbeit, die bisher hervorragend funktioniert habe. „Wir fänden es schade, wenn das bisher sehr gute Angebot abgebaut würde“, sagt sie. Wichtig sei, dass die Polizei „niederschwellig“ zu erreichen sei. „Wie sie sich organisiert, ist natürlich Sache der Polizei“, sagt der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. „Allerdings muss sie dann beweisen, dass die sehr gute Arbeit des Ermittlungsdiensts hinterher genauso gut läuft.“