Seit mehr als drei Jahren funktioniert der Enkeltrick per Whatsapp – und selten werden die Betrüger gefasst, die unter falschem Namen ihre Opfer um Geldüberweisungen bitten. In Stuttgart ging nun ein Täter ins Netz.
Fernab des Stadtzentrums, zwischen Untertürkheim und Fellbach, haben Handschellen geklickt. An der Bushaltestelle Luginsland war für einen 21-Jährigen die Mär zu Ende, dass Papa oder Mama doch bitte eine Rechnung per Überweisung begleichen sollen, weil das eigene Handy angeblich nicht mehr funktioniert. Seit über drei Jahren berichtet unsere Zeitung über die Masche des digitalen Enkeltricks – und langsam gehen mehr Täter ins Netz der Polizei.
Der Ermittlungserfolg hat sich bereits am vergangenen Freitag in der Fellbacher Straße im Stadtteil Luginsland abgespielt. Polizeibeamte entdeckten dort gegen 10.10 Uhr einen mit Haftbefehl gesuchten jungen Mann, der seit Anfang 2023 Mitglied einer Betrügerbande sein soll. Deren Masche: Die Opfer bekommen eine SMS aufs Handy, sollen die Rufnummer ihrer Liebsten in ihren Kontaktdaten ändern und sich über den Messengerdienst Whatsapp melden. Bei den Dialogen geht es dann darum, mehrere Tausend Euro für angebliche Schulden oder Rechnungen per Überweisung zu begleichen.
„Über die Rolle des 21-Jährigen können wir nichts verraten“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Freilich gibt es ähnliche Hierarchien wie bei den ursprünglichen Enkeltricks oder Auftritten der falschen Polizisten – nur dass hier kein Abholer an der Haustür auftaucht. Vermutet werden Drahtzieher, die die Geldströme lenken, Regisseure, die mit Opfern chatten, und Helfershelfer, die Bankkonten zur Verfügung stellen. Bereits Anfang Juli wurde ein 20-Jähriger im Stuttgarter Westen verhaftet. Über sein Handy waren Tausende Köder-SMS verschickt worden. Das Landeskriminalamt in Hamburg war ihm auf die Spur gekommen und hatte den Kollegen im Südwesten einen Tipp gegeben.