In den Ermittlungen um den Berlin-Attentäter Anis Amri hat es in Nordrhein-Westfalen eine Panne gegeben. Innenminister Reul erklärte den Vorfall und kündigte Konsequenzen an.

Düsseldorf - Im Fall der Berlin-Attentäters Anis Amri hat es offenbar eine weitere brisante Ermittlungspanne gegeben. Nach einer Kontrolle Amris zehn Monate vor dem Weihnachtsmarktanschlag in Berlin wurden auf dem beschlagnahmten Handy des späteren Attentäters gefundene Dateien unzureichend ausgewertet, wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag in Düsseldorf mitteilte.

 

Übersehen wurde demnach unter anderem ein Foto Amris mit einer Schreckschusswaffe. Reul zufolge befanden sich unter den insgesamt 12.126 Bilddateien auf Amris Handy sieben Bilder, die den Tunesier mit Waffen zeigten - einmal mit einer Schreckschusswaffe, auf weiteren Fotos mit Stichwaffen oder aber mit Pfefferspray. Bei der Auswertung der Handydateien durch eine automatisiertes Programm seien diese Bilder „durchs Raster gefallen“, sagte Reul. Eine „händische Auswertung“ der Handybilder habe beim Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen aufgrund der großen Datenmenge nicht stattgefunden.

Untersuchungsstandards auf dem Prüfstand

„Hier ist ein Fehler passiert“, sagte Reul. Die Kontrolle Amris fand demnach am 18. Februar 2016 durch Fahnder in Berlin statt. Am 29. Februar 2016 wurde die gesamten Daten aus dem beschlagnahmten Mobiltelefon an das LKA in Düsseldorf geschickt. Angesichts der übersehenen Fotos kündigte Reul an, die Standards zur Auswertung großer Datenmengen beim LKA auf den Prüfstand zu stellen. Es dürfe nicht sein, dass Bilder von minderer Qualität wegen entsprechender Filtereinstellungen unentdeckt bleiben und deshalb nicht ausgewertet werden.

„Für mich ist klar, dass Datenauswertung gerade in Terror-Verfahren bedeutet: Alle vorhandenen Daten werden ausgewertet“, betonte der Landesinnenminister. Es gehe aber nicht nur darum, Fehler der Vergangenheit klar zu benennen. „Wenn es neuere, intelligentere Software gibt, die dabei helfen kann, solche Fehler in Zukunft zu vermeiden, dann her damit“, erklärte Reul.

Bereits zuvor waren mehrere Pannen beim Umgang der deutschen Behörden mit dem als islamistischem Gefährder eingestuften Amri bekannt geworden. Der Tunesier hatte am 19. Dezember 2016 einen Lastwagen gekapert und war damit auf den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz gerast. Bei dem Attentat starben zwölf Menschen, 67 wurden verletzt. Auf der Flucht wurde Amri von der Polizei in Italien erschossen.