Superfoods werden gerne als Allheilmittel angepriesen. Die jüngste Debatte um Kokosöl ist ein willkommener Anlass, sich die guten und häufig günstigeren Alternativen anzuschauen. 

Stuttgart - Superfoods sind immer noch hoch im Kurs. Das Produktversprechen auf Lebensmittelpackungen mit Goji-Beeren und Chiasamen ist ein einziges Heilsversprechen.

 

Die jüngste Debatte wird derzeit über Kokosöl geführt. Es galt lange als besonders gesund und wurde sogar als Schlankmacher und Superfood angepriesen. Eine Freiburger Medizin-Professorin hat das Thema nun wieder aufgewirbelt, weil sie in einem Youtube-Video vor Kokosöl warnt. Es sei reines Gift, erklärt sie.

Aus aktuellem Anlass haben wir deshalb die günstigen und zumeist einheimischen Alternativen zu Superfoods herausgekramt. Denn der hiesige Markt bietet genug Gesundes:

1. Joghurt hält Darm und Psyche in Schwung

Früher dachte man, dass es die Bakterienkulturen des Joghurts gar nicht in den Darm schaffen würden, um die dortige Flora zu unterstützen. Doch Ernährungsmediziner Stephan Bischoff von der Universität Hohenheim sagt: „Die Joghurtmatrix bietet einen stabilen Schutz für Bakterienkulturen.“ Dadurch überstünden sie zumindest teilweise die Passage durch die Magensäure. Im Darm angelangt, stabilisieren sie den Stoffwechsel. Und sie bringen offenbar auch die Psyche in Schwung. John Cryan vom University College im irischen Cork plädiert sogar dafür, probiotische Joghurts in der Therapie von Depressionen auszuprobieren.

2. Schokolade regt den Stoffwechsel an

Dass die Gerbstoffe des Kakaos aggressive Sauerstoffmoleküle entschärfen und dadurch vor Infarkten schützen, ist mittlerweile weithin bekannt. Doch oft hört man, dass man besser die kalorienärmere Bitterschokolade mit hohem Kakao-Anteil essen sollte als Vollmilchschokolade. Wissenschaftlich erwiesen ist das nicht. Laut einer Studie der University of California sind auch Schleckermäuler mit Hang zu süßer Milchschokolade sogar um zwei bis drei Kilogramm leichter als konsequente Schokoverweigerer. Studienleiterin Beatrice Golomb vermutet, dass die Kakao-Gerbstoffe den Stoffwechsel anregen, sodass die Zucker- und Fettanteile weniger ins Gewicht fallen. Nicht umsonst bezeichnet die schlanke Wissenschaftlerin Schokolade als ihr persönliches „Lieblingsgemüse“.

3. Zimt hilft gegen einen hohen Blutzuckerspiegel

Der Durchbruch für Zimt als Anti-Diabetes-Gewürz kam, als der amerikanische Chemiker Richard Anderson die Auswirkungen verschiedener Nahrungsmittel auf den Blutzuckerspiegel untersuchte, unter ihnen ein Apfelkuchen mit Zimt. „Bei ihm hatten wir schlechte Ergebnisse erwartet“, sagt Anderson. „Doch er schaffte genau das Gegenteil: Die Blutzuckerwerte sanken.“ Im Labor hatte man bereits festgestellt, dass Zimt den Körper besser auf das Stoffwechselhormon Insulin ansprechen lässt.

4. Walnüsse sind gut für das Gehirn

Die vielen tiefen Furchen, die beiden Hälfte – die Walnuss sieht schon aus wie ein Gehirn im Miniformat. Und tatsächlich liefert sie „Futter fürs Hirn“. An der Andrews University in Berrien Springs ließ man 64 Studenten acht Wochen lang täglich entweder drei Scheiben normales Bananenbrot oder drei Scheiben Bananenbrot essen, in dem eine halbe Tasse Walnüsse verarbeitet worden waren. Die Walnussesser offenbarten später bessere kognitive Fähigkeiten, zeigten sich als Experten im schlussfolgernden Denken. Was vor kniffligen Aufgaben und Prüfungen durchaus helfen könnte. Einer Metaanalyse der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge verringert der regelmäßige Konsum von Nüssen zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten.

5. Äpfel helfen gegen Cholesterin

Der Volksmund weiß: „One apple a day keeps the doctor away“ (Täglich ein Apfel hält den Arzt fern). Tatsächlich enthält der Apfel die zu den Ballaststoffen gehörenden Pektine. Sie binden Gallensäuren an sich, die für die Fettverdauung benötigt werden. Also muss die Leber neue Gallensäuren bilden. Dafür bedient sie sich aus dem Cholesterinpool des Körpers. Die Folge: Der Cholesterinwert im Blut sinkt. Oxford-Mediziner ermittelten, dass ein Apfel pro Tag fast so viele tödliche Herzerkrankungen verhindert wie die Statine, die zur Cholesterinsenkung verschrieben werden.

6. Blaubeeren nützen bei Bluthochdruck

Die Heidelbeere enthält neben viel Vitamin C überdurchschnittlich viele Polyphenole, die auch von Rotwein und Schokolade als Herz-Kreislauf-Schutz bekannt sind. An der Florida State University ermittelte man: Bereits eine Tasse frischer Blaubeeren täglich reicht zur Senkung hoher Blutdruckwerte. Der Grund: Die Polyphenole mobilisieren die Produktion von Stickoxid, das in den Blutgefäßwänden Entspannung verursacht.

7. Leinsamen senken den Cholesterinspiegel

Leinsamen, also der Samen des Flachses, enthält Phytoöstrogene – Stoffe, die eine sexualhormonähnliche Wirkung besitzen. Dadurch kann er das Wachstum von Prostatatumoren verlangsamen. In einer Studie der US-amerikanischen Iowa State University sank zudem der Cholesterinspiegel von Männern über zehn Prozent, nachdem man ihnen drei Monate lang täglich drei Esslöffel Leinsamen verabreicht hatte. Schade – bei Frauen klappte das nicht. Vermutlich, weil sie ja genug eigene Östrogene haben.

8. Ingwer schmiert die Gelenke

Als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden und Seekrankheit ist Ingwer schon länger etabliert. Aber seine Gingerole verbessern auch den Blutfluss, unterdrücken schmerzhafte Entzündungen und Schwellungen. Dies hat eine Studie der dänischen Odense-Universität mit 56 Arthritispatienten bewiesen. Deren Symptome wurden deutlich gelindert.

9. Tee senkt den Stresslevel

Jeder spricht vom grünen Tee – dabei ist der schwarze ebenfalls sehr gesund. Denn prinzipiell stammen beide von der gleichen Pflanze, sie unterscheiden sich nur im Herstellungsverfahren: Der schwarze wird fermentiert, der grüne nicht. Bei der Fermentation entstehen Gerbstoffe, die das Wachstum von Plaque-Bakterien hemmen und dadurch vor Karies und Zahnfleischentzündungen schützen. Zudem verbessern sie die Antwort auf Stress, sie dämpfen vor allem die Ausschüttung von Cortisol. Abwarten und Tee trinken ist also auch aus physiologischer Sicht sinnvoll.

10. Bärlauch entgiftet

Alle Welt redet vom Knoblauch – dabei enthält Bärlauch viermal so viele Sulfide, die als Hauptwirkstoffe seines asiatischen Verwandten gelten. Weswegen er nicht viermal so gesund sein muss, aber einen Versuch in der Küche hat er verdient. Zerkaut man seine Blätter im Mund, entstehen antibiotische Substanzen, die gegen Pilze und Bakterien helfen. Zudem besitzt Bärlauch entgiftende Eigenschaften: Er überführt fettlösliche Umweltgifte in wasserlösliche Komplexverbindungen, die sich über den Harn abtransportieren lassen.