Ernährung in den Wechseljahren Ex-MTV-Moderatorin Anastasia: „Karotten ab vierzig, Leinsamen jeden Tag“

Anastasia Zampounidis gibt Ernährungstipps für die Wechseljahre Foto: KI/Midjourney/Montage: Pichlmaier

Ex-MTV-Moderatorin Anastasia Zampounidis erklärt, wie sie sanft durch die Wechseljahre gleitet, was ihr beim Durchschlafen hilft und wie sie ihre Zuckersucht besiegte.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Die ehemalige MTV-Moderatorin Anastasia Zampounidis ist heute 56, Bestsellerautorin und Expertin für zuckerfreie Ernährung. Hier erklärt sie, wie sie ohne Hormone durch die Wechseljahre kommt.

 

Anastasia Zampounidis, entschuldigen Sie, wenn ich so direkt frage: Wird gerade nicht überall über die Wechseljahre gesprochen?

Zum Glück. Das ist doch super. Und es wird ganz anders als noch vor fünf Jahren darüber gesprochen. Und erst recht, als ich in meinen 30ern war: Da haben nicht einmal Frauen unter sich das Thema angesprochen. Ich finde es toll, dass sich das geändert hat. Ich habe aber etwas anzubieten, was jetzt in den Medien nicht so häufig vorkommt. Eine Alternative zu den viel gepriesenen bioidentischen Hormonen, weil ich gleite eben ohne diese durch die Zeit.

Anastasia Zampounidis Foto: EMF/ Florian Bolk

Das heißt, Sie machen viel über Ihre Ernährung?

Ja, aber anscheinend nicht nur. Ich habe mir überlegt, was ich in den letzten 20 Jahren gemacht habe, dass es ohne Hormone dann doch so glimpflich für mich abläuft. Und zwar habe ich von den sehr vielen Symptomen nur eines, dass ich eben nachts aufgewacht bin. Ist das Zufall? Hat es der liebe Gott gut mit mir gemeint? Oder habe ich irgendwas in den letzten Jahren gemacht, was vielleicht dazu beigetragen hat? Und siehe da: Nicht nur mein Steckenpferd „zuckerfrei“, sondern auch ein paar andere Sachen waren wohl ganz richtig.

Apropos Ernährung, es ist jetzt 11 Uhr. Was haben Sie heute schon gegessen?

Ich habe vor einer Viertelstunde gegessen. Eine Freundin hat glückliche Hühner, von der ich Eier bekomme. Ich habe mir ein Zucchini-Paprika-Karotten-Omelette gemacht, dazu Gewürze und Olivenöl.

Sie haben sich schon vor vielen Jahren vom Industriezucker verabschiedet. Gab es einen Schlüsselmoment?

Ich war süchtig nach Zucker. Das war eine Art Essstörung. Wie bemerkt man eine Sucht? Man braucht einen gewissen Stoff. Da ist es eigentlich egal, um welchen es sich handelt. Wenn dieser Stoff nicht zugeführt wird, geht es einem dreckig. Ich wurde fahrig, zittrig, schlecht gelaunt. Vielleicht sogar ein bisschen zickig. Dieses Hangry-Phänomen, diese Unterzuckerung, machte mich schlapp, müde und unkonzentriert. Und ich hatte einen unsäglichen Heißhunger. Dann habe ich mal versucht, den Zucker wegzulassen: Kuchen, Eis, Schokolade. Ich wusste aber gar nicht, wo überall Zucker drinsteckt. Jetzt weiß ich natürlich, dass das gar nicht meine Schuld ist, sondern dass ich schon von Kindesbeinen an konditioniert wurde zu dieser Sucht. Und dann bin ich zu einer TCM-Ärztin, die hat natürlich sofort gemerkt, dass meine Leber auf dem Weg ist zu kollabieren. Und das war dann so der Schlüsselmoment.

Die Krux an der Sache ist ja bei allem, auch beim Zucker, keine fertigen Produkte zu benutzen, oder? Also so viel wie möglich selbst zu machen.

Das war dann für mich eine größere Herausforderung, weil ich tatsächlich, das ist kaum zu glauben, bis zu meinem 37. Lebensjahr nicht gekocht habe. Ich bin wirklich jeden Tag essen gegangen. Dann habe ich mit 37 erst mal angefangen zu kochen. Ganz puristisch, wie ein kleines Kind: Kartoffeln, Vollkornreis und Brokkoli. Und es hat funktioniert, weil innerhalb kürzester Zeit hat sich auch der Geschmack verändert. Da habe ich mich dann langsam heran getastet und dann meine Rezepte entwickelt.

Sie haben gesagt, dass Sie kaum Wechseljahresbeschwerden haben. Wie viel schreiben Sie Ihrer Ernährung zu?

Bestimmt 50 bis 60 Prozent. Gerade Zucker ist stark entzündungsfördernd. Dass ich ein Symptom habe von so vielen, das führe ich darauf zurück, dass ich ja nicht in einer, wie soll ich sagen, zuckerfreien rosa Bubble lebe. Ich bin dem Mikroplastik ausgesetzt. Ebenso den Abgasen hier in Berlin. Deswegen ist jetzt mein Körper, vor allem meine Leber, ja auch nicht komplett unbelastet. Dank der TCM, der traditionellen chinesischen Medizin, habe ich herausgefunden, dass etwa Hitzewallungen nicht vorgesehen sind. Die sind ein Zeichen einer völlig überforderten Leber. Ich habe persönlich keine Lust mehr auf Alkohol. Das heißt, meiner Leber geht es besser als vielen anderen und das äußert sich eben auch so, dass ich in den Wechseljahren ganz gut durchkomme.

Jetzt haben wir vor allem über Verzicht gesprochen: kein Zucker, kein Alkohol. Wie kommt man denn genussvoll durch die Wechseljahre?

Für mich ist das kein Verzicht, ich feiere mein Essen sehr. Ich verzichte ja nicht auf einen Klotz am Bein, sondern ich würde eher sagen, ich bin den los. Halleluja. Der Genuss ist noch da, weil ich ja weder auf Kuchen noch auf Kekse verzichte. Das hat viel mit Gewöhnung zu tun. Der Lustgewinn beim Essen ist da. Auch die Lust auf Süßes, aber eben auf natürliche Süße. Und dadurch, dass ich keinen Industriezucker mehr kenne, finde ich auch Karotten, Süßkartoffeln oder Hokkaido-Kürbis süß.

Viele kennen das Problem: Man ist unterwegs, hat Hunger, und überall lauern schnelle, ungesunde Snacks. Was essen Sie in solchen Momenten?

Das war vor 10, 15 Jahren noch komplett anders, dass ich tatsächlich auch was am Flughafen oder am Bahnhof finde. Sei es eine Nussmischung mit Rosinen ohne Zucker oder auch Kartoffelchips ohne Zucker. Da muss man einfach auf die Zutatenliste schauen. Es gibt tatsächlich mittlerweile Snacks und sogar auch Bio-Müsli-Riegel. Aber im Notfall ist das natürlich auch eine Maßnahme, weil es eben auch trotzdem kein Industriezucker ist. Ich habe aber auch immer etwas dabei, etwa eine kleine Box im Auto mit Nüssen, Kernen, Samen mit einer Prise Salz drin. Das kann man dann zu einem Salat oder einer Suppe auch dazunehmen. Ich mache selbst Haferkekse. Wenn ich unterwegs bin, nehme ich auch gerne mal ein Roggenbrötchen mit und dann kommt ein pflanzlicher Aufstrich drauf. Die Krux ist, du musst immer was parat haben, weil wenn nämlich dieser schnelle kleine Hunger kommt, ist ja die Versuchung groß, dann doch wieder zu den Gummibärchen zu greifen. Deswegen: Nicht hungern! Das ist eigentlich der beste Weg zu einer gesunden Ernährungsumstellung. Man darf dem Körper nicht irgendetwas entziehen, vor allem nicht Energie, damit er solche Gelüste entwickelt.

Welches sind Lebensmittel, die Sie immer zuhause haben müssen?

Moment, ich schaue mal in meinen Schrank: Haselnüsse und Walnüsse, Leinsamen, Kichererbsen, Chiasamen, Kürbiskerne, Sesam, Sonnenblumenkerne, Kakaopulver, Flohsamenschalen, Tee, Kokosmehl, Mandelmehl. Im Kühlschrank ist Hafermilch, hundertprozentige Schokolade, eine Tomatengemüsesauce ohne Zucker, ein Aloe-Vera-Saft, Senf, Kaffee, Ingwer, Sojajoghurt, Zitronen und ein paar Nektarinen.

Sie geben im Buch über 50 Rezepte weiter – welche Rezepte sind Ihre absoluten „Alltagsretter“?

Zum Frühstück das Knuspi-Chia etwa. Meine Rezepte sind alle vegetarisch, zum Großteil vegan. Denn tierische Produkte haben einen negativen Einfluss auf unser Östrogen. Ich mag auch mein Seiden-Omelette aus Seidentofu ganz gerne. Wer morgens würzig frühstückt, entwickelt weniger Lust auf Süßes. Ich mag auch Kürbisrezepte ganz gerne. Ich fange jetzt damit an und mache vermutlich bis Januar durch. Ich glaube wirklich, dass meine Hautfarbe einen leicht orangenen Schimmer bekommt, weil ich so viele von diesen sekundären Pflanzenstoffen zu mir nehme.

Sie setzen auf mediterrane Küche, TCM und pflanzliche Hormone. Können Sie ein einfaches Beispiel nennen, das jede Frau sofort in ihren Speiseplan einbauen kann?

Karotten ab vierzig, Leinsamen jeden Tag. Das ist ein Nahrungsmittel, das die Hormone in Harmonie bringt.

Wenn Sie Ihrem jüngeren Ich in den 40ern einen Ernährungstipp für die Wechseljahre mitgeben könnten – welcher wäre das?

Zucker, Alkohol, Fleisch und Mikroplastik reduzieren. Wir kaufen auch nichts in Plastik Eingeschweißtes. Das überträgt sich alles, ist alles nachgewiesen. Was man braucht: Gewürze und Kräuter. Als ich gar nicht mehr durchgeschlafen habe, habe ich abends einen Salbeitee getrunken, Magnesium eingenommen und in einer heißen Phase auch noch Melatonin dazu.

Zur Person

Anastasia Zampounidis
, 56 Jahre alt, wurde durch Moderationen beim Musiksender MTV, Außenwetten bei „Wetten, dass…?“ im ZDF und zahlreiche weitere Stationen im deutschen Fernsehen bekannt. Sie ist Autorin von sieben Bestsellern. Jetzt ist ihr Buch „Hot Stuff – Natürlich und entspannt durch die Wechseljahre“ (EMF) mit vielen Rezepten erschienen. Seit 2022 hat sie einen zweiten Wohnsitz in Griechenland und veranstaltet dort Retreats zu gesunder Ernährung. Außerdem absolvierte sie eine Ausbildung zur Phytotherapeutin und arbeitet als Coach für eine gesunde und zuckerfreie Ernährung.

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