In Japan und Südkorea gibt es die wenigsten Menschen mit Übergewicht. Ausgewogenes Essen ist dort Normalität im Gegensatz zu Deutschland.

Stuttgart - Japaner müsste man sein, oder Südkoreaner, dann würde man sich gesund ernähren, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Diesen Schluss legt die Übergewichtsstudie Fit not fat der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nahe. In keinem der 33 OECD-Staaten findet man weniger übergewichtige Menschen als in Ostasien. 29 Prozent der erwachsenen japanischen Männer und 21 Prozent der Frauen sind übergewichtig; jeweils drei Prozent gelten als fettleibig. In Korea wiegen 36 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen zu viel, als fettleibig gelten vier Prozent.

Zum Vergleich: in Deutschland leidet jeder zweite an Übergewicht und jeder sechste an Fettleibigkeit, was in etwa dem OECD-Durchschnitt entspricht. Die größten Gewichtsprobleme haben US-Amerikaner und Mexikaner. Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (Verhältnis zwischen Körpergewicht und -größe) zwischen 25 und 30 als übergewichtig und Personen mit einem BMI von über 30 als fettleibig.

Der Grund für die Spitzenwerte der Japaner und Koreaner ist kein Geheimnis: In Ostasien ernährt man sich traditionell so, wie Ernährungswissenschaftler es sich wünschen würden: Die Menschen essen viel Soja, letzteres als Gemüse, Tofu oder Getränk. Die wichtigste tierische Eiweißquelle ist Fisch. 66 Kilogramm Meeresfrüchte verzehrt jeder Japaner im Jahr, viermal mehr als der Durchschnittsdeutsche. Dass bedeutet, dass Japaner mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Jod aufnehmen.

Die Jugend hält sich nicht mehr an kulinarische Traditionen


Süßes, Fettes oder rotes Fleisch kommen dagegen selten auf den Tisch. Entsprechend niedrig ist der Cholesterinspiegel. Hinzu kommt, dass die Ostasiaten nicht nur besser essen, sondern auch maßvoller. Im Schnitt nimmt jeder Japaner täglich ein Drittel weniger Kalorien auf als Europäer oder Nordamerikaner. Außerdem trinken die Ostasiaten viel grünen Tee, der weitaus gesünder ist als Kaffee oder süße Softdrinks. Die ausgewogenere, gesündere Ernährung schlägt sich in einer längeren Lebenserwartung nieder. Laut UN kann jeder heute geborene Japaner damit rechnen, 83 Jahre alt, die Koreaner kommen auf 78 (Deutschland: 79).

Nach Angaben des Tokioter Gesundheitsministeriums sind über 40.000 Japaner älter als hundert Jahre. Insgesamt steigen die Zahlen der Übergewichtigen allerdings auch in Ostasien an. Denn die Jugend hält sich nicht mehr an die kulinarischen Traditionen. Fast Food und Süßigkeiten sind auf dem Vormarsch. Unterdessen nimmt Fettleibigkeit in immer mehr Ländern das Ausmaß einer Volkskrankheit an. In den Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist bereits jeder zweite Bürger übergewichtig. In Europa wird Deutschland damit nur noch von wenigen Ländern wie Großbritannien, Spanien und Griechenland übertroffen.