Mehr als 500 Äpfel muss man für ein paar Liter Apfelsaft auflesen. Das und vieles mehr lernen Kinder heutzutage in Kitas. Der Verein Kinderfreundliches Stuttgart zeichnet die drei besten Ernährungskonzepte mit einem Preis aus.

Stuttgart - Essen braucht Rituale: Das An-den-Tisch-setzen. Das gemeinsame Tafeln. Feste Zeiten. Alles andere führt zu ungesundem Essen aus der Hand. In den Kindertagesstätten ist das Essensritual fest verankert, „und alle tun schon sehr viel, um die Kinder mit Lebensmitteln und ihrer Herkunft vertraut zu machen“, sagt die Ernährungsfachberaterin Christina Pittelkow-Abele.

 

42 Konzepte hat sie durchgelesen und gemeinsam mit der Geschäftsführerin des Vereins Kinderfreundliches Stuttgart bewertet. 20 Konzepte kamen in die Erstauswahl, drei Kindertagesstätten sind mit ihrem Konzept inzwischen als Preisträger designiert. Am 17. Juni werden sie im Rathaus mit Geldpreisen ausgezeichnet.

Der Wettbewerb und der 6. Stuttgarter Innovationspreis für Kindertagesstätten kamen im vergangenen Jahr zustande. Evangelos Pattas vom Restaurant Délice hatte neun Stuttgarter Sterneköche um sich geschart, um mit dem „Kulinarischen Sommermärchen“ für gutes und gesundes Essen zu werben. Ein Teil der Einnahmen floss als Spende in Höhe von 3300 Euro an den Verein Kinderfreundliches Stuttgart, der den Betrag auch mit Hilfe der BW-Bank und der Robert-Bosch-Stiftung auf 4500 Euro aufgestockt hat und jetzt mit dem Geld die Wettbewerbsgewinner belohnen kann: 3000 Euro für den ersten Preisträger, 1000 Euro für den zweiten und 500 Euro für den Drittplatzierten.

Wissen rund um Korn und Kochlöffel

Silke Schmidt-Dencker ist Geschäftsführerin des Vereins und überrascht von der Vielfalt der eingereichten Konzepte. „Besonders gut gefallen hat mir die vielfältige Bearbeitung der Themen.“ So gehen die Erzieherinnen mit den Kindern zum Einkaufen in den Supermarkt oder auf den Markt. Sie gärtnern mit den Kindern, quetschen Haferkörner, um Haferflocken selbst herzustellen oder sammeln auf Streuobstwiesen Äpfel und gehen damit in die Mosterei. In den Kitas gibt es Schränke und Gläser, die beschriftet und bebildert sind, so dass die Kinder wissen, wo sie die Lebensmittel oder die Küchengeräte finden.

Besonderes Augenmerk haben die beiden Frauen und die Jury darauf gelegt, dass die Eltern eingebunden werden. „Manche veranstalten regelmäßig Kochtage, so dass, insbesondere in Kitas mit vielen verschiedenen Nationen, auch ausländische Spezialitäten auf den Tisch kommen, andere laden wöchentlich zum gemeinsamen Frühstück mit den Eltern ein“, sagt Christina Pittelkow-Abele. Kitas, die von der Großküche am Klinikum beliefert werden, bekämen inzwischen ebenfalls wesentlich mehr Bio-Ware und würden manche gelieferten Gerichte mit Kräutern aufpeppen. „Selbst die Rückmeldung an Eltern zum Essverhalten ihres Kindes ist an manchen Kitas die Regel“, so Silke Schmidt-Dencker, und eine Kita habe beim Wettbewerb nur deshalb mitgemacht, weil sie mit dem Preisgeld dann endlich eine kleine Küche einrichten wolle. Das Thema scheint angekommen zu sein.

Frühstück mit dem Sternekoch

Aus der Fülle der liebevollen und aufwendigen Einsendungen – zum Teil Kochbücher, zum Teil bildhafte Dokumentationen – wurden drei Gewinner ermittelt. Der Jury gehörten unter anderem die emeritierte Hochschulprofessorin für Ernährungswissenschaft, Christina Bode, der Patron vom Sternelokal Délice, Evangelos Pattas, der ehemalige Jugendamtsleiter Bruno Pfeifle und die städtische Kinderbeauftragte, Maria Haller-Kindler, an. Sie nominierten das städtische Kinder- und Familienzentrum Eberbacher Straße in Untertürkheim, die städtische Kita im Nobileweg in Stammheim und die Eltern-Kind-Gruppe Nikolausstraße im Osten. Wer welchen Preis erhält, erfahren sie allerdings erst bei der Preisverleihung am 17. Juni, 10.30 Uhr im Rathaus.

Das Geschenk für alle Teilnehmer ist ein Packet Wildblumensamen, damit im nächsten Jahr die Bienen die Kita-Hochbeete besuchen kommen. Bevor die Lorbeeren verteilt werden, bereitet der Sternekoch Philipp Kovacs vom Restaurant Goldberg in Fellbach mit den Preisträgern ein gesundes Frühstück zu. Mit leerem Magen feiert sich’s auch schlecht.