Millionen Kunden in Baden-Württemberg müssen bald mehr für Wasser zahlen. Der Grund: Ab 2013 müssen die Bodensee- und die Landeswasserversorgung die Umlage für Erneuerbare Energien voll bezahlen.

Stuttgart – Den Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) hatte in der Tonhalle von Villingen-Schwenningen eine unangenehme Aufgabe zu erledigen. Als Vorsitzender der Bodenseewasserversorgung (BWV) wird er bei der Verbandsversammlung den 181 Mitgliedern beibringen müssen, dass sie von ihren Bürgern bald höhere Preise für das Wasser verlangen werden müssen.

 

Der Grund dafür ist in der Energiewende der Bundesregierung zu suchen. Von 2013 an werden die Wasserversorger im Land nicht mehr wie bisher von Strompreisrabatten profitieren können. Sowohl die Bodenseewasser- wie auch die Landeswasserversorgung (LW) hatten sich bisher als energieintensive Betriebe nicht sonderlich an den Mehrkosten für den alternativen Strom beteiligen müssen, seit im Jahr 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt worden war. Damit ist es zum 1. Januar 2013 aber vorbei.

Die EEG-Umlage wird 2013 um mehr als die Hälfte höher

Eine 2012 beschlossene Novelle der EEG-Umlage wird wirksam. Statt bisher 0,05 Cent EEG-Umlage pro Kilowattstunde Strom werden die Wasserversorger künftig 5,3 Cent für die Kilowattstunde zahlen müssen. Das ist gleich doppelt bitter, da die EEG- Umlage zeitgleich von derzeit 3,5 Cent pro Kilowattstunde gleich um mehr als die Hälfte erhöht wird.

Für die Wasserversorger bedeutet das erhebliche Mehrkosten. Die Landeswasserversorgung muss 2,7 Millionen Euro an Stromkosten für den Betrieb ihrer Pumpstationen rechnen. Bei der Bodenseewasserversorgung werden statt bisher 1,2 Millionen künftig 8,2 Millionen Euro EEG-Umlage anfallen.

Die Kommunen müssen mehr fürs Wasser bezahlen

Die LW hat die Verteuerung für ihre 106 Mitglieder bereits Ende Oktober bei ihrer Verbandsversammlung beschlossen. Der Abnahmepreis verändert sich für die gut 250 von der Landeswasserversorgung belieferten Kommunen im östlichen Württemberg und im Mittleren Neckarraum von derzeit 42,9 auf 46,5 Cent je tausend Liter Trinkwasser. Bis 2016 soll zwischen Aalen, Stuttgart und Ulm das Trinkwasser so durchschnittlich drei Cent pro Jahr mehr kosten. Es wird erwartet, dass die Kommunen die Mehrbelastung an die Bürger weiter geben werden. Der Wasserpreis soll im Gebiet der Landeswasserversorgung jährlich um 1,5 Prozent steigen.

Bei der Bodenseewasserversorgung (BWV) sieht es keinen Deut besser aus. Die angeschlossenen 320 Städte und Gemeinden werden 49,1 Cent pro Tausend Liter Trinkwasser bezahlen müssen. Das sind 4,5 Cent oder fast zehn Prozent mehr als bisher. Die Frage ist nun, ob auch hier die Mitgliedskommunen die Teuerung an die Endkunden weiter geben. „Unserer Kenntnis nach werden das nur manche machen“, sagte ein BWV- Sprecher.

Betreiber von Stadt- und Straßenbahnen sind besser dran

Ohne die höhere Umlage für Ökostrom wäre der Strom laut dem BWV-Sprecher sogar um 0,5 Prozent billiger gewesen. „Damit ist klar: Die Energiewende zahlt der Verbraucher“, bilanzierte der Sprecher. „Würden wir zum produzierenden Gewerbe gehören oder im internationalen Wettbewerb stehen, dann könnten wir auch weiter begünstigt werden.“

Besser geht es da den Betreibern von Stadt- und Straßenbahnen sowie Schienenfahrzeugen im Südwesten. Obwohl sie wie auch die Wasserversorger die geforderten Kriterien nicht erfüllen, sind sie ebenso wie Chemie- und Pharmakonzerne oder Stahlwerke weiterhin weitgehend von der EEG-Umlage befreit. Der grüne Umweltminister Franz Untersteller fordert, dass mit diesem Missstand so bald wie möglich Schluss ist.

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