Die EnBW will bei Privatanlegern zwei Millionen Euro für Windparks einsammeln. Wenn das Angebot gut ankommt, sollen weitere Beteiligungsprojekte folgen.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Die EnBW will nach Kommunen und Stadtwerken nun auch Bürger an der Finanzierung der Energiewende beteiligen. Dazu hat der Konzern ein neues Beteiligungsmodell vorgestellt, über das Privatanleger insgesamt zwei Millionen Euro in Windparks investieren können. Sie erwerben damit keine Unternehmensanteile, sondern gewähren der EnBW einen Kredit in dieser Höhe. Per Internet können Einzelanleger zwischen 1000 und 10 000 Euro für einen festen Zeitraum von sieben Jahren investieren. Die jährliche Verzinsung beläuft sich auf 2,5 Prozent.

 

Im Vergleich zu den Gesamtinvestitionen der EnBW in Erneuerbare Energien – bis 2020 sollen allein in Winkparks an Land und auf See rund 3,5 Milliarden Euro fließen – mutet das Volumen des Beteiligungsmodells mit zwei Millionen Euro recht bescheiden an. Die EnBW betont denn auch, dass es sich dabei um einen „Akzeptanztest“ für derartige Projekte handele. „Wir sammeln jetzt Erfahrungen. Wenn das Angebot gut angenommen wird, kann ich mir gut vorstellen, dass wird dieses Instrument ausbauen“, sagte Ingo-Peter Voigt, Leiter Konzernfinanzen und Investor Relations bei der EnBW. Künftig seien derartige Beteiligungen auch beim Neubau von Windparks an Land oder im Bereich der Stromnetze denkbar, sagte Voigt. Für Windkraftanlagen im Meer will der Konzern dagegen vorerst kein Geld bei den Bürgern einsammeln. Dazu lägen noch zu wenig Erfahrungen mit dem Betrieb von Offshore-Windparks vor, so Voigt. Längerfristig sei aber nicht auszuschließen, dass die EnBW auch in diesem Bereich Bürgerbeteiligungsmodelle anbiete, sagte der Manager.

Privatanleger investieren in ein Portfolio aus 17 Windparks

In dem jetzt vorgestellten Pilotprojekt investieren die Privatanleger in ein Portfolio aus insgesamt 17 Windparks in Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Norddeutschland. Die Anlagen wurden zwischen 2010 und 2012 in Betrieb genommen und haben eine Gesamtleistung von rund 156 Megawatt. Zum Vergleich: Bis 2020 will die EnBW ihre Erzeugungskapazitäten bei der Windkraft an Land auf rund 1000 Megawatt erhöhen. Konkret gewähren die Anleger der 100-prozentigen Tochterfirma EnBW Wind Onshore 1 ein sogenanntes Nachrangdarlehen. Das heißt, dass im Insolvenzfall zuerst die Forderungen der anderen Gläubiger befriedigt werden, bevor die privaten Darlehensgeber zum Zug kommen. Das EnBW-Beteiligungsmodell sei jedoch überhaupt nicht vergleichbar mit dem Fall Prokon, betont der Konzern. Der insolvente norddeutsche Windanlagenbetreiber hatte rund 75 000 Anlegern Genussscheine für mehr als einer Milliarde Euro verkauft – Geld, das die Betroffenen wohl zum größten Teil abschreiben müssen.

Gegenüber Prokon gebe es beim EnBW-Modell zwei wesentliche Unterschiede, so Voigt. Zum einen gehe es nicht um den Bau neuer Anlagen, sondern um bestehende Windparks, die ihre Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit bereits unter Beweis gestellt hätten. Zum anderen bestehe zwischen der Tochter Wind Onshore 1 und der EnBW ein Gewinnabführungsvertrag, der den Ausgleich etwaiger Verluste durch den Mutterkonzern beinhalte. In der Konsequenz hafte daher die EnBW für die Einlagen der Bürger, sagte Voigt. Das seiner Ansicht nach geringe Risiko schlage sich auch in den Konditionen nieder. Auch im derzeitigen Marktumfeld sind 2,5 Prozent für eine siebenjährige Anlage nicht sonderlich viel.