Die Sesamstraße rudert zurück: Das Powerpärchen Ernie und Bert sei doch nicht schwul. Nur gute Freunde. Ja was denn nun?

Stuttgart - Ordentlich was los derzeit in der Sesamstraße: In einem Interview mit dem schwulen Lifestylemagazin „Queerty“ hatte der Sesamstraßen-Autor Mark Saltzman am Wochenende erklärt, dass er sich Ernie und Bert immer als homosexuell vorgestellt habe. Die Community jubelte ein bisschen über das späte und unverhoffte Outing. Denn unter der Hand war das ständig streitende Puppenpärchen doch längst schwuler Hochadel – 2011 wurde bereits eine Petition im Internet herumgereicht, die beiden mögen bitte endlich heiraten dürfen.

 

Seit 1969 leben Ernie und Bert in einer Art Wohngemeinschaft in der Sesamstraße. Sie kochen und essen gemeinsam, sie fetzen sich leidenschaftlich, passen aufeinander auf und manchmal hüpfen sie zusammen in die Badewanne und erzählen sich, wie gerne sie einander haben. Kuscheln, küssen, Geschlechtsverkehr? Privatsache, beziehungsweise: man weiß es nicht. Eigentlich ein solider Ehealltag. Auch weil sich die Streithähne trotz haarsträubender Differenzen immer wieder versöhnen.

Die Pädagogik dahinter: Egal wie unterschiedlich die Standpunkte, man kann einander zuhören, einen gemeinsamen Nenner finden, sich mögen und schätzen. So ähnlich macht das auch das Kolumnisten-Duo Jakob Augstein und Jan Fleischhauer bei Spiegel Online. Mutmaßlich ebenfalls ohne lustvolles Anfassen.

Schwul oder lediglich beste Freunde?

Nun sind Ernie und Bert also schwul. Obwohl Gleichberechtigung miteinschließt, dass dieser Umstand eigentlich auch wahnsinnig egal sein sollte, regte sich nun Protest bei den US-Sesamstraße-Machern im Sesame Workshop. Die vermeldeten nun via Twitter, die beiden wären lediglich beste Freunde. Und weiter: „Auch wenn sie als männlich dargestellt werden und viele menschliche Charakterzüge haben, bleiben sie Puppen und haben keine sexuelle Orientierung.“ Als ob das nicht grotesk genug wäre, ruderte nun auch Mark Saltzman zurück, der die beiden geoutet hatte. Der „New York Times“ sagte er am Dienstag, er sei missverstanden worden und wolle die Puppen nicht auf ihre sexuelle Orientierung festlegen – und tut’s hiermit dennoch.

Batman & Robin, Bibi & Tina, Tom & Jerry und Beavis & Butthead standen für Statements leider nicht zur Verfügung – würden aber sicherlich an einer CSD-Parade oder Hochzeit in der Sesamstraße teilnehmen. Alleine aus Respekt.