Beim Strändle präsentiert unsere Zeitung einen quirligen Ernst Konarek, der aus der Theaterwelt plaudert.

Leonberg - Der österreichische Schauspieler Ernst Konarek hat sich beim Rutesheimer Strändle in der Reihe „LKZ im Gespräch“ als Entertainer der alten Schule erwiesen. Der 73-Jährige, der in Malmsheim wohnt, erzählte Anekdoten aus seinem Künstlerleben, gab in Begleitung seines Musikerfreundes Ernst Kies österreichische Melodien zum Besten und suchte dabei den Körperkontakt mit dem Publikum. Eine Dame forderte er zum Tanz auf, einer andere busselte er ab, und beim Lied vom „Stillen Trinker“, das er so laut vortrug, dass ein Hund verschreckt bellte, setzte er sich ungeniert auf den Schoß des Reporters von der Zeitung.

 

Von Peter Zadek schwärmt Konarek heute noch

Nachdem er das Publikum mit „Ein Busserl die Damen, Servus die Herren“ begrüßt hatte, erklärte er, dass er durch Zufall zur Schauspielerei gekommen war. „Ich wollte Journalist werden wie Sie“, sagte er zum Moderator Thomas K. Slotwinski, dem Redaktionsleiter unserer Zeitung. Er hatte damals ein Mädchen kennengelernt, das in Wien in der Schauspielschule war, und ihn mitnahm. Dort sah ihn die Schauspielerin Susi Nicoletti und bestimmte seinen Lebensweg: „Burschi, du bist talentiert, geh zum Reinhardt-Seminar nach Wien“.

Sein erstes Engagement in Deutschland hatte er am Staatstheater in Braunschweig . Auf die Frage von Moderator Slotwinski, wie er als Wiener in Niedersachsen klargekommen sei, meinte Konarek, mit der Damenwelt sei er prima zurechtgekommen. „Ich habe eine Spargelbäuerin kennengelernt, die mich in die Welt des Spargels eingeführt hat – mit Schinken, Korn und Ratzeputz“, sagte der Schauspieler mit dem blau-weißen Ringelshirt und der kurzen Hose schmunzelnd.

Es folgte der Sprung ans Schauspielhaus Bochum, wo er mit dem Starregisseur Peter Zadek zusammenarbeitete. Einige Assistenten Zadeks waren Regisseure in Braunschweig. Als Seppel im Räuber Hotzenplotz war Konarek dem Meister aufgefallen.

Von Zadek schwärmt Konarek heute noch: „Er hat mir gezeigt, was Shakespeare für Welten aufmacht.“ Und die Schauspieler hatten bei ihm großen Gestaltungsspielraum. Für eine Szene von einem Fest, bei dem reichlich Guinness fließt, ließ Zadek seine Mimen eine Nacht lang betrunken proben und filmte das Ganze. „Das Ergebnis war ernüchternd“, schilderte Konarek dem amüsierten Publikum.

Als ihn Jürgen Bosse ans Staatstheater nach Stuttgart holte, zog der Österreicher aus finanziellen Gründen zunächst in eine WG – „mit einem Geige spielenden Rechtsanwalt, einem Waldorfschullehrer und einem fetten Kater: vier stille Herren“.

Manche Szenen wurden zehnmal gedreht

Als er 1000 Mark für eine bezahlbare Wohnung im Umland bot, wurde ihm das Reihenhaus in Malmsheim angeboten, in dem er mit seiner Frau bis heute lebt und sich wohlfühlt. „Meine Frau ist inzwischen Ehren-Malmsheimerin, weil sie als Physiotherapeutin den ganzen Ort schon unter den Händen hatte“, meinte Konarek.

Zum Fernsehen kam der Schauspieler, weil er in Baden-Baden einen Regisseur kennenlernte, der unter anderem bei „Kottan ermittelt“ Regie führte. „Das waren noch ganz andere Zeiten als heute. Um 17 Uhr war Schluss, und um 16 Uhr fragte der Regisseur, ob der Tisch beim Heurigen bestellt sei“, berichtete Konarek. Manche Szenen mussten sie zehnmal drehen, weil einer lachen musste oder seinen Text vergessen hatte.

Man dürfe aber nicht unterschätzen, wie anstrengend die Schauspielerei sei. Ein junger Kollege in Esslingen stand rotz Noro-Virus auf der Bühne. „Ich hatte viel Glück im Leben und war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, bilanzierte Konarek. Das Publikum honorierte seinen Auftritt mit lang anhaltendem Applaus.