Mit drei Mähdreschern sind die Gebrüder Lausterer aktuell auf den Feldern in Schmiden, Oeffingen und Fellbach unterwegs. Morgens muss zuerst der nächtliche Tau aus den Ähren trocknen, bevor sie mit den Maschinen ihre Arbeit aufnehmen.

Fellbach - Wenn die ersten Stoppelfelder zu sehen sind, dann ist der Zenit des Sommers überschritten. In den vergangenen Jahren begann die Getreideernte in Fellbach meistens bereits im Juli. So auch dieses Jahr – heuer dauert sie rund acht Tage.

 

Je geringer dieser Wert ist, desto höher der Preis

Man könnte meinen, dass Getreidebauern Langschläfer und Nachtmenschen sind, aber dem ist nicht so. Dennoch, bei der Getreideernte gehen die Uhren anders. Der nächtliche Tau, der über die Nachtstunden hinweg in die Ähren zieht, muss zuerst größtenteils raustrocknen. Jeden Tag wird deshalb zunächst der Feuchtigkeitsgehalt des Korns gemessen, bevor die Mähdrescher ihre Arbeit aufnehmen. Sie fahren dann oft bis in die Nacht hinein. „Man kann förmlich zuschauen, wie Stunde um Stunde die Feuchte aus den Ähren verschwindet“, sagt Landwirt Harald Kauffmann. Zwischen 8 Uhr morgens und 15 Uhr am Nachmittag gehe sie teilweise bis zu 30 Prozent zurück. Je geringer dieser Wert ist, desto höher der Preis für das Getreide und die Wahrscheinlichkeit, dass seine Lagerfähigkeit gut ist. In diesem Jahr seien die Voraussetzungen dafür gut.

Sobald die Feuchtigkeitswerte stimmen, setzen sich die Mähdrescher in Bewegung. Das ist oft erst nachmittags der Fall, wie beispielsweise zu Beginn der Woche auf den Feldern zwischen der Höhen- und der Stauferstraße. Dort hat Harald Kauffmann aus Schmiden dieses Jahr Weizen angebaut. Die Farbe der Ähren ist beige-gelb, das Korn ist gesund. Die Halme stehen aufrecht, weder Wind noch Regen haben sie umgedrückt. Das erleichtert die Ernte, Ähren und das zurückbleibende Stroh sind nicht feucht.

Wenn das Wetter so bleibt, dann ist die Getreideernte in Fellbach noch diese Woche durch

„Wir werden dieses Jahr kein Lagergetreide abliefern müssen, das ist schön und wirkt sich natürlich auch finanziell aus“, sagt Stefan Lausterer. Er und sein Bruder Klaus gehören zu den drei Landwirten, die in Schmiden Getreide anbauen, neben Klaus Bürkle und Harald Kauffmann. Die beiden Brüder sind zusammen mit ihren Neffen diese Woche im Dauereinsatz, sie sind mit ihren Maschinen als Lohnmähdrescher auf der gesamten Getreideanbaufläche in Fellbach unterwegs. Harald Kauffmann bringt auch Dinkel und Emmer aus. Vor ein paar Jahren hatte er sogar Einkorn gesät.

Wenn das Wetter so bleibt, dann ist die Getreideernte in Fellbach noch diese Woche durch, mit Dreschzeiten teilweise bis in die Nacht hinein. Das sei keine Seltenheit, sagt Stefan Lausterer. Er kennt sich aus, seit rund 30 Jahren ist die Familie als Lohnunternehmen mit drei Mähdreschern unterwegs. Es sei jedes Mal ein tolles Gefühl, auf den bulligen Maschinen zu sitzen. „Kinder kriegen immer große Augen“, sagt Stefan Lausterer, manchmal dürfen sie bei ihm im Hof auf dem Schmidener Feld sogar darauf sitzen.

Sechs Getreidebauern gibt es noch in Oeffingen

Der Regen Ende letzter Woche hat den Terminplan der Getreideernte nur wenig verzögert, der Wind am vergangenen Wochenende die Ähren schnell wieder trocknen lassen. Das war absehbar, deshalb hat die Stadt mit entsprechenden Parkverbot-Schildern in Oeffingen den Bauern mit ihren Traktoren, an denen sie meist zwei Hänger zum Ab- und Weitertransport des Getreides haben, und natürlich auch den Mähdreschern die Zufahrt auf die Felder erleichtert. Sechs Getreidebauern gibt es noch in Oeffingen, die beiden Familien Gauß, Reich, Glohning, Plappert und Treiber. „Der Ertrag wird dieses Jahr durchschnittlich sein“, verkneift sich Peter Treiber das Jammern.

Er und die meisten seiner Kollegen aus Fellbach liefern mittlerweile ihr Getreide in Freiberg am Neckar ab. Nicht so Ernst Hess, seine Felder sind östlich von Fellbach. Er fährt weiterhin nach Endersbach zur Baywa. Dieses Jahr allerdings zum letzten Mal. Der Standort in Endersbach wird geschlossen, wie viele andere in ganz Deutschland auch.

Landwirtschaft in Fellbach

Die Fellbacher Gemarkung hat rund 10 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, auf rund einem Drittel davon wird Getreide angebaut. Zwischen 130 und 150 Hektar entfallen jeweils auf die Stadtteile Schmiden und Oeffingen, in der Kernstadt Fellbach sind es etwas mehr als 50 Hektar. Die größte Fläche nimmt dabei der Weizen ein, Roggen wird gar nicht mehr angebaut. Bei Gerste überwiegt die Sommergerste. Wintergerste gibt es nur noch wenig.