Finanzminister Schmid eröffnet nach mehr als drei Jahren Bauzeit die neue Menschenaffenanlage der Wilhelma für Besucher. Die können das moderne Gehege ab sofort unter die Lupe nehmen.

Stuttgart - Im Zoo der Zukunft gibt es jede Menge Spielgeräte für Tiere, große Schautafeln und moderne Medienstationen für Besucher, Hängematten für alle, Kletterwälder, Planschbecken, über Lautsprecher kommentierte Fütterungen, Filmvorführungen für Menschen, ein Kino für Affen und vor allem eines: reichlich Platz für die tierischen Bewohner. Umgesetzt worden ist dieses zukunftsweisende Konzept mit der neuen Menschenaffenanlage der Wilhelma, die nach einigen Verzögerungen und Querelen am späten Dienstagnachmittag endlich offiziell mit einem einstündigen Festakt vor 380 geladenen Gästen vom baden-württembergischen Finanzminister Nils Schmid eröffnet werden konnte.

 

Der SPD-Politiker war dabei nicht nur als zuständiger Minister in den Stuttgarter Zoo gekommen, der als Landesbetrieb finanziert wird, sondern auch als frisch gebackener Patenonkel: Sein „Patenkind“ heißt Lubao und ist der jüngste Nachwuchs der großen Bonobo-Sippe, die neben der achtköpfigen Gorillafamilie in die neue Anlage im Herzen der Wilhelma eingezogen ist. „Das neue Menschenaffenhaus ist ein Meilenstein in der baulichen und zoologischen Weiterentwicklung der Wilhelma“, betonte Schmid. „Damit ermöglichen wir Haltungsbedingungen für die Tiere nach modernsten Standards, und die Wilhelma erhält einen neuen Besuchermagneten.“

Zu Pfingsten rechnet die Wilhelma mit einem Besucheransturm

Für die Besucher ist die neue Menschenaffenanlage vom heutigen Mittwoch an geöffnet, das Gedrängel um die besten Plätze dürfte dabei ziemlich groß werden. Die Wilhelma jedenfalls hat sich auf einen Ansturm eingestellt, der seinen vorläufigen Höhepunkt wohl in den anstehenden Pfingstferien nehmen dürfte. Die aufreibenden Zeiten mit Terminverschiebungen, Kostensteigerungen und anderen Problemen sind weitgehend überstanden – die Kosten für die neue Anlage sind bei rund 22 Millionen Euro im Vergleich zur ursprünglichen Planung um neun Millionen Euro gestiegen. Umso mehr freuen sich die zuständige Kuratorin Marianne Holtkötter und der Zoodirektor Dieter Jauch nun, dass die Anlage von heute an auch erlebt werden kann. „Wir sind stolz“, so Jauch, „dass wir mit diesem Projekt das Tor in die Zukunft der Wilhelma weit aufgestoßen haben“.

Insgesamt haben die Gorillas nebst Affenkindergarten und die auf 13 Mitglieder angewachsene Bonobo-Familie zusammen einen Lebensraum von etwa 4500 Quadratmetern, also rund 13 Mal mehr Platz als in der alten Anlage von 1973. Mehr Platz bedeutet dabei auch, dass die sozialen Bedürfnisse der Tiere und die Erfordernisse bei der Aufzucht wesentlich stärker berücksichtigt werden können als bisher. So gibt es in der neuen Gorillawelt etwa die Möglichkeit, sowohl außen als auch innen einen Bereich abzutrennen, wenn es etwa Streit zwischen dem Silberrücken Kibo und einem seiner heranwachsenden Söhne geben sollte.

Der Affennachwuchs soll artgerechtes Verhalten lernen

Die Bonobos wiederum haben nun wie vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) gefordert die Möglichkeit, sich entsprechend ihrer Sozialstruktur in mehreren flexibel miteinander kombinierbaren Außen- und Innengehegen zu einer großen Familie zusammenzuschließen oder sich wieder in kleinere Gruppen aufzuteilen. Und die Aufzuchtstation für verstoßene oder verwaiste Gorillakinder, die aus dem Jungtierhaus umgezogen ist, wurde so konzipiert, dass der Nachwuchs von Beginn an das Zusammenleben in einer intakten Gruppe beobachten und so artgemäßes Verhalten lernen kann. „Wir haben für die Anlage alle Erkenntnisse und Anforderungen zusammengetragen und umgesetzt“, sagt Dieter Jauch.

Die geladenen Gäste zeigten sich jedenfalls ziemlich beeindruckt von der schönen neuen Affenwelt, allen voran auch Finanzminister Nils Schmid, der bis 2011 einige Jahre im Vorstand des Fördervereins der Wilhema war, der sich mit 9,5 Millionen Euro an der Finanzierung der Anlage beteiligt hat. Er wolle weiter mithelfen, so der Affenpate Schmid, der als glühender Wilhelma-Fan gilt, „diesen Schatz zu erhalten“. Daher habe er auch gerne die Patenschaft für den kleinen Lubao übernommen. „Sie ist Zeichen meiner engen Verbundenheit mit der Wilhelma.“