Die Prostituierten und der Geschäftsführer des Erosparks halten 150 Euro Sexsteuer für unangemessen. Deshalb wollen sie demonstrieren.
18.01.2011 - 11:24 Uhr
Sindelfingen - Mit öffentlichen, bewusst provokanten Auftritten machen die Prostituierten des Erosparks in Sindelfingen (Kreis Böblingen) zurzeit auf sich aufmerksam. Kurz vor Weihnachten marschierten sie ins Rathaus, um dem Oberbürgermeister Bernd Vöhringer eine goldene Uhr zu überreichen, am 9. Januar traten 25 Frauen, verborgen hinter goldenen Masken, beim Neujahrsempfang der Stadt auf und verteilten Zettel an die Besucher. Der Grund für diese Aktionen: die Prostituierten wehren sich gegen die vom Gemeinderat beschlossene neue Vergnügungssteuer. 150 Euro pro Monat muss seit Januar jede von ihnen an die Stadt zahlen. Die Steuer ist zwar bereits im August eingeführt worden, bis zum Jahresende aber hat der Bordellbetreiber die Kosten übernommen. In der Region
Stuttgart erhebt nur noch die Stadt Leinfelden-Echterdingen eine ähnliche Steuer.
Seit 15 Jahren gibt es das Etablissement in Sindelfingen, das kontinuierlich ausgebaut wurde von anfangs 13 auf heute 57 Zimmer plus zwei Extraräume - unter anderem mit einem Whirlpool. Die Wirtschaftskrise sei fast spurlos am Erospark vorbeigegangen, sagt der Geschäftsführer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will: "Ich habe zwei Kinder und wohne hier in der Umgebung", erklärt er dies.
Eine ganze Stunde bucht kaum jemand
Das Bordell liegt günstig - nahe an der Autobahn, und das Daimlerwerk mit 38.000 Beschäftigten ist nur einen Steinwurf entfernt. Nebenan steht ein großer Baumarkt, auf dessen Parkplatz Mann unauffällig den Wagen abstellen könne. Eine Viertelstunde im Bordell, danach ein Abstecher in den Heimwerkermarkt, was durchaus mal als Alibi diene. Diese Viertelstunde, das ist die gängige Einheit, die die Freier im Erospark buchen. 30 Euro kostet dieser Service, eine halbe Stunde 50 Euro und eine volle Stunde 150 Euro. "Doch das bucht kaum jemand", sagt Maria Magdalena. Nur für die Presse nennt sie sich so. Auf der Homepage des Erosparks firmiert sie unter einem anderen Decknamen. Doch dieser soll nicht in der Zeitung stehen. "Nicht, dass ein Freier dann nicht mehr kommt wegen dem, was ich gesagt habe", meint die Mitdreißigerin.
Ihren richtigen Namen kennt auch im Bordell außer dem Geschäftsführer niemand. Denn Maria Magdalena, die aus einem osteuropäischen Land stammt, führt ein Doppelleben. Seit drei Jahren arbeitet sie je einen halben Monat im Erospark, die andere Hälfte verbringt sie daheim mit ihren Kindern - weit weg in einem anderen Bundesland. Die Kinder wissen nicht, wie ihre Mutter das Leben finanziert.