Erich Püschel fotografiert Erotisches. Doch die Liste des Verbotenen ist lang geworden und der künstlerische Ruf schnell ruiniert. Zu sehen sind seine Bilder bis Ende März in der Degerlocher Galerie Nieser.

Degerloch - Gespreizte Beine? Um Himmels willen. Es ist eng geworden für die künstlerische Aktfotografie, für das erotische Bild. Zwischen all dem Porno und der vollständigen Kommerzialisierung des Sexuellen ist nicht mehr viel Platz für die sinnliche Schönheit des (weiblichen) Körpers und den Eros einer Geste, einer Szene, einer Haltung, eines Blicks oder einer Bewegung – als Kunst. Erich Püschel hat von seiner Liebe zur Aktfotografie nie ganz lassen wollen und betritt diesen schmalen Grat mit seiner Ausstellung „La Beauté“, die am Samstag, 1. Februar, in der Fotogalerie Nieser ihre sehr gut besuchte Vernissage hatte. Sex sells, nach wie vor.

 

Respekt und ein Hauch Bewunderung

„La Beauté“ also, die Schönheit, hat der 1958 geborene Erich Püschel denn auch seine Arbeiten überschrieben. Er will sich seinen Modellen mit Respekt nähern, vielleicht sogar mit einem Hauch Bewunderung und die Frau nicht zum bloßen Objekt der triebhaften Begierde machen. Aber auch seine Versuche, die erotische Ausstrahlung subtil zu bannen, zeigen das Bemühen (und müssen es zeigen), die platte Erregung männlichen Bedürfnisses sorgsam zu vermeiden.

Erich Püschel macht erotische Fotos. Foto: Bernklau

Die Liste des Verbotenen ist lang geworden. Wo sich in Zeiten früherer Prüderie Fotografen ein Kunstmäntelchen umhängten, von notwendiger Provokation und Befreiung plapperten, um sich möglichst nah und geil an die Grenze des gerade noch gesellschaftlich Erlaubten heranzuschummeln, ist heute ruckzuck der künstlerische Ruf ruiniert.

Zu sehen sind Arbeiten aus einigen Jahren

Erich Püschel hat Arbeiten aus einigen Jahren versammelt. Verstärkt hat er sich vom reinen „klassischen“ Schwarzweiß in jüngerer Zeit auch der Farbe zugewandt, wenngleich in behutsamer Beschränkung, manchmal auf Ton in Ton reduziert. Einen einheitlichen Stil strebt er erst gar nicht an. Es sind mehr die Momente von flüchtiger, subtiler Erotik, die er sucht, manchmal nur in einem Gesicht unter leicht verstrubbeltem Haar. Auch das ist ein Hinweis auf seine Vorsicht, auf das genaue Bewusstsein dafür, wie dünn das Eis ist. Gesichter sind ihm überhaupt wichtiger als Geschlechtsteile oder die sattsam bekannten optisch erogenen Zonen.

Es gibt in den Inszenierungen manchmal die Accessoires, die Fetische. Stilettos zum Beispiel. Aber da ist dann mal fast nur die Hand der Frau zu sehen, die zärtlich den Stöckelschuh vom Fuß streift. Im unscharfen Hintergrund vielleicht etwas schwarze Spitze. Die dunkle Schöne in der langen Lederjacke, die ihre nackte Haut fast vollständig bedeckt, schaut in die Ferne, weit weg von dem angedeuteten Ort mit rostigem Schrott. Eine Unbekleidete wendet sich ab in scharfschattig ausgeleuchtetem Ambiente von verfallendem altem Gemäuer. Ein Rest von Rätsel bleibt fast immer, auch in den Betten, wo die schönen Körper zu Landschaften werden oder zu Fragmenten davon, die ein Geheimnis bewahren.

Die Ausstellung dauert noch bis Ende März

Es sind professionelle Models, mit denen Püschel arbeitet, langbeinig, ebenmäßig, superschlank. Das passt nicht immer so ganz zu dem erkennbaren Willen, sich von der klischeehaften Hochglanz-Glätte gängiger Mode- und Lifestyle-Fotografie abzusetzen. Andererseits lässt sich in offenkundiger Schönheit leichter das ästhetisch Subtile finden. Oft gelingt ihm das, in edlem Bromöl-Druck übrigens

Die Ausstellung – „La Beauté“ mit erotischen Fotografien von Erich Püschel ist noch bis zum 22. März in der Degerlocher Fotogalerie Nieser, Große Falterstraße 31/3, zu sehen. Geöffnet ist sie mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr.