Zum zweiten Mal in Folge wird das Cannstatter Volksfest wegen der Coronapandemie abgesagt. Wenigstens für Schausteller und Marktleute solle es aber einen gewissen Ersatz geben.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Das Cannstatter Volksfest, das vom 24. September bis zum 10. Oktober auf dem Wasen geplant war, kann wegen der Coronakrise auch in diesem Jahr nicht stattfinden. Das hat Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) am Mittwoch nach einem Gespräch mit Schaustellern und Festwirten erklärt. Allerdings soll es zumindest für Schausteller und Marktkaufleute einen Ersatz geben. So ist geplant, dass sich diese von Juli bis September mit Ständen und Fahrgeschäften in der Innenstadt präsentieren können. Außerdem soll der Weihnachtsmarkt, so es die Coronalage zulässt, in diesem Jahr bis zum 30. Dezember verlängert werden.

 

Er sei ein „leidenschaftlicher Freund und Anhänger unseres Cannstatter Volksfestes“, betonte Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Aber die Einschränkungen durch die Coronapandemie und die fehlende Planungssicherheit ließen es auch in diesem Jahr nicht zu, dieses zu veranstalten. Auch wenn er für die Sehnsucht vieler Menschen und für die schwierige Lage von Schaustellern, Marktkaufleuten und Gastronomen Verständnis habe, müsse man „der Realität ins Auge blicken.“ Andreas Kroll, der Geschäftsführer der städtischen Veranstaltungsgesellschaft, sagte, unter derzeitigen Bedingungen seien „Veranstaltungen mit einem Ausmaß wie dem Cannstatter Volksfest weder infektiologisch umsetzbar noch finanziell tragbar“.

Riesenrad in der Innenstadt

Um wenigstens den Schaustellern und Marktkaufleuten entgegen zu kommen, bietet die Stadt diesen von Juli bis September etwa 30 Standorte in der Innenstadt an, an denen sie ihre Stände und Fahrgeschäfte aufbauen können. Dafür will man auch das Land gewinnen. Der OB kann sich auch vorstellen, dass in der City ein Riesenrad aufgestellt wird.

Diese Lösung hatte sich bereits im Vorfeld abgezeichnet. „Wir Schausteller wollen auf den Wasen“, man wünsche sich nichts sehnlicher, sagte etwa Christian von Berg. Doch man sei auch realistisch. „Die Chancen für ein reguläres Volksfest stehen nicht gut.“ Keiner wisse, wie die Inzidenz und die Impfquote sein würden im September, von denen das Land eine Zustimmung zum Volksfest unter anderem abhängig mache.

Schausteller verweisen auf Hamburg

Auch der nun vorgesehene Ersatz schwebte ihm und seinen Kollegen schon vor dem Gespräch vor, nach dem Vorbild des historischen Wasens im Jahr 2018. Was aber eben nur eine Alternative für die Schausteller und Marktkaufleute ist. Christian von Berg, der einen Betrieb mit Schokofrüchten hat, braucht vor dem Start keine lange Vorlaufzeit. „Nach 14 Tagen sind wir einsatzbereit. Wir sind da viel flexibler als die Festwirte, die Zeltbetriebe können nicht so schnell reagieren“, sagte er.

Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbands Südwest, der am Mittwoch im Rathaus mit am Tisch saß, war mit dem Wunsch in die Runde gegangen, das Volksfest zu veranstalten. Er wies darauf hin, dass die Hamburger ihr Volksfest Hamburger Sommerdom für den August eben genehmigt hätten. Auch Oldenburg, Bremen und Crailsheim planten große Feste. Roschmann vertrat die Auffassung, dass man eben mit entsprechenden Hygienekonzepten planen müsse, die man dann, so sich die Lage bessern würde, reduzieren könnte. Roschmann machte deutlich, dass dies die Haltung „der Schausteller, der Marktleute und auch einiger Festwirte“ sei.

Festwirte zeigen sich defensiv

Dass in puncto Auflagen und Beschränkungen einige Wirte so ihre Zweifel hatten, hatte Karl Maier, der Wirt von Göckelesmaier, schon vorab deutlich gemacht. Bereits bei einem positiven Votum für das traditionelle Volksfest wäre es für seinen Betrieb „höchste Eisenbahn“, so Maier. Der Aufwand für den Zeltaufbau und der entsprechende Vorlauf für die sieben Festwirte sei enorm.

Entsprechend defensiver als seine Schausteller-Kollegen äußerte sich Maier denn auch. „Wir tragen jede Entscheidung voll und ganz mit“, sagte er, also auch eine Absage des Volksfestes. Für den Festwirt müssen die Rahmenbedingungen so sein, „dass wir auch kostendeckend arbeiten können“. Denn die Kosten sind beträchtlich. Man habe Ausgaben im „sechs- bis siebenstelligen“ Bereich, machte Maier deutlich. Deshalb brauche man „verlässliche Rahmenbedingungen“, betonte Karl Maier. Nur sei eben „die Krux, was sich heute überhaupt verlässlich über die Bedingungen im September sagen lässt“. Wären im September und im Oktober dann etwa durch die Begrenzung der Personenzahl im Zelt „die Einschränkungen zu groß“, wäre das für den Wirt von Göckelesmaier ein finanzielles Desaster. Aus ganz konkreten Gründen: In sein Festzelt gehen bis zu 4500 Personen. Um wirtschaftlich zu arbeiten, brauche man „etliche Abende, an denen wir voll besetzt sind“, sagt Karl Maier. „Mit deutlich weniger Leuten ist das einfach nicht mehr machbar.“