Im Falle des erschossenen Reha-Patienten aus Emmendingen prüft die Staatsanwaltschaft nun die Vorwürfe der Reha-Leitung. Diese hatte am Dienstag den Vorwurf erhoben, die Polizei habe die Situation falsch eingeschätzt, weil von dem Bewohner keine Bedrohung ausgegangen sei.

Emmendingen - Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen psychisch kranken Mann in Emmendingen prüft die Staatsanwaltschaft Vorwürfe aus der Reha-Einrichtung gegen die Beamten. Das seien wichtige Erkenntnisse, sagte der Freiburger Oberstaatsanwalt Michael Mächtel am Mittwoch. Die Darstellung von Zeugen liege der Staatsanwaltschaft inzwischen vor, sagte der Leiter der Einrichtung, Norbert Klein-Alstedde.

 

Der 61 Jahre alte Bewohner war vor etwa einer Woche von drei Schüssen eines Polizisten getroffen worden und gestorben. Nach ersten Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft bestand eine Notwehrsituation, weil der Mann mit einem Messer bewaffnet einen Polizisten angegriffen habe. Zuvor hatte der Sicherheitsdienst der Einrichtung die Polizei gerufen, weil der Mann sich aggressiv verhalten hatte.

Neben den Beamten keine Zeugen für Schusswechsel

Nach Angaben des Reha-Leiters ging beim Eintreffen der Beamten keine Gefahr von dem Mann aus, die Situation hatte sich ihm zufolge bereits beruhigt. Mächtel betonte, dass für den Beamten die Unschuldsvermutung gelte und alle Aussagen darauf geprüft würden, ob sie mit der objektiven Spurenlage zusammenpassten.

Der 61-Jährige habe beim Eintreffen der beiden Polizisten mit einer weiteren Bewohnerin in der Küche an einem Tisch gesessen und ein Messer in der Hand gehabt, teilte Klein-Alstedde mit. Er habe niemanden bedroht. Ein anderer Bewohner habe gekocht und sei dabei von einem Mitarbeiter des Hauses unterstützt worden.

Nach Angaben der Zeugen drangen die Polizisten mit gezogenen Waffen in die Küche ein und forderten den Mann auf, das Messer wegzuwerfen und sich auf den Boden zu legen, wie der Reha-Leiter sagte. Ein Einsatz von Pfefferspray, der nach Polizeiangaben wirkungslos blieb, sei von den Zeugen nicht bestätigt worden. Dann hätten die Bewohner und der Mitarbeiter den Raum verlassen, so dass es für den Augenblick vor den Schüssen und für die Schüsse selbst keine Zeugen neben den Beamten gebe, teilte Klein-Alstedde mit.